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Großer Abräumer des ganzen Festivals und des Abends war unterdessen die belgische Comedy "Benidorm Bastards". Die Sendung war regelmäßig die meistgesehene im Film-Kiosk und bekam nun nicht nur die Goldene Rose in der Kategorie Comedy, sondern gewann auch den "Best of 2010"-Award, der unter den Gewinnern der einzelnen Kategorien vergeben wird. In der Versteckte-Kamera-Sendung bringen Rentner jüngere Menschen in aberwitzige Situationen. "Dieses Programm ist so viel mehr als eine weitere Folge der versteckten Kamera. Es ist ein Quoten-Renner, der die Alten als freche, witzige, kreative Zeitgenossen zeigt und beweist, dass Humor keine Altersgrenze kennt", heißt es in der Begründung der Jury. In Deutschland stimmt das mit dem Quotenrenner zum Leidwesen von Sat.1 allerdings nicht so ganz: Die Adaption unter dem Titel "Das R-Team" fand am Comedy-Freitag in schwachem Umfeld bislang leider kein allzu großes Publikum.

Als beste Sitcom setzte sich das britische Format "The Inbetweeners" durch, das von einer Gruppe Jungs handelt, die nicht cool genug sind, um beliebt zu sein und nicht freakig genug, um als Nerd durchzugehen. In der Kategorie "Beste Gameshow" gewann das gute alte Bingo - wenn auch in einer aufgemotzten Form. Im dänischen Format "Bingo Banko" spielen die Zuschauer vor dem Fernseher ganz normal Bingo, die Nummern werden aber auf kuriose und immer wieder neue Weise ermittelt. So lässt man beispielsweise schonmal ein überdimensionales Domino-Spiel mit auf Matratzen geschnallten Menschen umfallen und die letzte Matratze dann einen Buzzer auslösen, der dann einen Zähler anhält, der eine Zufallsnummer ausgibt.

Die beste Reality kam mit "Blood, Sweat and Takeaways" aus Großbritannien. Darin erleben sechs Briten hautnah, woher eigentlich unser Essen kommt und blicken hinter die oft grausigen Kulissen der Thunfisch-, Hühnerfleisch- oder Reis-Industrie. Als beste Soap setzte sich die argentinische Telenovela "Date Blind" unter anderem gegen das deutsche "Verbotene Liebe" durch. Als beste Drama-Serie wurde mit "Hopeville" eine Produktion aus Südafrika ausgezeichnet. Darin zieht ein Ex-Alkoholiker mit seinem Sohn in die von Apathie, Furch und Misstrauen geprägte Stadt Hopeville und beschließt das öffentliche Hallenbad wieder in Stand zu setzen. Damit stößt er zunächst auf Skepsis - und bewirkt trotzdem im Lauf der Zeit einen Sinneswandel bei den Mitbewohnern.

Weitere Preise gingen in der Kategorie "Multi Platform" an die spanische Produktion "Red Eagle", das norwegische Format "The Neighbour" setzte sich in der Kategorie "Arts Documentary & Performing Arts" durch und das Schweizer Fernsehen wurde für das Opern-Event "La Bohéme im Hochhaus" geehrt. Auffallend bei der 50. Rose d'Or war somit: Es dominierte diesmal kein einzelnes Land. Deutschland und Großbritannien konnten jeweils zwei Goldene Rosen für sich verbuchen, daneben ging jeweils eine Auszeichnung an Produktionen aus Norwegen, Belgien, Südafrika, Dänemark, Spanien, Argentinien und die Schweiz. Die Rose d'Or machte ihrem Anspruch, ein internationales TV-Festival zu sein, somit alle Ehre.