Erlöst vom Stand-Up: Anke darf endlich Engelke sein
Es fing schon ganz am Anfang an: Der meist nur leidlich witzige Sketch mit den Gästen noch vor dem Opener, er war einmal. Damit begann der Reigen der dezenten Änderungen bei „Anke Late Night“. Ganz nach dem Motto „Mehr Loft als Industriehalle“ marschiert Engelke jetzt durch eine Art Wohnungstür ins Studio. Willkommen zuhause Anke?
Statt sich weiterhin an dem zu probieren, was sie eh nicht konnte, spielte sie diesmal Kamerakind und bewies: Ihre Show braucht kein StandUp. Ein harter Schnitt in der LateNight-Tradition, aber angesichts Engelkes mangelndem Talent auf diesem Gebiet, sicher ein konsequenter Schritt. So äffte Engelke mit ihrer Schauspiel-Ader die olympischen Sportler bei der Abschlussveranstaltung nach.
Am Schreibtisch angekommen, ging Engelke schlagfertig zum Angriff auf die Kritiker über: Sie habe „in der Zeitung gelesen“, dass die Show jetzt ein neues Konzept habe und das Studio kleiner und weiblicher werden soll. Ihr Kartenhalter präsentierte sich dann auch in rosa-farbenem T-Shirt mit der Aufschrift „Anke Late Night – klein. weiblich. gut“. Wohl der beste Konter, den man auf die vielfältige Berichterstattung zum neuen Studio und angeblich neuen Konzept liefern konnte.
Nach dem fehlenden Stand-Up gab es für Fans der klassischen LateNight den nächsten herben Schlag: Es gibt mit soften Themen weiter. So gab es in der neuen Rubrik „Was ist was“ beim Thema Frauen Scherzhaftes „vom Eileiter zum Eyeliner“. Ein Spiel mit Kandidaten aus dem Studio, bei dem sich Engelke aber weiterhin so locker präsentierte wie vor der Pause selten: Noch macht dies die Sendung nicht perfekt, aber das Zuschauen deutlich angenehmer. Der Gewinner gewann übrigens eins der rosa-farbenen T-Shirts.
Bis zum etwas müden Talk mit Franz Beckenbauer (den Engelke direkt mit „Du“ ansprach) und Dana Schweiger war die Sendung so geprägt von einer gut aufgelegten Anke Engelke, die endlich sie selbst sein darf. Man hat erkannt, dass bei einer so stark personalisierten Show auch die Person im Mittelpunkt stehen sollte, nicht die Vorgaben des Genres. Ja, die „neue“ Show ist weniger LateNight, noch weniger Schmidt. Dafür aber endlich wirklich Engelke. Ein erster Schritt zur Besserung. Jetzt müssen das nur noch die Zuschauer erfahren, die Engelke vor Wochen bereits aufgegeben haben.
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