
Telefoniert man sich durch die deutsche Studiolandschaft, tönen martialische Begriffe in den Ohren. Von Preiskrieg ist die Rede. Die wesentlichen Punkte, die die derzeitige Situation der Studiobetreiber in Sachen Show und Unterhaltungsfernsehen prägen: Im Nachgang der Werbekrise des vergangenen Jahres haben sich die Sender eine radikale Kostenkur verordnet, an der sie – trotz zum Teil rekordhafter Gewinne – auch weiter festhalten. Da kommt der Wettbewerb der Studiobetreiber – vor allem zwischen Berlin und Köln – vielleicht gerade recht. Auch hier hat sich die Branche umgestellt – bietet anstatt bloßer Studioflächen komplette Pakete inklusive Technik, Licht und Bühnenbau. Und wer das bessere Paket hat, bekommt den Zuschlag.

"Wir haben uns gemeinsam mit dem Produzenten Granada für Berlin entschieden, weil die Umgestaltung der Produktion von Staffel 2 auf Staffel 3 wirtschaftlich in einigen Details dort signifikant günstiger umszusetzen war", so RTL-Produktionschef Graf. Bei der MMC hat man "Let's dance" in diesem Jahr "vermisst", wie Produktionsdirektor Friedhelm Bixschlag im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de sagte. "Allerdings hat man einen Preis geboten, bei dem wir uns nur schwer vorstellen können, dass er kostendeckend war und den wir daher nicht bereit waren, mitzugehen"
Studio Adlershof erklärt sich den Zuschlag auf Nachfrage mit seinem attraktiven Dienstleistungsangebot, den "guten Studio- und Umfeldbedingungen", den Dienstleistern vor Ort und dem "guten und verlässlichen Namen" in der Branche. Sicherlich nicht ganz unbdeutetend in diesem Zusammenhang: Mit Mike Krüger ist in Adlershof ein Manager vor Ort, der die Kölner Szene sehr gut kennt. Krüger war zuvor Chef der MMC in Köln und dem Vorort Hürth. An seine Stelle trat Andre van Eijden. Der war wiederum bis 2004 Geschäftsführer der benachbarten Nobeo.
In Hamburg bleibt man von diesen Problemen offenbar unbehelligt. Der Standort an der Elbe ist nicht als Austragungsort für die großen Shows bekannt, punktet eher mit Fiction und mit journalistischer Unterhaltung – von Kerner über Beckmann bis hin zu Pilawa. Allerdings: Mit dem nahezu vollständigen Verschwinden der Daily-Talks ging auch hier ein großes Stück an Produktionen flöten. München erscheint als Welt für sich – buhlt aber ebenso um die große Shows und hofft auf positive Impulse aus der neuen ProSiebenSat.1 TV Deutschland. Eine Sendung wie "Deutschland sucht den Superstar" erscheint hier derzeit allerdings noch undenkbar. Momentan ist man in Sachen Show in München richtig, wenn Gottschalk zur Sechzigerjahre-Party lädt oder Carmen Nebel es krachledern krachen lässt. Man will aber aufholen. Bei der Bavaria – Betreiber der Studios in Unterföhring und Geiselgasteig – pitcht man derzeit mit München und Berlin fleißig mit.
Lesen Sie auf der folgenden Seite, wie die derzeitigen Fernsehtrends den Studiobetreibern das Leben schwer machen und wie Produzentin Ute Biernat den Preiskampf der Studios sieht.