Schade Jörg: Das Scheitern einer Paradevorstellung

Jörg Thadeusz war mal ein Hoffnungsträger. Die Stationen seiner Karriere: Liegenwagenschaffner, Rettungssanitäter, Müllpresser, Ruhr-Nachrichten, NDR- und WDR-Hörfunk, Außenreportagen bei „Zimmer Frei“ und Grimmepreis, Extra Drei. Es waren seine Gastauftritte, mit denen er auf sich aufmerksam machte: Als angenehmer Gegenpart zu Tita von Hardenberg in „Polylux“, mit rhetorisch perlender Schnoddrigkeit als Krankenvertretung in der „NDR Talk Show“. Jetzt hat er sich Gäste geholt und Hoffnungen enttäuscht.

Zum Beispiel die von RBB-Fernsehdirektor Gabriel Heim, der „Leute am Donnerstag“ zum RBB-Relaunch als einen Quotenbringer ankündigte, ein Talkformat mit Sogwirkung für das erfolgreich kaputtgesparte öffentlich-rechtliche in Berlin und Brandenburg. Der mitten in der Woche, gegen Heute-Journal und Tagesthemen zum Plaudern einlud und sich auf die Namen Thadeusz und Kock am Brink verließ.

Foto: RBB / HaringUlla Kock am Brink liebt „roten Wein, Mallorca, Barockmusik du Madonnenfigürchen“ und hat nie etwas wie Hoffnung ausgestrahlt, dafür viele Sendungen zwischen Gala-Pomp und RTL-Beliebigkeit. Wie die „100.000-Mark-Show“ oder „Verzeih mir“, leider ohne Sabine Christiansen.

Hoffnungsträger, Sparfuchs und Samstagabendulla sowie 8 Redakteure, das musste doch reichen für eine repräsentative Geste der Entschuldigung: Wir haben kein Geld mehr für Fernsehen, deshalb rascheln wir ein Mal in der Woche mit den Scheinen und holen uns Caroline Link und Reinhold Messner in unsere kleine Wellblechhütte, Kurt Krömer braucht ja keine Gage.  Soweit der Plan, und er ging wie zu erwarten nicht auf: Dass der Donnerstagabend nicht zu Plaudereien einlädt und uns kokett und abwechslungsreich ins Weekend-Feeling entführt, hat primär einen Grund: Den Freitag.

Dass man Thomas Anders in „Wo die Liebe hinfällt“, Renate Künast und Susanne Fröhlich in „Frust und Lust beim Essen“ oder Gregor Gysi in „Ossis und Wessis“ zu diesem Zeitpunkt noch nicht nebenwirkungsfrei genießen kann, liegt vielleicht daran, dass man sich nicht betrinken will, um morgen frisch zum letzten Arbeitstag zu erscheinen.

Das Samstagabendulla bzw. der gedankenflinke Thadeusz mit Teleprompter-Fragebogen-Falten bzw. unfreiwillig komisch wirkender Schlagfertigkeit nie in einer erträglichen Konzeption zusammen kommen werden und auch der Sparfuchs die Hoffnung verliert, sei das Studio blau oder orange, die Konkurrenz Heute-Journal oder Maybritt Illner, war wie alles bei einer Parade: Vorprogrammiert.