Jetzt oder nie mehr: "Popstars" nimmt vierten Anlauf

Foto: sendungsbewusstseinMal ganz ehrlich, wer von Ihnen kennt die Single „Hotter Than You Know“? “Bal Privé”? “Der letzte Stern?” – Das sind Singles von Popstars. Veröffentlichungen der beiden Bands von Staffel No. 3 der einstigen Fernseh- und Popinnovation. Die Fabrik, in die arbeitslose Friseusen pummelig und stocksteif hineingelaufen sind und in einer sauberen Choreografie hinaus-moveten. In die man alles stecken konnte, was seinen Arsch strecken konnte – überwacht vom Drill Instructor Detlev D! Soest. Letzterer chillt gerne auch mal mit Renée Weller, Nico Schwanz und Djamila Rowe auf einer Alm, um Kuheuter aufzuschlitzen. Wer von Ihnen kennt die Single „Showtime“?

„Jetzt oder Nie“ ist Claim der vierten Popstars-Staffel. Ein Blick auf die Jury beweist, dass ProSieben das Motto ernst genommen hat: Denn wer in der Riege der Richter nach dem bulligen Trash-Tänzer sucht, tut dies vergeblich. Statt dessen finden sich neben Produzent Uwe Fahrenkrog-Petersen eine alte Popstars-Bekannte und ein Neuling wieder. Sandy Mölling, kürzlich von Barbara Schöneberger als Gast in deren Studio verwurstet, aber mit „Tell Me“ auf Platz 5 der deutschen Singlecharts steht. Die selbsterkorene „künstliche Blondine“ ist gut gebrieft: „Schönheit“, so Sandy, „ist dieses Mal nicht wichtig.“ Ab 15. September, jeden Mittwoch ab 20.15.

Vielleicht steht dafür auch Lukas Hilbert, Komponist für Talente wie Ulf (Big Brother) oder die „Dschungel Allstars“, aber auch für Udo Lindenberg und Die Ärzte. Hilbert schrieb den wirklich guten Schmachtsong „Für Dich“ und machte Yvonne Catterfeld endgültig zum Männertraum. Sein Portfolio unter dem Motto „Poesie hat ihren Preis“ reicht also von RTL-Hausmusik zu ambitionierten Pop-Klängen. Soest ist also raus aus der Riege, und Hilbert meldet sich frech zu dienst. Heulen wolle er nicht, und es müsse doch verdammt noch mal möglich sein, in Deutschland einen Star zu finden wie Robbie Williams, einen, der die Stadien fülle.

„Wir sind kein Arbeitsamt für Millionäre. Das soll die erste Chance sein für echte Talente“, erklärt Fahrenkrog-Petersen den Rauswurf von Soest. Der würde wohl fachlich beraten und auch mal vorbeischauen, wenn es um tänzerische Einlagen ginge. Hat man aus „Hotter Than You Know“ gelernt, aus „Bal Privé“? Oder aus Stefan Raabs überraschendem Erfolg mit Max Mutzke? Das zumindest vermutet Taff, der Host der Popstars-Straßencastings. „Einen wie Max“ suche man. Nicht schön sein muss er, nicht tanzen können soll sie.

Die neue Popstars-Band wird nur vier Mitglieder zählen, zwei Boys, zwei Girls. Oder sind es jetzt etwas zwei Jungs oder zwei Mädchen? Gar zwei Männer, zwei Frauen? Der Workshop jedenfalls soll in Europa stattfinden. Hausmusik statt „Walking On Sunshine“, erfahrene und talentierte Bandmitglieder statt blökenden Friseusen? So recht glauben kann man das noch nicht. Aber Brosis, Preluders und Overground scheinen ProSieben zumindest eins beigebracht zu haben: Nie wieder „Choreo“. Schließlich will man den einen oder anderen vielleicht mal zu Barbara Schöneberger schicken können. Ohne ernsthafte Verletzungen.

Funktioniert das? Popstars ohne Miss Sixty und enthemmten Hüftschwung? Irgendwo zwischen „Deutsche Stimme“ und „SSDSGPS“? Nach dem Ableben von Starsearch? Glauben wir dem Claim. Jetzt oder nie. Jetzt oder nie mehr. Kennt jemand die neue Single von Overground? Ich nicht. Aber sie heißt „Aus und Vorbei“.