Etienne Gardé über eSports und seine neue Sendung

Foto: Etienne GardéDWDL: Herr Gardé, herzlichen Glückwunsch zu "GIGA eSports". Was macht die eigene Sendung möglich, was bislang im eSports-Bereich im Rahmen von "GIGA Games" nicht vorstellbar war?

Etienne Gardé: Wir können das gesamte Thema eSports auf ein neues Level hieven. Bislang konnten wir die extrem große und vielseitige Welt des elektronischen Sports nur in Bruchstücken zeigen. Durch das neue Format können wir uns den Inhalten, aber auch der Präsentation wesentlich intensiver widmen. So konnten wir auf Grund des engen Zeitplans von "GIGA Games" nur selten Matches in voller Länge zeigen und dann meistens auf Kosten der anderen Bereiche. Außerdem werden auch andere eSports relevante Themen, also außer den eigentlichen Matches, mehr Gewichtung bekommen.

DWDL: Nur zu zweit durch eine zweistündige Sendung zu führen, das ist eine Premiere bei GIGA-Formaten…

Etienne Gardé: Das stimmt. Es ist eine besondere Herausforderung, die da auf uns zu kommt. Allerdings haben wir auch wesentlich mehr Vorbereitungszeit, da wir nicht täglich, sondern nur zwei Mal die Woche senden.

DWDL: Wird sich "GIGA eSports" noch in weiteren Punkten von den bisherigen GIGA-Sendungen abheben?

Etienne Gardé: Es wird vor allem ein komplett neues "Look and Feel" geben. So wird zum Beispiel das Studio nicht mehr den typischen GIGA Backstein-Look haben...

DWDL: Wie muss man sich künftig die Aufgabenteilung zwischen „GIGA Games“, dem Nachmittagsprogramm und der eSports-Sendung vorstellen: Welche Thematik soll künftig wo ihren Platz finden?

Etienne Gardé: "GIGA Games" wird mit dem 1. November ebenfalls einer Frischzellenkur unterzogen. Inhaltlich orientiert es sich natürlich wieder mehr an der Zeit, als es noch kein eSports-Bereich in der Sendung gab. Der Schwerpunkt wird also auf aktuellen PC- und Konsolenspielen liegen. Bei "GIGA eSports" hingegen setzen wir uns intensiver mit der Materie des "Online-Zockens" auseinander. Wir berichten von Ligen, Teams, Turnieren und Events. Natürlich wird auch unsere eigene "GIGA LIGA" mit ihren über 130.000 Teilnehmern ein wichtiger Bestandteil der Sendung.

DWDL: "GIGA eSports" und "GIGA Games" teilen sich künftig den gleichen Studio-Komplex. Wie sieht es bei den Redaktionen aus, arbeiten sie weiterhin mit den gleichen Kollegen?

Etienne Gardé: Die Bereiche von "GIGA Games" haben seit jeher eigene Teams. Das Team, das bislang erfolgreich an dem Bereich eSports gearbeitet hat, wird sich natürlich auch für die neue Sendung ausschließlich diesem Thema widmen. Die eSports Redaktion wurde entsprechend den neuen Anforderungen aufgestockt. Natürlich arbeiten die Teams eng miteinander und befruchten sich gegenseitig.

DWDL: Das Thema eSports ist innerhalb der jungen Zielgruppe sicher ein großes Thema, aber welchen Stellenwert haben eSports heutzutage allgemein. Wie oft müssen sie noch erklären, um was es dabei geht?

Etienne Gardé: Das kommt darauf an, mit wem man darüber spricht. Ich denke unserer Zielgruppe müssen wir da nicht mehr viel erklären und auch kommende Generationen werden mit dem Thema eSports viel selbstverständlicher aufwachsen. Der Stellenwert von eSports wird zum Teil, gerade in Deutschland, noch stark verkannt. Das Potenzial ist einfach unglaublich. In anderen Ländern, wie Amerika, Schweden, Südkorea, China, Japan oder Frankreich, hat man diese Entwicklung längst erkannt. Dort wird eSports teilweise sogar staatlich gefördert.

Wir wollen mit "GIGA eSports" ganz bewusst ein Zeichen setzen. Wir wollen den elektronischen Sport auch in Deutschland vorantreiben und einer breiten Masse zugänglich machen. Die Entwicklungen, die der eSport zur Zeit durchmacht, sind stark vergleichbar mit der Entwicklung von "echtem" Sport vor wenigen Jahrzehnten. Irgendwann musste man auch erklären, warum es faszinierend sein kann, 22 Männern beim Treten gegen einen Lederball zuzusehen. Heute ist es für alle selbstverständlich.


DWDL: Wir schreiben das Jahr 2010 und eSport-Weltmeisterschaften werden live weltweit übertragen. Unrealistisch oder gut möglich?

Etienne Gardé:Warum 2010? Erst letzte Woche fanden die "World Cyber Games 2004" in San Francisco statt. Spieler und Journalisten aus über 70 Ländern waren vor Ort. Insgesamt wurde ein Preisgeld von mehr als 400.000 Dollar ausgeschüttet. In Süd Korea verdienen professionelle Turnierspieler mehr Geld als so mancher Bundesligaspieler. Ich bin mir absolut sicher, dass eSports Weltmeisterschaften oder Olympiaden in nicht allzu ferner Zukunft die mediale Aufmerksamkeit von "echtem" Sport erreichen werden.

DWDL: Kritiker würden ankreiden, dass es sich beim gegenseitigen Umbringen in EgoShootern und anderen Action-Spielen nicht um Sport handelt. Das ist jedenfalls oft zu hören. Wie kontern Sie?

Foto: Etienne GardéEtienne Gardé: Das sind Vorwürfe, gegen die sich Computer- und Videospiele seit jeher rechtfertigen müssen. Früher war es die Heavy Metal Musik, Kannibalen Filme oder Oswald Kolle. Es wird immer einen Generationskonflikt und damit eine Zielscheibe geben. Wer sich wirklich die Mühe macht und sich mit der Materie beschäftigt, wird feststellen dass es für einen Haufen Vorurteile wenig bis keine Basis gibt. Es gibt kaum eine Jugendkultur oder Bewegung, kaum einen "Sport", der friedlicher ist als die der Online-Zocker.

Auch die Kritiker von Egoshootern haben früher Cowboy und Indianer gespielt und sich abgeschossen, gejagt und verkleidet. Und zum Thema Sport: Schach und Billard ist Sport, Curling und Schießen sind olympische Disziplin. Wer legt eigentlich fest, wann etwas Sport ist und wann nicht? Und davon ab ist eSports ja nicht Sport, sondern eben elektronischer Sport. Dinge die man vom traditionellen Sport kennt, wie Teamgeist, mentale Stärke, Reflexe, Training, Taktik oder einheitliche Regelsysteme, nach denen weltweit gespielt wird, finden sich auch alle beim eSport.

DWDL: NBC Europe ist sich offenbar sehr sicher, dass eSports der neue Trend im Bereich der PC- und Videospiele sind. Dennoch sind die GIGA-Formate bislang ohne Konkurrenz in Deutschland. Sind sie froh darüber oder wäre Konkurrenz ein Ansporn?

Etienne Gardé: Konkurrenz ist immer ein Ansporn. Und es gab ja auch immer wieder Versuche anderer Sender, sich dem Thema "Games" anzunehmen. Der Video- und Computerspiel-Markt ist einfach gigantisch. Bislang fehlt es lediglich an einer entsprechenden Lobby. Dass die Zahl der Videospieler immer größer wird, auch und gerade der Anteil der Online-Spieler, ist ja kein Geheimnis. Ich denke viele Eltern werden das bestätigen können.

Die Kids wachsen heutzutage mit der Playstation und dem Internet auf. Schon für meine Generation sind Videospiele kein Phänomen mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit. Aber mittlerweile wird ja nicht mehr nur Zuhause alleine vor dem Fernseher gezockt. Gegen Freunde zu spielen macht einfach viel mehr Spaß. Auch die Handy-Entwickler erkennen die Entwicklung und bieten immer bessere Technik und Spiele an. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mehr Formate wie "GIGA Games" oder "GIGA eSports" erscheinen.

DWDL: Mit der neuen Sendung sind sie künftig nur zweimal pro Woche auf Sendung statt bislang an fünf Werktagen. Viel Freizeit also, die wem oder was zu Gute kommt?

Etienne Gardé: Das Thema eSports ist ziemlich komplex. Unsere Ansprüche mit "GIGA eSports" extrem hoch. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, bedarf es ungeheurer Anstrengung und Vorbereitung. Wie heißt es schön: Man hat nur einmal die Chance für einen ersten Eindruck.
Außerdem ist auch das Thema "GIGA Games" nicht völlig aus der Welt. Ich werde dort weiterhin als Host der Sendung fungieren.

DWDL: Eine Standardfrage am Ende auch an Sie: Wie würden Sie unser Kürzel DWDL übersetzen?

Etienne Gardé: Das War Die Letzte!

DWDL: Herzlichen Dank für das Gespräch.