"Kein billiges Format": Hey präsentiert seine neue Welt

Im neuen Studio stehend erklärt er den geladenen Journalisten auch gerne, wieso ausgerechnet RTL II: Der Sender habe genau wie die Welt der Wunder GmbH „schon viel hinter sich, aber noch viel vor“. Deshalb, so Hey, sei dies die „perfekte Konstellation“. Die Kulisse der neuen alten Sendung wurde erst einen Tag vorher fertig, wer sie betreten will, muss sich mit Schuhüberzieher behelfen. „Es soll ja noch glänzen, wenn wir starten“.

Anders als das bisherige Studio für ProSieben, ist die neue Heimat von „Welt der Wunder“ deutlich realer. Die Kulisse des Studios ist in eine traditionelle Bücherwand („Akademie der Wissenschaften“) und eine eher nüchtern moderne Hälfte für die Thematik „Zukunft / Technik“ zweigeteilt. Im Mittelpunkt ein rundes Podest unter einer „Projektionsmaschine“, die in der Sendung 3D-Objekte in die Mitte des Studios bringen soll.

Zielsetzung bei der Konzeption war, mehr Aktionen und Erklärungen im Studio zu ermöglichen. So lässt sich ein Teil der Kulisse auch öffnen und gibt den Weg auf einen Bluescreen frei. Hey spricht von „der Tür nach draussen“, durch die er das Studio an sonst unerreichbare Orte wie der Mars-Oberfläche oder ähnlichem verlassen kann. Die Liebe zu Inszenierung und moderner Präsentation bleibt also auch im neuen, auf den ersten Blick konservativen Studio, erhalten.

Auf dem Weg zum „konventionellen Vollprogramm“

Foto: RTL IIRTL II-Programmchef Torsten Prenter freut sich über den bekannten Neuzugang für seinen Sender und spricht von einer „Premiummarke im Bereich Wissenschaft“, dank der RTL II im kommenden Jahr sein Programm in Richtung eines „konventionellen Vollprogramms“ ausbauen möchte. So sei auch vorstellbar „Welt der Wunder“ irgendwann mehr als eine Stunde wöchentlich einzuräumen.

Der Wechsel von Welt der Wunder zu RTL II hat für ProSieben laut Hey im Übrigen noch größere Folgen als nur ein verlorenes Magazin: Die Welt der Wunder GmbH war einer der Hauptzulieferer für ProSieben-Formate wie zum Beispiel „Galileo“. Das hat nach dem Streit um die Sendung „Welt der Wunder“ aber ein Ende. Hey verrät, dass die entsprechenden Verträge gekündigt wurden. „So weit geht die Liebe nicht mehr“, so Hey wörtlich.

Bei RTL II sieht man dem Start von „Welt der Wunder“ gelassen entgegen und auch Moderator und Produzent Hendrik Hey ist sich bewusst, dass man den Zuschauer erst daran gewöhnen muss, dass „das Original einen neuen Sender hat“. Wirtschaftlich sei man aber bereits auf der sicheren Seite, erzählt Hey, obwohl „man kein billiges Format“ sei. So hätten bereits viele Werbekunden ihre Solidarität bekundet und wechseln mit von ProSieben in die Werbeblöcke von RTL II. El Cartel Media wird es freuen.

„Wir sind kein elitäres Format“

Foto: RTL IIInhaltlich sieht Hey künftig auch einen neuen Aspekt in der Sendung: Das Thema Verantwortung. Zu zeigen was möglich ist, aber auch die Frage aufzuwerfen, ob man alles nutzen soll oder darf, was man kann. Angesichts von Themen wie Gen-Technik ein löblicher Ansatz, dessen Tiefe allerdings abzuwarten bleibt.

In Anknüpfung an andere Sendungen von RTL II hält Hey es für möglich künftig bei Themen wie Raumfahrt und ScienceFiction auf RTL II-Serien wie „Stargate“ aufzubauen oder anhand der RTL II-Dokusoap „Die Supermamas“ das Thema Erziehung oder der Realityshow „Big Brother“ das Thema Psychologie wissenschaftlich zu betrachten.

„Welt der Wunder“ soll weiterhin auch für die breite Masse das Thema Wissenschaft zugänglich machen. „Wir sind kein elitäres Format“, so Hey. Man mache Programm für die Oma in Leipzig und den Enkel in Bremen, nicht für Universitätsprofessoren, wenn gleich auch von Hochschulen und Insitituten Rückendeckung für den Wechsel zu RTL II kam.

Von Heften, Bildung und Internationalisierung

Neben der Fernsehsendung plant die Welt der Wunder GmbH für 2005 auch den Start eines eigenen Print-Magazins. Ob monatlich oder quartalsweise ist noch nicht entschieden. In keinem Fall soll es ein reines Begleitheft zur Sendung sein, sondern ein eigenständiger Titel. Nur eben „jünger, populärer, günstiger“ als die gerade erschienen Wissenmagazine von SZ und Zeit. Eine erste Print-Kooperation läuft ab Ende Dezember mit der Programmzeitschrift „TV14“, denen Welt der Wunder einige Seiten zuliefert. Erleichternd war hier, dass der Bauer Verlag, Herausgeber von „TV14“, ebenfalls an RTL II beteiligt ist.

Mit einem Projekt namens „Gib der Bildung Bilder“ will die Welt der Wunder GmbH 2005 Schulen und Hochschulen den Zugang zu wissenschaftlichem Bildmaterial erleichtern. Zusammen mit anderen Partnern baue man derzeit einen „Wissensspeicher“ auf. Oft hätten Schulen Wünsche nach Bildmaterial und Beiträgen auf Video, die aufgrund von Lizenz- und Urheberrechten, allerdings nicht erfüllt werden könnten, so Hey. Dies soll „Gib der Bildung Bilder“ ändern.

Internationalisierung ist 2005 ebenfalls ein Thema für die Welt der Wunder GmbH. In den nächsten acht bis zwölf Monaten sollen Ableger des Formats in Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien starten. Auch dabei, so Hey, unterstütze RTL II die Welt der Wunder GmbH nach Kräften. Die Begeisterung und Unterstützung für das Format und die Marke in diesem und anderen Zusammenhängen, habe er bei ProSieben zuletzt vermisst.