RTL lässt die Konkurrenz staunend zurück
"RTL demütigt mit bestem Jahr seit 2003 die Konkurrenz" stand an dieser Stelle vor genau einem Jahr. Und 2011? Da schaffte es der Dauer-Marktführer tatsächlich, noch einmal eine Schippe drauf zu legen. Weitere 0,3 Prozentpunkte ging es nach oben auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 18,4 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe - selbst die kühnsten Optimisten bei RTL hätten derartiges vor fünf Jahren angesichts eines dank der Digitalisierung immer weiter zerklüftenden TV-Markts und des damaligen Quoten-Niveaus von 15,6 Prozent wohl ins Reich der Märchen verwiesen.
Der Vorsprung auf das Zweitplatzierte ProSieben liegt nun schon bei 6,7 Prozentpunkten. Und damit nicht genug: Auch beim Gesamtpublikum ist RTL nicht nur das zweite Jahr in Folge Marktführer, auch hier beträgt der Vorsprung auf den nächsten Verfolger inzwischen 1,7 Prozentpunkte. RTL konnte einen halben Prozentpunkt auf 14,1 Prozent Jahres-Marktanteil zulegen. Das war der beste Wert seit 2003.
Diese herausragenden Werte hat RTL dabei vor allem dem überaus starken Jahres-Beginn zu verdanken. Im von "DSDS" und Dschungelcamp geprägten Januar hatte RTL einen Monatsmarktanteil von 21,2 Prozent eingefahren. Dass dieser Erfolg nicht so schnell wiederholbar sein würde, war dabei von vornherein klar. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass RTL zum Schluss des Jahres tatsächlich ein wenig die Puste ausging - wenn auch natürlich auf sehr hohem Niveau. Doch dass etwa der Serien-Dienstag mit "Dr. House", "CSI: Miami" und den recht glücklosen "Monk"-Nachfolgern unverhofft teils deutlich unter den Senderschnitt gefallen ist oder auch, dass dem "Supertalent" ein wenig vom neuen Hit "The Voice" die Schau gestohlen wurde und die Quoten klar unter dem Vorjahr lagen, schlug sich auf den Marktanteil nieder. Im November lag der Marktanteil bei 18,3 Prozent - dem bis dahin schwächsten Wert außerhalb der Sommermonate, im Dezember reichte es nur noch für 17,1 Prozent. Das über ein Prozentpunkt weniger als im Dezember 2010.
Es wird also schwierig werden für RTL, den Erfolg des Jahres 2011 in 2012 erneut zu wiederholen. Im Januar kann mit "DSDS" und Dschungelcamp nicht viel schief gehen, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass erneut derartige Quoten-Höhen wie 2011 erreicht werden. Doch das weiß man auch bei RTL: Senderchefin Anke Schäferkordt bemüht sich schon seit vielen Monaten, den Höhenflug als Ausnahmeerscheinung darzustellen, der irgendwann wieder enden muss. Angesichts des erreichten Quoten-Niveaus kann RTL einen kleinen Dämpfer aber tatsächlich sehr gut verkraften.
Das Erste: Mit Reform-Delle auf Rekord-Tief
Die also so schwerfällig verrufene ARD hat 2011 tatsächlich erstaunlich viele, teils jahrelang offene Fragen geklärt. Sie hat es geschafft, Günther Jauch als zusätzlichen Talk ins Programm zu integrieren, ohne einen anderen Talk einzustellen. Sie hat es geschafft, den langgehegten Wunsch eines einheitlichen "Tagesthemen"-Sendeplatzes zwischen Montag und Donnerstag umzusetzen. Und sie hat eindreiviertel Jahre nach der Ankündigung von Jörg Pilawa, zum ZDF zu wechseln, endlich entschieden, was nun eigentlich am Vorabend laufen soll. Das Problem ist nur: All das wurde aus Quotensicht nicht goutiert, ganz im Gegenteil.
Der Jahres-Marktanteil des Ersten brach um 0,8 Prozentpunkte auf nun 12,4 Prozent beim Gesamtpublikum ein - so schlecht lief es für Das Erste aus Quotensicht in der Geschichte des Senders noch nie. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass in diesem Jahr keine Fußball-WM der Herren stattfand, die 2010 noch die Quoten nach oben gezogen hatte. Die Frauen-WM holte zwar auch starke Quoten - jedoch mit deutlich weniger Spielen und insgesamt auf niedrigerem Niveau. Doch das erklärt nur einen Teil des Rückgangs, liegt man doch auch 0,3 Prozentpunkte unter dem 2009er-Wert. Dass die Programmreform daran nicht unschuldig ist, zeigt auch ein Blick auf den Quoten-Verlauf innerhalb des Jahres: In der ersten Jahreshälfte pendelte der Marktanteil noch - mit mehr oder weniger großen Ausschlägen - um die 13-Prozent-Marke, seit September wurde nicht mal mehr die 12-Prozent-Marke erreicht.
Ähnlich heftig fiel übrigens der Rückgang auch bei den jüngeren Zuschauern aus: Hier ging es 0,7 Prozentpunkte auf nun 6,6 Prozent Marktanteil nach unten. Damit fiel Das Erste erneut auf sein bisheriges Allzeit-Tief aus dem Jahr 2009. Im Jahres-Schnitt reichte das noch für den fünften Platz vor dem ZDF - doch Obacht: Im November und Dezember musste Das Erste auch dem wegen seines alten Publikums so verschrienen ZDF den Vortritt lassen.