Brennpunkt Ägypten© Screenshot ARD
"Das war Krieg." Ein beängstigendes Bild, das Kairo-Korrespondent Dietmar Ossenberg am Donnerstagabend im ZDF bei "Maybrit Illner" zeichnete. Am Abend zuvor war ein Laserstrahl auf seinen Kameramann gerichtet worden. Ossenberg brach eine Schalte im "heute-journal" daraufhin ab.

Die Frage, wohin Ägypten steuert, vermag derzeit wohl niemand so recht zu beantworten - schon gar nicht bei Illner. Der umstrittene Publizist Henryk M. Broder sagte: "Raushalten ist schlecht, Demokratie lehren aber auch - also kann man es nur falsch oder verkehrt machen." Letzterer Satz gilt in diesen Tagen wohl auch für die Öffentlich-Rechtlichen, die sich gerade zu Beginn der Woche nach Meinung vieler Experten bei ihrer Berichterstattung über die Krise in Nahost alles andere als mit Ruhm bekleckerten. Auf Berichte im "Europamagazin" und im "Weltspiegel" musste die ARD verweisen, auch beim ZDF ging alles seinen normalen Gang.

 

Dass es beide Sender am Dienstag zur versäumten, die mit Spannung erwartete Rede von Ägyptens Präsident Mubarak zur "heute-journal"-Zeit zu zeigen, erscheint da wie Wasser auf die Mühlen der Kritiker. "Die großen öffentlich-rechtlichen Sender lassen sich von welthistorischen Momenten nicht aus der Ruhe bringen", schrieb die "FAZ" am Tag danach - und rief die Verantwortlichen von ARD und ZDF auf die Matte, um sich zu verteidigen. Das ZDF, so Chefredakteur Peter Frey, mache einen exzellenten Job.

ARD aktuell-Chefredakteur verwies auf die üblichen "Tagesschau"-Ausgaben, die alleine am Vormittag gelaufen seien. Vermutlich meint er die Nachrichtenblöcke im "Morgenmagazin". Nirgendwo sonst habe er so viele Beiträge aus Ägypten gesehen. Vermutlich hat Gniffke recht, doch was die Kritiker bemängeln, ist wohl eher die Tatsache, dass ARD und ZDF die Vorkommnisse in Ägypten derzeit routiniert abspulen anstelle breit angelegte Sendeschienen einzurichten. Das lehnen beide Sender ab - mit dem Verweis auf Sender wie Phoenix und EinsExtra, andererseits aber auch mit dem Verweis, ein Vollprogramm zu sein.

Am Freitag legte die "FAZ" nun nach: "ARD und ZDF haben nicht verstanden, was an ihren Berichten zu Ägypten falsch wirkt", schreibt Michael Hanfeld. Und weiter: "Es ist schon klar, dass das erste und das zweite deutsche Fernsehprogramm solche Nachrichtenkanäle nicht sind, aber ihr routiniertes Trägheitsverhalten und Denken in Sendeformaten - das „ZDF spezial“ kommt nach 'heute', der ARD-'Brennpunkt' stets nach der 'Tagesschau' - entschuldigt das nicht." All das lässt man bei ARD und ZDF nicht gelten. Die elf Minuten lange Rede von Mubarak am Dienstag zu zeigen, wäre eine Zumutung für die Zuschauer gewesen, ließ ZDF-Chefredakteur Peter Frey über die Köpfe des Publikums hinweg mitteilen.

Erst am Donnerstagabend räumten ARD und ZDF auch im Abendprogramm größere Strecken frei, um über Ägypten zu berichten - im Falle des ZDF mag das möglicherweise auch daran gelegen haben, dass die geplanten "ZDF.reporter" ohnehin nur auf wenig Interesse gestoßen wären. Wie auch immer: Erstmals gab es Sondersendung nicht nur im Anschluss an die Hauptnachrichten. Ein Anfang, wird mancher Kritiker wahrscheinlich sagen. Mehr aber auch nicht. ARD und ZDF können es in diesen Tagen offenbar wirklich nur falsch oder verkehrt machen.