Schwere Zeiten für ProSieben-Chef Dejan Jocic
Es begann alles mit dem ersten TV-Flop der Fernsehsaison: Die Comedysendung "Freispruch", bei der Ingolf Lück in bester Panelshow-Manier mit Kollegen über das aktuelle Wochengeschehen witzeln wollte, wurde wegen schlechter Quoten und schwacher Zoten nach wenigen Wochen abgesetzt. Am Montagabend um 20.15 Uhr erzielte die Sendung nur einstellige Marktanteile in der jungen Zielgruppe.
Mit der DokuSoap "Urlaubstausch" gingen die ProSieben-Probleme um 20.15 Uhr weiter. Diesmal lediglich mit dem Unterschied, dass der Münchner Sender sich die Quoten am Dienstagabend verhagelte. Auch diese PrimeTime-Sendung schickte ProSieben vorzeitig in Rente. Der Versuch auf den DokuSoap-Zug aufzuspringen, den RTL II so erfolgreich fährt, war damit gescheitert. Dabei gibt sich ProSieben in diesem Jahr mit Formaten wie "Die Alm" und "Das Geständnis" alle Mühe, dem Programm von RTL II und dem sehr jungen Publikum nahe zu kommen.
Der spektakulärste Flop der bisher noch sehr jungen TV-Saison, das Aus für "Hire or Fire" nur 24 Stunden nach der Premiere, machte die erfolglosen Versuche der Fernsehsender mit diesen so innovativen Formaten Quote zu machen, selbst für Tageszeitungen zum Aufmacher-Thema. Obwohl auch "Kämpf um deine Frau" bei SAT.1 kränkelt, steht ProSieben im Rampenlicht. Offenbar zieht der Münchner Sender jetzt daraus die Konsequenzen für die in einigen Wochen startende BeautyDoku "The Swan" mit Verona Feldbusch.
ProSieben: Flucht vor RTL-Dschungelshow
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Darüber hinaus bekommt sie einen neuen Sendeplatz: Statt um 20.15 Uhr geht "The Swan" dann um 21.50 Uhr direkt hinter "Sex and the City" auf Sendung. Offenbar erhofft sich der Sender einen Audience Flow von den vier New Yorker Freundinnen. Darüber hinaus geht man damit der RTL-Jobshow "Big Boss" aus dem Weg. Aber nicht nur hier kneift ProSieben: Während der Neuauflage der Dschungelshow bei RTL wird Stefan Raabs "TV Total" entweder auf einen späteren Sendeplatz verschoben oder gar ausgesetzt.
ProSieben-Chef Jocic vor schwieriger Bewährungsprobe
Während man sich vor der Saison bei der ProSiebenSAT.1 Media AG und auch im Hause ProSieben offen angrifflustig gab, hat man jetzt offenbar das Vertrauen in eigene bewährte und neue Formate verloren. In Köln könnte sich die Konkurrenz bereits die Hände reiben. Doch sollte man dort lieber die Quote der eigenen Jobshow "Big Boss" abwarten, bevor man allzu laut jubelt.
Beim SevenOneMedia-Event „The Big Picture“ Ende Juli sprach Dejan Jocic von „innovativen Format-Neueinführungen“, freute sich auf die kommende TV-Saison und schwang am Ende des Screenings frohen Mutes das Tanzbein. Ob ihm diese Freude heute noch einmal so leicht fallen würde? Der kommende November entscheidet über das Ansehen des wohl jüngsten Senderchefs Deutschlands.
Der November: Monat der Entscheidung
Neben der BeautyDoku „The Swan“ startet auch das neue Boulevardmagazin „Prompt“ am Vorabend, der laut Jocic die „Visitenkarte eines Senders“ ist. So wie Dr. Roger Schawinski bei SAT.1 wegen „Klatsch TV“, „Anke Late Night“ und „Kämpf um deine Frau“ unter Beschuss steht, wird es im November eng für Dejan Jocic auch wenn Hollywood-Blockbuster die Monatsmarktanteile retten.
Bis dahin muss er dem unerfreulichen Start in die neue TV-Saison ein Ende gesetzt haben. Hat er allerdings Pech, dann sind bis dahin die Quoten der neuen Comedys "Bully & Rick" sowie "Stromberg" und der Castingshow "Popstars" ebenfalls im Keller. Dann könnte "Hire or Fire" wieder zum Thema werden bei ProSieben, allerdings nicht im Programm.