Die großen Sender bekommen die vielbeschworene Fragmentierung - die sie mit zahlreichen Ablegern ja auch selbst vorantreiben - immer deutlicher zu spüren. Die großen acht Vollprogramme erreichten im Jahr 2015 zusammengenommen erstmals weniger als 60 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, erstmals schaffte kein Privatsender mehr einen zweistelligen Marktanteil und nie zuvor reichte bereits ein Jahresmarktanteil von 12,5 Prozent zur Jahresmarktführung. Bei den 14- bis 49-Jährigen ist das Bild ähnlich. Hier kommen die acht großen Sender zusammen noch auf 63,5 Prozent - doch das sind über zehn Prozentpunkte weniger als noch 2010. Im Vergleich zum Vorjahr zulegen konnte in der klassischen Zielgruppe nur ein einziger der acht großen Sender - und zwar ausgerechnet der, bei dem der Geschäftsführer seinen Hut genommen hat: Sat.1.
Sat.1: Der einzige Gewinner 2015
Sat.1 konnte seinen durchschnittlichen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen im Jahr 2015 minimal, aber immerhin um 0,1 Prozentpunkt steigern - allerdings freilich von einem wenig erbaulichen Niveau kommend. Mit 9,3 Prozent Marktanteil liegt Sat.1 somit eigentlich noch immer unter dem Soll. Und tatsächlich dürfte die Freude über den Anstieg auch deshalb gedämpft sein, weil der Zugewinn zu einem guten Teil aus dem Wegfall von Olympia und Fußball-WM resultiert, was Anfang des Jahres und im Sommer für deutlich höhere Quoten als im Vorjahr gesorgt hatte. Seit August hingegen liegt Sat.1 beständig unter den Vorjahreswerten, was den Anstieg zuletzt fast vollständig aufgezehrt hat.
Ganz bitter fiel da vor allem der Jahresabschluss aus: Mit nur noch 8,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag Sat.1 im Dezember über einen Prozentpunkt unter dem Dezember-Marktanteil 2014. Zu einem Teil lässt sich das damit erklären, dass die Schluss-Phase von "The Voice of Germany" diesmal bei ProSieben statt Sat.1 lief - wohl auch, um "Deutschland 83" ein Stück weit das Wasser abzugraben. Was ProSieben freute, war für Sat.1 fatal: Das ersatzweise ins Programm genommene "Got to dance Kids" erwies sich als Fehlschlag.
Schaut man programmlich auf das zurückliegende Jahr zurück, dann bleiben auch da nicht gerade große neue Quotenhighlights im Gedächtnis, sondern allen voran die Flops am Vorabend. "Newtopia", "Mila" und "Unser Tag" floppten allesamt furios - dass es letztlich trotzdem für steigende Quoten reichte, liegt auch daran, dass Sat.1 am Vorabend schon davor seit langem vor sich hindümpelte. Dies endlich wieder zu ändern bleibt die große Aufgabe für den neuen Sat.1-Geschäftsführer. Auch in der Primetime gab's zwar beispielsweise mit dem ordentlich gestarteten "Superkids" einige Lichtblicke, doch mit Spielshows konnte Sat.1 ebensowenig punkten wie mit deutschen Serien - und auch die US-Ware schwächelt.
Das Sat.1-Publikum ist 2015 übrigens erneut jünger geworden: Während der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen wie erwähnt leicht anstieg, ging's beim Gesamtpublikum somit weiter abwärts. 7,9 Prozent beträgt der Marktanteil inzwischen hier nur noch. Vor vier Jahren hatte Sat.1 hier noch zweistellige Werte vorzuweisen.
ZDF: Marktführer bei Allen, Probleme bei Jüngeren
Genau andersherum ist die Entwicklung beim ZDF: Die Mainzer sind schon eh und je als Rentnersender verschrieben - und zumindest beim Hauptprogramm hat sich diese Situation 2015 eher noch verschärft. Zunächst mal: Ohne WM und Olympia ging's im Vergleich zu 2014 natürlich bergab. Während der Rückgang beim Gesamtpublikum 0,8 Prozentpunkte betrug, rauschte das ZDF bei den 14- bis 49-Jährigen aber sogar um 1,2 Prozentpunkte in die Tiefe. Auch verglichen mit dem Jahr 2013, das ebenfalls ohne Sport-Großereignisse war, blieb immerhin noch ein Minus von 0,6 Prozentpunkten beim jüngeren Publikum, während es alles in allem nur um 0,3 Prozentpunkte nach unten ging.
Wie kommt's? Viele Formate, die für das ZDF wichtige Stützpfeiler sind, sprechen vor allem ein älteres Publikum an. Nehmen wir die "Rosenheim-Cops": Mit bis zu 5,3 Millionen Zuschauern am Vorabend ein herausragender Erfolg, bei den 14- bis 49-Jährigen mit weniger als 6 Prozent Marktanteil aber nur unter "ferner liefen". Allgemein sind die vielen Vorabend-Krimis im ZDF eher ein Programm fürs ältere Publikum. Aber auch vermeintlich frischere Serien wie "Dr. Klein" oder "Herzensbrecher" taten sich schwer damit, junge Zuschauer vor den Fernseher zu locken.
Während das ZDF bei den 14- bis 49-Jährigen mit 5,8 Prozent den bislang niedrigsten Marktanteil seiner Geschichte hinnehmen musste - und daher lieber auf die Erfolge mit ZDFinfo und ZDFneo verweist - verteidigte das ZDF beim Gesamtpublikum ungefährdet die Marktführung. 12,5 Prozent Marktanteil waren das Ergebnis, 0,9 Prozentpunkte mehr als der nächste Verfolger.