Foto: PixelquelleAls ein Erdbeben Anfang des Jahres in Haiti zu großer Not führte, ließen sich die deutschen Sender nicht lange bitten: Das ZDF hob eine eigene Spendengala mit Thomas Gottschalk ins Programm, Anne Will funktionierte ihren Polittalk am Sonntagabend kurzerhand ebenfalls zur Spenden-Sammel-Show um und auch RTL rief mit Einspielfilmen zu Spenden für die Betroffenen der Katastrophe auf.

In diesen Tagen spielt sich in Pakistan ebenfalls eine Tragödie ab, die Flut bedroht unmittelbar sechs Millionen Menschen, indirekt sind es gar 14 Millionen. Die UNO spricht angesichts dessen von der größten Naturkatastrophe seit langer Zeit, von der mehr Menschen betroffen seien als vom Tsunami 2004 sowie den Erdbeben 2005 in Pakistan und 2010 in Haiti zusammengenommen. Doch die Hilfsbereitschaft der internationalen Gemeinschaft hält sich bislang in Grenzen, auch in Deutschland. Auch Spendengalas der großen Sender sind derzeit nicht geplant.

ARD-Chefredakteur Baumann erklärte gegenüber dem "Spiegel", bei der ARD halte es zunächst für wichtiger darüber aufzuklären, wieso Spenden überhaupt notwendig seien, ehe man eine Spenden-Sondersendung mit appellativem Charakter erwäge. Ähnlich argumentiert man beim ZDF: Man setze auf eine breite Berichterstattung, um überhaupt Hilfsbereitschaft zu wecken. Eine Spenden-Gala sei nicht geplant. Auch RTL plant keine eigene Spenden-Sammelaktion.

Ein Problem, das Spendengalas entgegen steht, nennt ARD-Chefredakteur Baumann: "Zu entkräften ist vor allem die Sorge vieler Menschen, Spenden landeten bei den Taliban." Zudem kommt die Naturkatastrophe auch noch zu einer ungünstigen Zeit: Bei RTL heißt es, das Unglück in Pakistan habe es "medial schwer", weil es sich die Aufmerksamkeit mit den Bränden in Russland und den Überschwemmungen an Spree und Neiße teilen müsse.