10 Jahre DWDL.de heißt im Falle der Axel Springer AG auch 10 Jahre Mathias Döpfner an der Spitze. Zum 31. Dezember 2001 verließ der damalige Vorstandsvorsitezende August A. Fischer nach vier Jahren das Unternehmen und übergab den Staffelstab an Döpfner. Der übernahm das Unternehmen in einer schwierigen Situation. Der wirtschaftliche Einbruch nach dem Platzen der Dotcom-Blase traf den Werbemarkt heftig und drückte Springer deutlich in die roten Zahlen. Im Jahr 2001 schrieb der Gesamtkonzern einen Verlust von fast 200 Millionen Euro.
Auch wenn sich die Situation auf dem Werbemarkt nach dem starken Einbruch wieder entspannte: Die folgenden zehn Jahre waren gerade für die Verlagshäuser eine Zeit des radikalen Umbruchs. Das Internet stellt die alten Geschäftsmodelle in Frage, die Auflage von Zeitungen und Zeitschriften brach binnen zehn Jahre nicht selten um rund ein Drittel ein. Eine Auswahl findet sich in der folgenden Tabelle.
Auflagen ausgewählter Print-Titel - damals und heute:
2001 |
2010 |
||
Bild |
4,36 Mio. |
3,03 Mio. |
- 31 % |
Bild am Sonntag |
2,40 Mio. |
1,59 Mio. |
- 34 % |
Welt | 0,26 Mio. | 0,26 Mio. | +/- 0 % |
Computer Bild | 0,93 Mio. | 0,61 Mio. | - 34 % |
Hörzu | 2,02 Mio. | 1,40 Mio. | - 31 % |
Funk Uhr | 1,10 Mio. | 0,58 Mio. | - 47 % |
Bild der Frau | 1,76 Mio. | 0,99 Mio. | - 44 % |
Doch trotz alledem: Döpfner konnte im Jahr 2010 einen Rekordgewinn verkünden. Das lag unter anderem daran, dass unter ihm die Geschäfte erfolgreich digitalisiert und internationalisiert wurden. Wurde 2001 nur 16 Prozent des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet, so waren es 2010 bereits über 28 Prozent. Der Bereich digitale Medien spielte 2001 noch beinahe überhaupt keine Rolle, 2010 kam bereits rund ein Viertel der Erlöse aus dem Digital-Bereich - auch wenn es hier häufig Beteiligungen sind, die nichts mit journalistischen Angeboten zu tun haben. Stattdessen macht man seinen Umsatz mit Immobilienmärkten, Job-Portalen, Gaming-Angeboten oder Preis-Suchmaschinen. Für Döpfner gehört auch all das zu den Kernkompetenzen eines Verlags. Nun ja.
Kennzahlen des Unternehmens - damals und heute:
2001 |
2010 |
|
Umsatz |
2,86 Mrd. € |
2,89 Mrd. € |
Netto-Ergebnis |
-198 Mio. € |
274 Mio. € |
Doch das Digital-Geschäft blieb bislang noch ein Zubrot, auch wenn der Anteil weiter wachsen soll und wird. Aber dem Internet-Zeitalter zum Trotz: Der größte Umsatz- und Gewinnbringer ist auch 2010 noch immer das Zeitungs-Geschäft in Deutschland. Der stetige Auflagenrückgang bei der Cash Cow "Bild" ging nämlich gleichzeitig auch mit einem stetigen Anstieg des Verkaufspreises einher. Und geht es nach "Bild"-Chef Kai Diekmann ist die Obergrenze hier noch lange nicht erreicht. Auch mit Zeitschriften erwirtschaftet Springer nach wie vor eine glänzende Rendite. Für das große Jammern, das bei Verlagen in den letzten Jahren allgemein ausgebrochen ist und mit dem sie die Politik zu immer neuen Zugeständnissen wie etwa dem Leistungsschutzrecht drängen wollen, besteht also augenscheinlich nicht wirklich Anlass. Springer ist dafür das beste Beispiel.