"Fernsehen kostet Geld"
Der Lieblingssatz unseres 1994 hinzugestoßenen Chefredakteurs Rudi Brückner.
"Aber nicht so viel“, pflegte ich zu entgegnen. Man hatte mich nämlich auf mein eigenes Drängen nach zwei Jahren zum Programmdirektor geschlagen und fortan machte ich mich mit Nico Paalzow daran, Programme zu entwickeln. Ähnlich wie zwei Jahre zuvor hatte ich nur die Erfahrung als Programmmacher, die ich mir als Kind beim fernsehgucken angeeignet hatte und entwickelte also schöne Dinge, von denen ich mir dachte, das, wenn sie mir gefielen, sicher allen anderen gefallen würden. Der ein oder andere heute bei Tele 5 kann das nachvollziehen.
So ersonnen wir einen Fußball-Talk, dessen Vorbild eindeutig der „Internationale Frühschoppen“ des längst verblichenen Werner Höfer war, nur eben für Fußball-Freaks. Journalisten reden über Fußball. Des Leichtathleten Brückners anfängliche Skepsis („Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich jeden Sonntag mit alten dicken Männern über Fußball quatsche“) konnte nicht verhindern, dass es im Juni 1995 zu einem ersten Piloten kam. 60 Minuten damals noch. Ohne Phrasenschwein. Auch Ulla Holthoff, die damalige Fußball-Chefin (und by the way Mutter des heutigen BVB-Verteidigers Mats Hummels), fiel nicht als fanatische Unterstützerin des Projektes auf, was aber wohl eher an mir lag als an der Sendung.
Trotzdem sei hier angemerkt: ohne die Hilfe der beiden und der vielen anderen wäre der „Doppelpass“ nie das geworden, was er bis heute ist: die wichtigste Sendung des deutschen Fußballs!
Sehr schnell merkten wir, dass die Quatschbude auch 90 Minuten trägt, alsbald wurden es satte 2 Stunden. Der ehemalige „Warsteiner-Fußball-Stammtisch“ wandelte sich in die „Krombacher-Runde“, Jörg Krause, der Redakteur der Sendung, war schnell wegen der unendlichen Laberei derart genervt, dass er das „Phrasenschwein“ ersann, welches ich als damaliger Produzent der Sendung höchstselbst für 1,99 Mark im Marktkauf in Unterföhring erstand und das dann ab Sommer 1998 in der Sendung rumstand (anfangs noch blau) und mittlerweile Kulturgut ist.
Ich selbst schaue so gut wie jeden Sonntag; und es macht mich stolz, dass ich dabei sein durfte, als diese einfache Idee Programm wurde.
Bedeuten – nicht nur senden
Auch das 2.-Liga-Spiel am Montagabend gewann schnell an Relevanz.
Anfangs wurden wir von Fangruppen erheblich angefeindet, der DFB sah sich wüsten Beschimpfungen ausgesetzt und „Scheiß-DSF“ wurde lauthals auf den Tribünen skandiert.
Den schönsten Widerstand erfuhr ich durch Dieter Hoeneß. Er war Manager des Zweitligisten (!) Hertha BSC (wiederholt sich Geschichte doch?) und rief mich auf dem Handy an. Er traf mich im Februar '97 im Lift beim Skifahren und unterbreitete mir, dass er das Spiel Hertha BSC – 1.FC Kaiserslautern im April '97 samstags stattfinden lassen wolle, da er mit 35.000 Zuschauern rechne und es niemals am Montagabend stattfinden dürfe, da dann die Fans nicht kämen. Aber auch der eingeschaltete DFB konnte Dieter Hoeneß nicht helfen, wir hatten Vertrag! Und der besagte, dass wir die Spielansetzung festlegen konnten.
Das Spiel selbst musste dann wegen der Zuschauermassen mit 30 Minuten Verspätung beginnen. Das Berliner Olympiastadion war zum ersten Mal seit 1981 ausverkauft. 75.000 Zuschauer sahen einen 2:0-Sieg der Berliner, die Quote blieb mit gut 2,5 Millionen Zuschauer nach meinem Wissen bis heute unerreicht. Beide Mannschaften stiegen dann auf.
Auf Seite 2 erinnert sich Kai Blasberg unter anderem an die Zeiten von Niels Ruf, Guido Bolten und Thilo Proff beim DSF zurück...