Am Sonntag wird ein neuer Bundestag gewählt. In der neuen Ausgabe des Podcasts "Zwei Herren mit Hund" haben sich Kai Blasberg und "Mister Media" Thomas Koch einen Gast eingeladen, der die Nachrichtenlandschaft in Deutschland seit Jahren begleitet: Lorenz Meyer, einer der Köpfe des medienkritischen Watchblogs 'BILDblog'. Meyer analysiert, dass man in der deutsche Politberichterstattung nun etwas erlebe, was es in den USA schon in den 70er Jahren gegeben hätte. Den Horse-Race-Journalismus.



"Das ist die journalistische Technik, Politik wie Pferderennen abzuhandeln: Wo man also einen Sportreporter hat, der ganz aufgeregt sagt, welches Pferd gerade vorne liegt. Welcher Jockey prügelt gerade wild auf sein Tier ein? Wie sind die aktuellen Platzierungen?" In dieser Form des Journalismus gehe es also immer nur um Sieger und Verlierer. Bekannte Metaphern wie "Kopf-an-Kopf-Rennen" oder Fragen wie "Wer liegt vorne?" stünden genau für diese Art der Berichterstattung. Das Verwerfliche daran: "Es verdrängt die Beschäftigung mit den Sachthemen." Wer nur Zeilen mit Rennverläufen fülle, habe keinen Platz mehr für Inhaltliches, sagt Meyer. In medienwissenschaftlichen Kreisen wird diesbezüglich von der "Substanzreduzierungshypothese" gesprochen.

Auch die drei in den zurückliegenden Wochen übertragenen TV-Trielle mit Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz sind Thema im Podcast. Für Meyer steht fest: Die Medienhäuser wollen sich mit den Topleuten schmücken. Es sei auch um die Frage gegangen, welches Medienhaus ein solches Triell am besten umsetzen könne. Dabei sei der Erkenntnisgewinn jener Trielle nach Ansicht des Journalisten nur gering gewesen. Sein Vorschlag wäre, themenspezifische Sendungen jeweils mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik zu produzieren. Doch genau das werde nicht kommen, glaubt Blasberg.

Für einen solchen Vorschlag erwartet der langjährige Fernsehmacher Gegenwind aus den Redaktionen, da "ja eine Sendung Gefahr laufe, schlechte Quoten zu holen". Stattdessen würden, so Blasberg, "Sicherheitsformate" angeboten. Neues werde eher um 23:30 Uhr versucht, wo es eine Chance gebe, einen zweistelligen Marktanteil zu holen. Ohnehin spricht sich Blasberg dafür aus, Das Erste und das ZDF massiv aufzurüsten, sodass man daran nicht mehr vorbeikomme. Auch eine Fusion der Systeme hält Blasberg für denkbar. Daneben bräuchte es dann nur noch kleine Beiboote. Das Separieren nach Zielgruppen hält er für falsch.

Auch der neue Fernsehsender von "Bild" und die Arbeit des Print-Boulevardblattes ist Thema im Talk mit dem 'Bildblog'-Macher. Dabei sei die generelle politische Berichterstattung seiner Meinung nach vollkommen erratisch. "Mal schreiben sie Laschet rauf, mal runter. Mal schreiben sie Scholz rauf, mal runter". Die Agenda der 'Bild' ziele seiner Meinung nach eher auf "maximales Chaos". 

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