Wie bei der Radio-MA so gilt auch für die Print-MA, dass für die Hochrechnung der Reichweiten erstmals die Daten aus dem Zensus 2011 verwendet wurden, der ergab, dass in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen weniger leben als man bis dahin angenommen hatte. Dadurch ergeben sich für viele Titel automatisch sinkende Reichweiten - allerdings fällt der Effekt von Region zu Region und von Zielgruppe zu Zielgruppe unterschiedlich aus, teils sind die Zielgruppen sogar gewachsen. Insofern ist eine pauschale Verrechnung - also die Annahme, ein Minus von 1,8 Prozent sei normal, alles darüber oder darunter ein realer Leser-Verlust oder -Gewinn - nicht möglich.

Die Gewinne und Verluste sind diesmal also mit Vorsicht zu genießen. Unter den 20 meistgelesenen Zeitschriften finden sich immerhin drei Titel, die eine höhere Reichweite als bei der vorhergehenden MA ausweisen können: "Bild der Frau", "TV Hören + Sehen" und "Auto Bild". Die stärksten Verluste unter den Top 20 verzeichneten "Computer Bild", "TV Movie" und "Focus" mit einem Rückgang zwichen 6,1 und 7,4 Prozent - ein Rückgang, der sich wohl nicht allein mit dem Zensus-Effekt erklären lässt.

Abgesehen davon schweben die von der agma erhobenen Reichweiten von vielen Titeln weiterhin in fast schon absurden Höhen. "Computer Bild" wird beispielsweise angeblich von 2,96 Millionen Lesern gelesen - obwohl nur 280.000 Exemplare pro Woche verkauft werden. "Computer Bild Spiele" findet sogar nur rund 70.000 Käufer, soll aber angeblich 1,5 Millionen Leser haben. Jedes verkaufte Heft müsste damit von über 21 verschiedenen Personen gelesen werden. Auch bei großen Titeln wie dem "Stern" ist das Missverhältnis beträchtlich. 740.000 verkauften Heften stehen dort angeblich rund 6,5 Millionen Leser gegenüber. Mit welch großer Vorsicht man auf Umfragen basierende Studien genießen sollte, hat beispielsweise Jens Schröder bei Meedia schon im vergangenen Herbst an einem besonders absurden Beispiel aufgezeigt - damals ergab eine Studie fast 2,7 Millionen Käufer eines Schokoriegels, den es schon seit Jahren nicht mehr gibt.

Weil die Media-Analysen aber trotzdem im Media-Geschäft eine große Rolle spielen, hier im Folgenden die Top 20 der Zeitschriften, inklusive der wie erwähnt mit Vorsicht zu genießenden Gewinne und Verluste. Zur Einordnung geben wir zudem auch die Anzahl der tatsächlich verkauften Hefte laut IVW an.

Die 20 meistgelesenen Zeitschriften waren laut ma 2015/II:

  Leser in Mio.
ma 2015/II
Leser in Mio.
ma 2015/I
Veränderung
in Prozent**
zum Vergleich:
IVW-Auflage*
ADAC Motorwelt
15,13
15,53
- 2,6 %
13,66
rtv
10,33
10,89
- 5,1 %
8,23
Bild am Sonntag
8,66
8,82
- 1,8 %
1,09
tv 14
6,98
7,28
- 4,1 %
2,35
stern
6,52
6,59
- 1,1 %
0,74
Prisma
6,34
6,44
- 1,6 %
3,85
Der Spiegel
6,11
6,13
- 0,3 %
0,82
Bild der Frau
5,72
5,60
+ 2,1 %
0,82
TV Movie
5,07 5,43
- 6,6 %
1,11
TV Spielfilm
5,00
5,03
- 0,6 %
0,89
Focus
4,18
4,45
- 6,1 %
0,50
Sport-Bild
4,14
4,15
- 0,2 %
0,37
TV Digital
3,87
4,00
- 3,3 %
1,71
Hörzu
3,74
3,82
- 2,1 %
1,09
Bunte
3,68
3,81
- 3,4 %
0,51
TV Hören + Sehen
3,23
3,21
+ 0,6 %
0,63
GEO
3,17
3,19
- 0,6 %
0,24
kicker
2,97
3,05
- 2,6 %
0,16
Auto Bild
2,90
2,84
+ 2,1 %
0,42
Computer Bild
2,96
3,09
- 7,4 %
0,28

*Verkaufte Auflage 2/2015 in Mio.
**Geänderte Berechnungsgrundlage! Veränderungen teils methodisch bedingt - siehe Erläuterung am Anfang des Artikels

Auch für die Tageszeitungen legte die agma am Mittwoch die neuesten Reichweitendaten vor, die hier nur einmal pro Jahr erhoben werden. Auch hier kamen erstmals die neuen Zensus-Daten zum Einsatz, die die Verluste wohl noch etwas höher ausfallen ließen, als es aufgrund der sinkenden Auflagenzahlen ohnehin zu erwarten war. Die "Bild" ist mit einer um 8,6 Prozent geschrumpften Reichweite da sogar noch vergleichsweise gut bedient. "SZ", "FAZ", "Handelsblatt" und "taz" verzeichnten Reichweitenverluste von 10,5 bis 16,7 Prozent. Am geringsten fiel der Abschlag noch bei Springers "Welt" aus.

Überregionale Tageszeitungen

  Leser in Mio.
ma 2015
Leser in Mio.
ma 2014
Veränderung
relativ
Bild
10,35
11,32
- 8,6 %
Süddeutsche Zeitung
1,13
1,29
- 12,4 %
Frankfurter Allgemeine Zeitung
0,68
0,76
- 10,5 %
Die Welt
0,67
0,70
- 4,3 %
Handelsblatt
0,42
0,48
- 12,5 %
taz
0,20
0,24
- 16,7 %

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