Stefan Fuchs, Marketing-Chef beim Kabelnetzbetreiber UPC, wusste bei der Diskussion zum Thema "Personalized TV" auf der ANGA COM von einer "Insel der Glückseligen" zu berichten - nämlich der Schweiz. Weil dort die Content-Rechte ganz anders geregelt sind als in Deutschland, lässt sich das klassische Fernsehen dort erheblich komfortabler nutzen. Jede Sendung lässt sich auf Knopfdruck einfach aus dem linearen Programm heraus neu starten, alle Sendungen sind ohne Ausnahme für sieben Tage rückwirkend abrufbar, wer sie länger speichern will, kann auch das auf Knopfdruck veranlassen, ohne einen eigenen lokalen Festplattenrecorder anschließen zu müssen. Das fürt dazu, dass ein Drittel der TV-Nutzung zeitversetzt stattfindet, ungleich mehr als in Deutschland.
Dabei besteht auch hierzulande insbesondere an einer sogenannten "Instant Restart"-Funktion - also der Möglichkeit, eine laufende Sendung auf Knopfdruck neu zu beginnen - großes Interesse. Eine Studie der Deutschen TV-Plattform hat ergeben, dass 55 Prozent diese Funktion gerne nutzen würden, und zwar über alle Altersklassen hinweg. Tatsächlich wird ähnliches ja schon von diversen Anbietern ermöglicht - doch auch da nur mit erheblichen Ausnahmen. Teils sind ganze Sender ausgeschlossen, teils manche Sendungen, teils nur manche Ausgaben. So lässt sich etwa die "Tagesschau" unter der Woche bei der Telekom problemlos neu starten, nicht aber am Wochenende, weil dort aufgrund der Sport-Bilder die Rechte fehlen.
"Unsere Kunden verstehen das nicht", sagt Joachim Abel, Vice President Product Management Services bei der Deutschen Telekom. Und: "Damit tun wir uns als Industrie keinen Gefallen." Auch um solche Einschränkungen - vor allem die der dauerhaften Speicherung und on-demand-Nutzung - zu umgehen, kommt selbst die neueste Sky-Box mit einer riesigen Festplatte daher. "Wir tun das ja nicht, weil wir das technisch für den letzten Schrei halten, sondern weil es technisch nicht anders möglich ist", so Matthias Hahn von Sky Deutschland.
Dass sich an der Situation in absehbarer Zeit etwas ändert, ist trotzdem nicht zu erwarten, wenn man Andre Prahl von der Mediengruppe RTL Deutschland zugehört hat. "Klar findet der Konsument das toll, aber wenn man vom Geschäftsmodell eines werbefinanzierten Senders ausgeht, ist es der komplette Mist". Schließlich sei eines der Kernelemente eines Sender, die Zuschauer von Sendung zu Sendung bei der Stange zu halten - diesen Audience Flow unterbreche man aber mit einer Restart-Funktion. Noch unangenehmer sei es, wenn die Zuschauer sich angewöhnten, später einzuschalten, um die Werbung dann zu überspringen. Man erlaube solche Komfort-Funktionen daher nur unter klaren Bedingungen: Die Betreiber müssten dafür zusätzlich Geld zahlen und die Werbung müsse so geschützt sein, dass sie nicht übersprungen werden kann.
Die unterschiedlichen Regelungen von Sender zu Sender, ja teils von Sendung zu Sendung sorgen allerdings für einen Wirrwarr - und immer wieder Enttäuschung beim Kunden, wenn sich die angepriesene Funktion dann eben doch nicht nutzen lässt. Dabei verwies Stefan Fuchs wieder auf die Schweiz. Gerade die Einheitlichkeit sei hier für die Akzeptanz ausschlaggebend gewesen. Und angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz stellt sich auch die Frage, wie lange sich RTL & Co. ihre Haltung eigentlich noch leisten können. Fuchs jedenfalls resümierte: "Die Kunden, die das nutzen, sind zufriedener und vielleicht eher beriet, ihren Konsum nicht ganz auf andere Plattformen zu verlagern."