Foto: A.M.P.A.S.Ein echter Glücksgriff für die diesjährige Preisverleihung der Academy Awards war Gastgeber John Stewart. Humorvolle Einfälle in Einspielerform und sein StandUp zu Beginn waren ein gelungenere Einstieg in die Preisverleihung, der in diesem Jahr den Spagat zwischen cineastischer Filmkunst und Blockbuster-Tauglichkeit gelingen musste. Die Dominanz des Popcorn-Kinos, der Potters und Frodos der Filmwelt, war in diesem Jahr nicht gegeben.

Und trotzdem: Auch ohne Popcorn-Kino in den wichtigsten Kategorien war die 78. Verleihung der Academy Awards nicht nur für ausgesprochene Filmliebhaber sehenswert. Ob es den Quotenverfall der Verleihung der letzten Jahren stoppen konnte, wird sich aber erst morgen sagen lassen.

Foto: A.M.P.A.S.Die Oscars für die besten schauspielerischen Leistungen in Hauptrollen gingen an Reese Witherspoon und Philip Seymour Hoffman. Witherspoon wurde für ihre Rolle als June Carter, Ehefrau des Countrysängers Johnny Cash, in der Filmbiografie "Walk the Line" geehrt. Hoffman erhielt die begehrteste Auszeichnung der Filmwelt für seine Darstellung des exzentrischen US-Schriftstellers Truman Capote in "Capote". Beide Auszeichnungen waren keine Überraschungen: Hier gewannen die Favoriten.

Das deutsche Drama "Sophie Scholl - Die letzten Tage" ist leer ausgegangen. Die Auszeichnung für den besten fremdsprachigen Film ging an den südafrikanische Film "Tsotsi". Auch bei den Kurzfilmen konnte sich der deutsche Beitrag "Ausreisser" nicht durchsetzen.

Foto: A.M.P.A.S.In der Kategorie Bester Film war mit "Capote"-Produzent Michael Ohoven auch ein Deutscher im Rennen, allerdings ebenfalls vergebens. In der Königskategorie der Academy Awards gab es kurz vor Ende die größte Überraschung des Abends: Der erwartete Gewinner "Brokeback Mountain" kam nicht zum Zug. Der Preis ging an den Ensemble-Film "Crash", der zusammen mit den Oscars für Bestes Originaldrehbuch und Schnitt insgesamt drei Preise gewann.

Eindeutiger Gewinner ist "Crash" damit allerdings nicht: Gleich drei weitere Filme wurden mit drei Oscar-Statuen bedacht. Favorit "Brokeback Mountain" holte mit der Auszeichnung für Regisseur Ang Lee immerhin einen der wichtigsten Preise. Hauptdarstellerin Heath Ledger sowie Nebendarsteller Jake Gyllenhaal und Michelle Williams waren zuvor leer ausgegangen.Die beiden weiteren Oscars für die tragische Liebesgeschichte gab es für die beste Filmmusik und das beste adapatierte Drehbuch.
 
Auch das Blockbuster-Kino wurde am Abend in Los Angeles mit Preisen bedacht. Peter Jacksons "King Kong" bekam drei Academy Awards in den eher technischen Kategorien Ton, Tonschnitt und visuelle Effekte. Völlig unerwartet und umso überraschender war der Erfolg von "Die Geisha". Auch er holt drei Auszeichnungen (Beste Kamera, beste Ausstattung und bestes Kostüm-Design) und gehört damit neben "Crash", "Brokeback Mountain" und "King Kong" zu den großen Gewinnern des Abends.

Foto: A.M.P.A.S.Trotz den vier großen Abräumern die gleich zwölf der Preise auf sich vereinten, kamen noch einige andere Filme zu Oscar-Ehren: "Wallace und Gromit und die Jagd nach dem Riesen-Kaninchen" ist bester animierter Film des Jahres. Als beste Dokumentation wurde der "Marsch der Pinguine" ausgezeichnet.

"Die Chroniken von Narnia" erhielten den Oscar für das beste Make-Up, während "Hustle & Flow" mit der Auszeichnung für den besten Filmsong ("It's hard out here for a pimp"). Als bester Kurzfilm im Bereich Dokumentation wurde "A Note of Triumph: The Golden Age of Norman Corwin" mit einem Preis bedacht, bester fiktionaler Kurzfilm wurde "Six Shooter" und bester Kurzfilm im Bereich Animation wurde "The moon and the son: An Imagined Conversation".

Foto: A.M.P.A.S.George Clooney hatte als Darsteller, Regisseur und Produzent eine dreifache Chance auf einen Oscar. Er bekam nur einen, als bester Nebendarsteller in "Syriana" gleich zu Beginn der Verleihung. Da scherzte Clooney bereits, dass es mit dem Regie-Preis dann eh nichts mehr werde. Als beste Nebendarstellerin wurde Rachel Weisz für ihre Rolle in "Der ewige Gärtner" ausgezeichnet.
Den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk erhielt Regie-Altmeister Robert Altman ("Short Cuts", "MASH"). Die Laudatio für den 81-Jährigen hielten Meryl Streep und Lily Tomlin. Steven Spielbergs Film "München" über die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972 ging trotz fünf Oscar-Nominierungen leer aus und ist damit der große Verlierer des Abends an einem Abend mit lauter Gewinnern.