Foto: WDR/Herby SachsWDR-Intendantin Monika Piel übernahm am 1. Januar als erste Frau überhaupt den Vorsitz der ARD. Wir haben heute dennoch kein Interview mit Monika Piel - und man könnte allein das schon fast als Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Presse-Landschaft ansehen. Denn die neue ARD-Vorsitzende diktierte ihre Gedanken zum Amtsantritt offenbar jedem Journalisten in den Block respektive das Aufnahmegerät, der nicht schnell genug "nein" sagen konnte.

Und so überschwemmt die ARD zum Start ins neue Jahr die Republik mit einer kaum für möglich gehaltenen Flut von Monika Piel-Interviews. Zum Einen bedachte sie natürlich die Titel aus dem WDR-Gebiet. Da wäre zum einen die WAZ-Gruppe, für die Peter Toussaint und Jürgen Overkott zumindest ganz heimatverbunden die Pläne für einen neuen "Tatort" aus dem Ruhrgebiet vermelden konnte. Auch der wie der WDR in Köln sitzende "Stadt-Anzeiger" wurde bedacht - und damit auch gleich alle anderen DuMont-Zeitungen: Das Interview findet sich ebenfalls in der "Frankfurter Rundschau" sowie der "Berliner Zeitung". Spannend hier übrigens: Während der "Kölner Stadt-Anzeiger" mit "Jauch funktioniert überall" aufmachte, titelte man in Frankfurt und Berlin über dem selben von Anne Burgmer geführten Interview "Wir brauchen Günther Jauch nicht".

 

 

Wer sich in Berlin für Monika Piel interessierte, wurde aber ohnehin bereits am Sonntag versorgt: In der "Tagesspiegel"-Sonntagsausgabe meldete sich Monika Piel nämlich ebenfalls mit einem eigenen Interview, hier geführt von Thomas Gehringer, zu Wort und verkündete "Gebühren senken wäre auch mal toll". Nur um in der ebenfalls in Berlin beheimateten "taz" gegenüber Steffen Grimberg gleich wieder klarzustellen: "Wir sind nicht bei der Heilsarmee". Der "Welt" erzählte die neue ARD-Vorsitzende unterdessen, dass man "nie den Kern-Auftrag vergessen" dürfe.

Kern-Auftrag der letzten Wochen scheint in jedem Fall gewesen zu sein, die gesamte Presse-Landschaft mit Interviews von sonstigen Arbeiten abzuhalten. Beim "Handelsblatt" (bislang nicht online) beschäftigte Monika Piel nicht nur Hans-Peter Siebenhaar, sondern auch Chefredakteur Gabor Steingart, die ihr gemeinsam die Aussage "Die ARD steht für eine Allianz gegen Google und Apple bereit" entlockten. Christopher Keil von der "Süddeutschen Zeitung" (bislang nicht online) fand unterdessen heraus: "Symbolik fände ich richtig". Und auch Kai-Hinrich Renner vom "Hamburger Abendblatt" kam nicht ohne Interview davon.

Daniel Bouhs und Annette Milz haben zudem für das "Medium Magazin" mit Monika Piel gesprochen. Hier lässt die Veröffentlichung erscheinungsbedingt aber noch bis Mittwoch auf sich warten. Schon da ist hingegen das Interview, das Hans Hoff für den "journalist" mit Monika Piel geführt hat. Der Titel: "Irgendwann muss man entscheiden". Wenn man sich nicht entscheiden will, kann man natürlich auch jedem, der fragt, ein Interview geben.

Doch auch alle Zeitungen und Online-Portale, die kein eigenes Interview mit Monika Piel ergattern konnten, mussten überhaupt nicht traurig sein: Pünktlich zum Amtsantritt in der Nacht vom 31.12. auf den 1. Januar stellte nämlich auch die Deutsche Presse-Agentur ihr Antritts-Interview mit Monika Piel bereit - und kam damit allen Zeitungen mal eben locker zuvor. Insofern sind wir ganz froh, heute mal kein Interview mit Monika Piel zu haben.