Wer am Montagnachmittag, nachdem Sat.1 überraschend die Rückkehr von Harald Schmidt und die Wiederbelebung der "Harald Schmidt Show" zum September 2011 verkündet hatte, in der Pressestelle des Ersten nach einem Statement fragte, der traf auf überraschte Mitarbeiter. Auch in der ARD hatte man erst durch die Pressemitteilung vom Abgang seines prominenten Late Night-Talkers erfahren.
ARD-Programmdirektor Volker Herres bedauert in einem per Pressemitteilung nachgereichten Statement inzwischen Schmidts Abschied. "Wir haben seit 2005 sehr gerne und erfolgreich mit ihm zusammengearbeitet und hätten uns gut vorstellen können, diese Zusammenarbeit fortzusetzen", so Herres. "Es war geplant, über eine Fortsetzung in den nächsten Wochen zu sprechen." Mit diesen Gesprächen hat sich die ARD, deren Vertrag mit Schmidt noch bis Mitte 2011 läuft, offensichtlich zuviel Zeit gelassen.
Doch ohnehin bleibt festzuhalten: Auch wenn man Schmidts Abgang nun bedauert, hatten diverse Vertreter der ARD das Tischtuch zwischen dem Senderverbund und dem Late Night-Talker in den letzten Wochen schon beinahe mutwillig zerschnitten. So kündigte man im Zuge der Jauch-Verpflichtung die Einführung einer festen Talk-Schiene von Montag bis Donnerstag ab Herbst 2011 an - und belegte damit ganz nebenbei auch Schmidts bisherigen Sendeplatz neu.
Schmidt wurde in der Mitteilung erst gar nicht namentlich genannt, lediglich von "Comedy und Satire" war nebulös die Rede, die weiter ihren Platz haben solle. Der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust legte später in einem "Spiegel"-Interview noch nach: "Uns geht es zuerst ums Konzept und dann um die Person, mit der wir das umsetzen. Wenn etwas nicht funktioniert, gehen wir vor wie der Bundestrainer und besetzen um." Etwas derartiges sagt man eigentlich nicht, wenn man einen Star halten will. Dass man dann auch noch durchsickern ließ, dass man Schmidt statt seiner eigenen Sendung gern den "Satire-Gipfel" moderieren lassen würde, kam einer weiteren Degradierung gleich. Insofern verwundert nun weniger der Abschied Schmidts von der ARD als dass sein neuer Arbeitgeber Sat.1 heißt.