Harald Schmidt in Rheinkultur: Unser Bericht

Foto: DWDL/Thomas LückerathAm Donnerstag fand das statt, was SAT.1 schon seit Juli ankündigt, ohne selbst zu wissen, was die Zuschauer dort erwartet: "Die Harald Schmidt Show - Zu Gast auf Vater Rhein". Als um 20.15 Uhr die Show begann und Harald Schmidt nach einem leicht geändertem Vorspann die Zuschauer an Bord und vor den Fernsehschirmen der Nation begrüßte, waren alle guter Dinge: Auf geht’s zu vier Stunden Harald Schmidt.

Nach der ersten Werbepause nach nur vier Minuten, führte Schmidt über das Schiff und stimmte das Publikum und sich selbst auf das bevorstehende Experiment ein: Kurz wurde erklärt, welche Sehenswürdigkeiten man mit dem Schiff passiert, bevor Schmidt begeistert den Helikopter samt Natalie präsentierte. Im Endeffekt beschränkte sich ihre Aufgabe auf wenige Schalten hoch zum Helikopter, die selten einen Mehrwert hatten. Die Bilder vom Helikopter lieferten allerdings stimmungsvolle Bilder vom alten Vater Rhein.

Absolut stark und gewohnt Harald Schmidt, waren die Unterhaltungen mit den Besitzern kleiner Sportboote, die um die MS Loreley fuhren und offensichtlich unbedingt ins Fernsehen wollten. Als Schmidt ganz trocken fragte, ob man denn nichts hätte, um auf die störenden Begleiter zu schiessen, war dies einer der Höhepunkte des Abends.

Zusammen mit den Gästen Anke Engelke, Bastian Pastewka und Olli Dietrich wurden dann an Bord allerhand lustige Spielchen gespielt, wie u.a. ein Persiflage des „Traumschiffs“, eine Imitation einer Volksmusiksendung und gemeinsames Lieder trällern mit den Gästen an Bord. Beim nachfolgenden „Schiffskatastrophen-Quiz“ stellte Olli Dietrich kleinlaut die teils berechtigte Frage: „Trägt das die Sendung?“.

Mit Sicherheit muss man der Show den Aufwand, die Idee und Umsetzung hoch anrechnen. Eine vergleichbare Show gab es in Deutschland bislang nicht. Das dann auch an Bord nicht immer alles nach Plan lief, verlieh der Sendung zunehmenden Charme. Ob Schmidt sich mit dieser vierstündigen Show allerdings neue Fans gemacht hat, ist zu bezweifeln: Zunächst weil sein Humor grundsätzlich nicht leicht zu erschliessen ist. Darüber hinaus schwächelte Gastgeber Schmidt allerdings auch nach der ersten Stunde: Die drei geladenen Comedians übernahmen das Ruder und steuerten die Sendung. Schmidt wirkte zeitweise wie ein Gast in seiner eigenen Show.

Erst als Suzana mit einer Wasser-Ski-Nummer wieder Schwung reinbringt, wacht Schmidt aus seiner Schwächephase auf. Manuel Andrack beschränkte sich im Übrigen während der gesamten Show auf die Rolle des Koordinators. Nur bei einigen mehr oder weniger unterhaltsamen Spielchen nahm er teil. Der aufgewachte Schmidt entwickelt dann wieder seine volle Stärke, als das Schiff anlegt und er von Bord geht.

Empfangen von hunderten Einwohnern und Fans geht Schmidt an Land und besucht Restaurantgäste, einen Reisebus voller wütender Senioren und ein Straßenfest, bei dem man schon seit einer Stunde auf die Ankunft des Schiffes wartet. Im Gespräch mit Passanten läuft Schmidt dann wieder zu der Form auf, die am Anfang der Show schon viel versprach. Nach einer Werbepause ist Schmidt wieder zurück an Bord. Bei ihm nur noch Anke Engelke. Die beiden Herren der Schöpfung mussten von Bord: Sie spielten am gleichen Abend noch in Bonn.

Was dann folgte, war die nötige Belohnung für all die Zuschauer, die die zwischenzeitlichen Durchhänger nicht zum Umschalten gebracht hat: Mit dem Nachstellen von bekannten freizügigen Paparazzi-Fotos legten Schmidt und Engelke einen der stärksten Auftritte des Abends hin. Höhepunkt hier: Schmidt fast nackt, nur mit einem fleischfarbenen Slip bekleidet, der vorne sein Heiligtum mit einem SAT.1-Ball verdeckt.

Wieder zurück am Schreibtisch auf dem Oberdeck, läutet Schmidt die letzten 45 Minuten ein. Gemeinsam mit Engelke gab es noch kleine Einlagen, Schalten zum Helikopter und eine weitere Gesangsrunde mit dem Publikum an Bord. Dazu ein klassisches "Wein-Treten", bei dem sich so manch helfender Zuschauer an Bord über die ruinierte Hose ärgern dürfte. Mit Symbolkraft schrubbte Schmidt dann noch das Deck und gab dem Vater Rhein ein bißchen Wasser zurück: Doch nicht auf die Art, die Redaktionsleiter Andrack vermutete. Als dieser leise fragte "Du willst doch nicht in den Rhein schif..", holt Schmidt eine Flasche stilles Wasser und entleert sie in der Abenddämmerung in den Rhein.

Dann schnappt sich Schmidt das Megafon und versucht mit wildem Gebrüll am Rhein-Ufer Reaktionen zu provozieren. Doch aus den verschlafenen Nestern entlang des Rheins bekommt er keine Rückmeldungen. Nach vier Stunden geht damit so langsam die Sondersendung der „Harald Schmidt Show“ zuende. Mittlerweile ist es dunkel geworden, nur das Scheinwerferlicht wirft unwirkliche Helligkeit mitten auf den Rhein. Einer von Schmidts letzten Sätzen: "Der kommerzielle Druck ausländischer Unternehmer hat mich gezwungen, mich hier vier Stunden lang zum Deppen zu machen." Wir nehmens Dir nicht übel Harald: Wer tapfer war und vier Stunden lang durchhielt, der wurde in der letzten Stunde für einige Hänger und viel Chaos entschädigt. Echte Schmidt-Fans feierten den Abend ohnehin am eigens dafür eingerichteten SAT.1-Altar.