Seit Jahren wird über veränderte Mediennutzung gesprochen. Und tatsächlich hat sich das Verhalten der von Zuschauern und Usern in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt - alleine schon, weil durch Smartphones und Tablets neue Möglichkeiten des Medienkonsums entstanden sind. Entsprechend ist inzwischen auch das Angebot angewachsen. Manche sagen, es sei groß, für andere ist es gar völlig unüberschaubar geworden. Wie also können Inhalte künftig gefunden werden? Eine einfache Frage, deren Beantwortung gar nicht so einfach ist. Ansätze gibt es allerdings genug, wie am Mittwoch auf einem Panel bei der ANGA COM deutlich wurde.
Da ist etwa der Fernsehhersteller Samsung, der sich längst nicht mehr nur als Überbringer des klassischen Fernsehbildes sieht. Viel mehr setzt Samsung beim Bau seiner Smart-TVs verstärkt auf Personalisierung. Will heißen: User sollen sich etwa über Gesichtserkennung oder Sprachsteuerung anmelden, um ein personalisiertes Angebot zu bekommen. "Die App-Welt sorgt dafür, dass auch jene Anbieter ins Wohnzimmer kommen, die bisher nicht verfügbar waren", sagte André Schneider, Head of Product Strategy bei Samsung Electronics. Dies sei auch ein Teil zum Erhalt der Meinungsvielfalt. Die Sender wiederum haben die Möglichkeit, ihre Hbb-TV-Angebote im eigenen Programm zu bewerben.
Auch bei Axel Springer will man von den Veränderungen profitieren. So will man sein Angebot "watchmi" nun auch direkt auf den Fernseher holen. Auf der IFA in Berlin soll demnächst der Startschuss dafür gegeben werden. Ziel ist es, den Nutzern 1:1-Empfehlungen zum Programm zu geben. Das Angebot verknüpft dabei redaktionelle Arbeit mit einer technologischen Komponente. "Wir haben schon alleine durch die 'Hörzu' eine tiefe Verbundenheit dazu, Menschen zu helfen, die besten Inhalte zu finden", erklärte Stephan Zech, Geschäftsführer Axel Springer Digital TV Guide, den Schritt, dieses Angebot zu starten. betonte aber zugleich: "Jeder soll schauen, was er will."
Aber natürlich geht es auch darum, Geld zu verdienen, nicht zuletzt durch Personalisierung. "Wenn man viel will, muss man auch viel geben. Das ist wie in einer Beziehung", scherzte Samsung-Mann Schneider und spielte darauf an, dass Nutzer im Idealfall viele persönliche Daten preisgeben müssen, um in den Genuss möglichst vieler Vorteile zu bekommen. Wie viele User inzwischen schon die Angebote von Springer oder Samsung nutzen, wollten die beiden Macher bei der ANGA COM aber nicht verraten. Immerhin: In einem Drittel der Haushalten stehen bereits Smart-TVs, bis zum Ende des Jahres sollen rund die Hälfte der Geräte auch tatsächlich mit dem Internet verbunden sein. Das wiederum bringt neue Möglichkeiten für Werbung.
Doch Marcus Dimpfel, Bereichsleiter Strategische Unternehmensentwicklung bei der Mediengruppe RTL, sieht personalisierte Werbung nicht als alleinige Lösung. Non-lineare Werbung sei aber gerade für die Now-Angebote der RTL-Sender ein Weg, doch gleichzeitig komme es auf eine Kombination aus non-linearer und linearer Werbung an. Angesichts der Vielzahl an Alternativen stehen RTL und die anderen Fernsehsender allerdings erst mal vor der Herausforderung, die Zuschauer an sich zu binden. "Wir glauben an den Second Screen", betonte Dimpfel mit Blick auf die Inside-App von RTL, die nun auch auf andere Sender der Gruppe ausgeweitet werden soll. Ein neues Geschäftsmodell sieht Dimpfel mit Second-Screen-Angeboten nur bedingt. Viel mehr gehe es tatsächlich in erster Linie um die Bindung des Publikums.