Menschen, die sich nicht zu ernst nehmen und über sich selbst lachen können, gibt es viel zu selten - allen voran im Fernsehen. Barbara Schöneberger ist ein solcher Mensch und vielleicht auch deshalb fast allgegenwärtig. Sie selbst scherzt gerne, dass sie bereits alles moderiert habe, was es zu moderieren gebe. Das trifft vor allem auf Preisverleihungen zu, im Fernsehen ist sie einerseits in der ARD-Welt zu sehen (u.a. "Verstehen Sie Spaß?", "NDR Talk Show"), aber auch bei RTL ("Denn Sie wissen nicht, was passiert"). Und dann kommt seit einigen Jahren ihr eigenes Barba Radio und der Podcast "Mit den Waffeln einer Frau" auch noch dazu.
Ist der Radiosender mit ihrem Namen frei nach Loriot ihr Jodeldiplom, also was Eigenes? "Ich liebe es, wenn es nach das Eigenem aussieht aber sich dann doch andere drum kümmern. Ich bin nicht der Typ der Briefe liest, eMails öffnet und ans Telefon geht. Es ist großartig etwas Eigenes zu haben, das Barba Radio. Nur ich darf da reden, aber viele der Ideen kommen nicht von mir", sagt Barbara Schöneberger im Gespräch mit Thomas Lückerath im Video-Podcast "40 Years On Air" von VAUNET und DWDL - ab Samstag verfügbar. Ohne Regiocast sei das Projekt nicht denkbar gewesen, sagt sie und fügt hinzu: "Ich bin der unkreativste Mensch der Welt. Ich bin begeistert, wenn andere Menschen gute Ideen haben und ich kann diese dann mit Leben füllen."
Was reizt die TV-Moderatorin am Radio? "Ich habe immer die Radio-Leute wahnsinnig bewundert: Die können quatschen, viel mehr als ich", so Schöneberger. "Ich habe mich natürlich in letzter Konsequenz immer auf das Bild verlassen können. Dann hab ich halt irgendwas Lustiges gemacht! Aber wenn kein Bild da ist, musst du dir was anderes aus den Fingern saugen." Was macht denn ein gutes Gespräch aus? "Gute Vorbereitung kann's bei mir schon mal nicht sein", sagt Schöneberger und lacht. Ein Erfolg ist es trotzdem. "Inzwischen werde ich mehr auf das Radio angesprochen als auf das Fernsehen", so die Moderatorin.
"Der Sender ist ja auch wurscht, Hauptsache 20:15 Uhr"
Nur ein Wunsch habe sich bei ihrem Radiosender bzw. Podcast nicht erfüllt. "Der Traum vom 'Nicht optisch irgendwie eine Rolle spielen müssen' - das ist wirklich mein großer Traum, weil das so viel Zeit kostet - der ist schon mal geplatzt", sagt Barbara Schöneberger. Auch dort laufe ständig das Video mit. Zu sehen ist sie auf allerlei Sendern, was durchaus auch zum Politikum werden kann, wie kürzlich bei Elton. Wie geht das, auf so vielen Hochzeiten zu tanzen? "Damit habe ich nichts zu tun", sagt Schöneberger. "das macht meine Managerin. Die wehrt dann manchmal auch ab und sagt: Das können wir jetzt wirklich nicht machen. Aber ich habe auch nie Exklusivverträge gemacht. Auch weil ich nie so gierig war", ergänzt sie und scherzt: "Der Sender ist ja auch wurscht, Hauptsache 20:15 Uhr".
Inzwischen besitzt Schöneberger ein gesundes Selbstbewusstsein - und Ironie: "Ich denke rückblickend auf meine Karriere... Gott, ich hab ja eigentlich nichts gemacht. Jeden Tag ein enges Kleid angehabt und irgendeinen Quatsch erzählt. Aber erarbeitet habe ich mir zumindest das Vertrauen der Redakteure, die dann sagen: Mach es. Am Ende wird es für alle Beteiligten positiv laufen." Niemand gehe mit ihr noch in den Fight über einzelne Gags, da helfe ihr auch das vertraute und eingespielte Team um sie herum. Das habe aber gedauert. Im Podcast spricht Barbara Schöneberger auch über ihre anfängliche Unsicherheit in Bezug auf die eigene Karriere.
"Oliver Pocher hatte schon den zweiten Audi TT bestellt, da bin ich noch im VW Polo mit Faltdach rumgefahren und dachte mir 'Hmm, vielleicht ist das doch alles nur ein großes Missverständnis‘", sagt Schöneberger über die Anfänge ihrer Karriere. Die waren geprägt von sehr vielen Sendungen für viele verschiedene Sender. Schöneberger muss bei der Erinnerung lachen: "Ich habe die ersten gut verdienenden Jahre mit Ausfallgagen zugebracht - und gar nicht schlecht. Meine Managerin hatte gut verhandelt, ich hab meist die volle Gage bekommen." Sie habe aber auch eine längere Phase der Selbstfindung gehabt.
"Ich bin blond, ich seh ganz nett aus, bin ein bisschen zu laut - aber traut man mir auch was zu?"
"Nicht zu Beginn der Karriere, eher nach sechs, sieben Jahren. Da war ich am schwierigsten Punkt", erinnert sich Schöneberger im Gespräch mit Thomas Lückerath. "So ab 2005 gab es so zwei, drei Jahre wo ich dachte 'Oh Gott. Ich bin überall zu Gast, aber keiner traut mir eine eigene Sendung zu. Ich bin blond, ich seh ganz nett aus, bin ein bisschen zu laut - aber traut man mir auch was zu? Was bin ich eigentlich?‘ Wenn dann nicht die 'NDR Talk Show' gekommen wäre, wäre ich auf die schiefe Bahn geraten", sagt die Moderatorin und lacht. Die Sendung mit Hubertus Meyer-Burckhardt an ihrer Seite ist seit 2008 die große Konstante in ihrer Karriere.
Schöneberger im "40 Years On Air"-Podcast: "Ich dachte mir: Wenn du das machst, dann gibt es keinen blöden Fragen mehr zu deiner Biografie. Dann fragt niemand nach dem Zugangsberechtigungsschein. Dann habe ich das Recht, mich Fernsehschaffende oder Moderatorin zu nennen." Anders als viele ihrer prominenten Kolleginnen und Kollegen ist Barbara Schöneberger nie der Versuchung erlegen, unter die Produzentinnen zu gehen. "Man muss lernen, was man kann und noch wichtiger: was man nicht kann", sagt Schöneberger. "Ich glaube nicht, dass man so viel mehr verdienen würde um die Lebenszeit aufzuwiegen, die man zusätzlich investiert." Sie genieße es, keine Verantwortung für Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter zu haben und wenn die Fritz Cola im Büro leer sei - auch nicht ihr Problem.
Auf ihre erste eigene Sendung, die von verschiedenen Sendern (Sun TV, WDR, ProSieben) ausgestrahlte Show "Blondes Gift" angesprochen, sagt Schöneberger, sie sehne sich zwar nicht nach dem Format zurück, sehr wohl aber nach der Zeit. "Ich habe nie Angst gehabt, aber diese völlige Unverblümtheit von damals war besonders", sagt die Moderatorin. "Wenn ich heute machen würde, was ich damals bei 'Blondes Gift' gemacht habe, würde der Rundfunkrat nach zwei Minuten zusammentreten." Schöneberger plädiert trotzdem dafür, Raum zu schaffen für "Narrenfreiheit, Unterhaltung und grenzenlosen Spaß". So manche Diskussionen, die heutzutage geführt werden, stören die Moderatorin bekanntlich.
Deshalb wünscht sie sich auch mit Blick auf die Zukunft des Mediums "Freiräume, wo der simple Spaß noch erlaubt ist. Wo wir alle wissen: Bisschen Klischee, aber lustig war's schon. Ich verstehe total, dass wir unsere Sprache und Bilder kontrollieren und auch, dass sich Humor verändert. Aber bei dieser spaßbefreiten Befindlichkeitslaberei werde ich ein bisschen störrisch und trotzig". Ein Thema, bei dem Barbara Schöneberger sich aufregen kann: "Keiner denkt im Ernst, dass Frauen nicht einparken können oder Männer immer Sex wollen. Wir wissen doch das zumindest eins davon nicht stimmt!" Anders als Thomas Gottschalk wolle sie aber nicht immer sagen, dass früher alles besser gewesen sei: "Das empfinde ich nicht so."
Die Grundfreude an der Arbeit überwiegt, auch die Zuversicht für das Medium. Selbst bei jungen Medienschaffenden: "Ich habe die Erfahrung gemacht habe: Auch wenn sie als Influencer oder YouTuber noch so erfolgreich sind... 'So eine Sendung im Fernsehen wär schon nicht schlecht'. Deswegen glaube ich, wir sind noch ein Leitmedium und der große Teil guckt es." Letztlich aber mache sie alle Moderationen auch heute eigentlich nur für sich selbst, sagt Schöneberger mit einem Schmunzeln. "Ich wollte nie das Publikum beglücken", so die Moderatorin und "eine Lücke gab es nie für das, was ich mache. Ich habe immer Lücken gefüllt, die es vorher gar nicht gab. Am Ende quetscht ich mich irgendwie rein und setz mich erstmal drauf, dann weicht schon jemand zur Seite."
Die neue Folge "40 Years On Air" mit Barbara Schöneberger ist ab Samstag, 26. April überall dort verfügbar, wo es Podcasts gibt - und als Video hier auf DWDL.de und YouTube.