Catherine Mühlemann erklärt ihre neue Musik-Welt

Vor über zwei Wochen berichtete DWDL erstmals über die Programmpläne für den Kölner Musiksender VIVA. Im Visier des Unmuts seitdem: MTV-Chefin Catherine Mühlemann, die ab Anfang 2005 auch die Leitung für VIVA und VIVA Plus übernehmen soll. Das Aus für „Sarah Kuttner – Die Show“ und VIVA-Marken wie „Interaktiv“ waren selbst der  „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ einen ausführlichen Artikel wert.

VIVA-Gründer und Noch-Chef Dieter Gorny hatte den Mitarbeitern am 24. November den Zeitplan für die Abwicklung erläutert: Nach der VIVA Media-Hauptversammlung Anfang 2005 und dem In-Kraft-Treten des so genannten Beherrschungsvertrags, hat der neue Eigentümer Viacom endgültig die volle Entscheidungsbefugnis über das, was übrig bleibt. Dann darf auch erst Catherine Mühlemann offen über das sprechen, was bereits durchgesickert ist. Solange verweist die MTV-Chefin auf die Souveränität der Kölner.

Weiter Verwirrung um Sarah Kuttner

Foto: VIVA.tvIn einem Interview verriet sie jetzt allerdings doch bereits Details, die aufklären sollen aber meist verwirren. Meldungen über ein Aus für „Sarah Kuttner – Die Show“ bezeichnet sie so gegenüber Kollegin Sigrid Eck von „W&V“ als „schlichtweg falsch“. Nach ihrer Darstellung bleibt die wortgewaltige Moderatorin auf Sendung – allerdings nur zweimal wöchentlich. Fraglich jedoch ob Kuttner überhaupt noch will: Sie hat vor einigen Tagen intern klar gestellt, dass sie sich „keinen Alexander Klaws auf die Bühne stellen lasse“. Nach DWDL-Informationen ist die Zukunft von Kuttner bei VIVA weiterhin offen. Ob man sie lässt oder ob sie selbst es überhaupt so will, sind eben zweierlei Fragen.

Frau Mühlemann findet nette Worte für die nach ihrer Darstellung reduzierte Ausstrahlung der Kuttner-Show: „Qualität ist wichtiger als Quantität“. Doch offenbar gilt diese Sichtweise nicht immer, so kontert sie in anderem Zusammenhang inhaltliche Kritik mit Gewinnmargen: „Als VH-1 geschlossen wurde, gab es ähnliche Proteste. Heute ist MTV2Pop profitabel“, sagte die MTV-Chefin im Interview mit der „W&V“. Mühlemann bleibt ganz die kühle Rechnerin.

MTVs neueste Innovation: "Pimp my Fahrrad"

Foto: MTVEntwarnung gibt es für Fans der Sendung MTV Spin: Das Magazin kommt künftig gar noch häufiger. Von montags bis donnerstags um 23 Uhr widmet sich MTV zu später Stunde alternativer Musik von Rock bis HipHop. Neu im MTV-Programm ab 2005: Ein Spin-Off der erfolgreichen Sendung „Pimp my ride“ namens "Pimp my Fahrrad". Chartsendungen will Mühlemann aus dem Programm von MTV verbannen und bei VIVA unterbringen. Mühlemann weiter: "Eine interaktive Sendung auf VIVA genügt, deshalb nehmen wir „Select MTV“ aus dem Programm". Bei VIVA soll "17" die bisher bekannte Nachmittagssendung "Interaktiv" ersetzen.

Zu hören ist auch die bereits oft ausgegebene Marschrichtung: MTV für die Jungs, VIVA für die Mädchen. Im Nachsatz erklärt sie VIVA zur Chefsache: „VIVA zu positionieren, finde ich die spannendste Aufgabe, die vor mir steht“, so Mühlemann im „W&V“-Interview. MTV werde den Fokus auf den Bereich Rock/Alternative sowie R&B/HipHop setzen. Wann dies allerdings geschehen soll, erklärt sie nicht. Im Tagesprogramm von MTV bleibt kaum mehr Platz für Musiksendungen. Reality TV soll das Programm des Music Television dominieren.

VIVA-Betriebsrat froh über großes Presseecho

Logo: VIVADies sei laut Mühlemann übrigens keine Sparmaßnahme: „Eine Staffel „Real World“ kostet auch zwölf Millionen Dollar“, führt sie an und verschweigt dabei aber, dass diese dann auch weltweit vermarktet wird – anders als für Deutschland produzierte Programme, die ihr offenkundig künftig zu teuer sind. Mehr Details zum Programm verrät sie nicht. Da schwingt im Hause MTV und VIVA wie auch bei jeder Anfrage durch DWDL in der Antwort der „Beherrschungsvertrag“ mit. Hinter vorgehaltener Hand sind allerdings viele Mitarbeiter gesprächsbereit und der VIVA-Betriebsrat in Köln ist hoch erfreut über das große Presseecho. Man merke, „wir sind nicht allein“, zitiert der „Kölner Stadtanzeiger“ ein Mitglied des Betriebsrates.

Immerhin gibt es ein Datum, an dem sich vieles klärt: Ab dem 17. Januar kann Fernseh-Deutschland sehen, wie sich Catherine Mühlemann zukunftsfähiges Musikfernsehen vorstellt. Sie hat uns vorher wissen lassen: Es muss nicht schön sein, nur profitabel, so wie schon bei VH-1 und MTV2Pop. Wenn der Inhalt also schon für Verstimmung sorgt, muss wenigstens die Verpackung stimmen: MTV bekommt am 17. Januar ein völlig neues Erscheinungsbild, so Mühlemann. „Und die Kollegen in Köln arbeiten auch an einem neuen OnAir-Design.“ Schöner Schein.