"Mein Berufsweg erscheint mir wie eine Aneinanderreihung von Einweihungsfeiern von QVC", sagte Norbert Schneider am Mittwochmittag bei QVC auf einem seiner letzten Auftritte als amtierender Vorsitzender der nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien. In gewohnt launigen Worten umschrieb Schneider damit, dass die Geschichte des Teleshoppings in Deutschland im Allgemeinen und auch von QVC im Besonderen allen Unkenrufen beim Start des "Bratpfannenfernsehens" zum Trotz tatsächlich eine durchaus bemerkenswerte Erfolgsgeschichte ist.
Nach eigenen Angaben ist die QVC-Kundenkartei inzwischen auf über sechs Millionen Einträge angewachsen, der Umsatz lag 2009 mit 674 Millionen Euro auf Rekordniveau, der operative Gewinn im dreistelligen Millionen-Bereich. Das alles verschafft inzwischen 3.500 Menschen einen Arbeitsplatz. Ob man den QVC-Zahlen von einer Kundenzufriedenheit von 95 Prozent nun Glauben schenken will, oder nicht: Die Wachstumszahlen selbst in Zeiten der Konkurrenz durch das Internet deuten zumindest darauf hin, dass man die Kundschaft noch nicht nachhaltig verprellt hat. Auch Norbert Schneider von der LfM zeigte sich ehrlich schockiert, dass es auch bei der Medienaufsicht noch keine einzige Beschwerde gegeben hat. "Wenn alle Beaufsichtigten so wären - es wäre furchtbar für uns."
Doch ein genauerer Blick auf die insgesamt stetig wachsende Branche zeigt auch: QVC ist mit einem Marktanteil von über 50 Prozent zwar mit großem Vorsprung Marktführer, dynamischeres Wachstum verzeichneten zuletzt aber die Konkurrenten wie HSE 24 oder auch der noch recht kleine Auktionssender 1-2-3.tv. Um auch QVC wieder mehr Schub zu verleihen, baut der Sender auf die Gewinnung neuer Kundenschichten, die gerne auch jünger sein dürfen. Um diese zu erreichen setzt man unter anderem auf Aktivitäten im Internet und sozialen Netzwerken - und auf ein neues, moderneres Design, das CEO Dr. Ulrich Flatten und Marketing-Chef Mathias Bork am Mittwoch in Düsseldorf präsentierten.
Das bisherige ein wenig altbacken wirkende rote QVC-Logo wurde durch ein neues ersetzt - wobei der Begriff "neu" eher mit Vorsicht zu genießen ist: In den USA wurde der Relaunch bereits im Herbst 2007 durchgeführt, der deutsche Ableger zieht nun mit drei Jahren Verspätung nach. Dominierend ist nun auch hierzulande das Q, das sich als Kreis mit abgeknickter Ecke präsentiert. Die Schrift ist nun klarer und weniger verschnörkselt. Zudem wird man deutlich farbenfroher: Statt wie bisher nur rot gibt es das Logo künftig in 20 verschiedenen Farben, wobei QVC hauptsächlich auf die Farbtöne Mint, Orange und Hellgrün setzt.
Während der Claim "Ideen für mich" bestehen bleibt, führt man als neues Motto dazu passend "So bunt wie das Leben, so abwechslungsreich wie nie!" ein. "Im On-Air-Bereich eröffnen sich uns zudem erstmals animierte Logo-Varianten, die wir künftig auch einsetzen werden", so QVC-Marketing-Chef Mathias Bork bei der Präsentation. Auch die Studio-Sets kommen in etwas modernisierter Optik daher. Die gibt es künftig zudem gleich auch zwei Sendern zu sehen: Um 12 Uhr startete Geschäftsführer Dr. Ulrich Flatten gemeinsam mit LfM-Direktor Norbert Schneider, dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Dirk Elbers sowie dem NRW-Staatssekretär für Medien Marc Jan Eumann per symbolischem Druck auf den roten Knopf den Ableger QVC Plus. Das Ziel ist klar: Mit relativ geringem Aufwand die Kunden bei QVC halten, bevor sie sich bei der Konkurrenz umsehen. Neu ist diese Idee freilich nicht: Konkurrent HSE 24 steht sogar schon kurz vor dem Start eines dritten Senders, Marktführer QVC hinkt also ein wenig hinterher.
Im Klartext sieht das neue Angebot so aus: Für QVC Plus werden bereits bei QVC gesendete Produkt-Präsentationen nur noch einmal anders zusammengestellt und wiederholt. Dabei setzt man auf eine Komplementär-Programmierung: Werden bei QVC etwa Haushaltsartikel angepriesen, gibt's bei QVC Plus Schmuck oder ähnliches. Konkret wird jeden Tag für die sechs Kategorien Beauty & Vitalität, Haushalt & Technik, Küche & Genuss, Wohnen & Hobby, Mode & Accessoires sowie Schmuck & Uhren je eine einstündige Sendung zusammengestellt, die dann vier Mal am Tag wiederholt wird. QVC selbst sendet sein Programm weiterhin 24 Stunden am Tag live. Bei aller Betonung der Tatsache, dass man sich gerade im Wandel zum "Multimedia-Versandhändler" befinde, wie Ulrich Flatten es ausdrückte, zeigt das auch: Das TV-Geschäft bleibt vorerst weiter der Hauptstützpfeiler.