Foto: ARD/Klaus GörgenHarald Schmidt passierte das exakte Gegenteil von Stefan Raab: Die Reduzierung von fünf auf zwei Shows pro Woche - sie sorgte nicht dafür, dass mehr darüber gesprochen wurde. "Must see-TV" wurde Schmidt so nun wirklich nicht. Bei Stefan Raab und "TV Total" war es umgekehrt: Eine Folge pro Woche sorgte für enorme Einschaltquoten und die Gewissheit, dass am nächsten Tag auf Schulhöfen, an Unis und in Büros darüber gesprochen wurde. Diesen Status verlor "TV Total" mit der Ausdehnung auf vier Ausgaben pro Woche.

Was also bleibt jetzt von Harald Schmidt? Erstaunlich viel, wenn auch nicht in seiner eigenen Sendung für die die ARD so viel Geld ausgibt. In einer nie gekannten Häufigkeit gibt Harald Schmidt derzeit Interviews wie sonst nur irgendeine "VIVA-Göre auf Promotiontour", wie er selbst lästern würde, ginge es nicht um ihn selbst. Ende Oktober sprach er mit "Neon", Anfang November mit der "Brigitte" und am Montag lässt sich in der Münchener "Abendzeitung" ein weiteres lesen. Das sind sicher längst nicht alle.


Die Lektüre dieser Gespräche ist immer wieder höchst amüsant und seine Statements verkaufen noch immer Zeitungen oder erhöhen - wie in unserem Fall - die Zahl der Visits. Das nicht zu erwähnen wäre verlogen. Aber trotzdem stellt sich die Frage: Wird Schmidt zur Interviewexistenz? Er selbst lästerte über die vielen Panelexistenzen im deutschen Fernsehen. So wie diese durch das Privatfernsehen touren, tourt Schmidt derzeit durch die Presse, was umso deutlicher auffällt als dass er sich früher sehr bedeckt hielt.

Harald Schmidt - er wird stets genannt, wenn es um die Besten im deutschen Fernsehen geht. Wie lange aber ist diese Aussage noch gerechtfertigt und worauf soll sie sich begründen? Reichen zweimal 30 Minuten pro Woche um den Status zu halten, den er sich beim "Unterschichtenfernsehen" aufgebaut hat? Und ist eine Neuauflage von "Pssst" im ARD-Werbefernsehen dazu geeignet? Derzeit erreicht Schmidt jedenfalls ein vielfaches der Zuschauer seiner eigenen Show mit den Werbespots für die Elektrohandelskette Media Markt. Salopp gesagt: Schmidt macht sich zur Sau - natürlich für Geld. Sicher nicht für seinen Ruf.