Torsten Rossmann und Stefan Aust als das neue starke Führungsduo bei N24 Media zeigte sich bei der Telefon-Konferenz nach der Entscheidung für das Management-Buy-Out bei N24 demonstrativ zufrieden mit den Konditionen. ProSiebenSat.1 habe in den Verhandlungen bei einzelnen Punkten sogar noch über die ursprünglichen Verhandlungsziele der neuen Eigentümer hinausgegangen.
Auch mit dem Budget, das ProSiebenSat.1 N24 Media in den kommenden sieben Jahren für die Produktion der Nachrichtensendungen der großen Sender zur Verfügung stellt, zeigte sich Rossmann trotz deutlicher Kürzung zufrieden. Anfangs sei man von einem noch deutlich kleineren Betrag ausgegangen. Und dennoch: Die Einschnitte sind gewaltig: Das gesamte Nachrichtenbudget, das N24 für die Produktion von Nachrichten sowohl für den eigenen Nachrichtensender als auch für die Formatnachrichten von Sat.1, ProSieben und kabel eins zur Verfügung steht, sinkt von bislang 60 auf nur noch 30 Millionen Euro - eine glatte Halbierung also.
Bei aller Beteuerung, trotzdem qualitativ hochwertige Nachrichten produzieren zu wollen, ist klar: Spurlos kann das natürlich am Programm nicht vorbeigehen. Hauptsächlich wollen Rossmann und Co. das nun fehlende Geld beim Personal einsparen. Die Belegschaft des Nachrichtensenders wird um fast ein Drittel auf künftig nur noch rund 140 Mitarbeiter reduziert. Dazu wolle man am "variablen Produktionsbudget" sparen, wie Rossmann es ganz abstrakt formulierte.
Im Klartext bedeuten die Einsparungen: Man werde künftig auf den "ein oder anderen Eigendreh" vor Ort verzichten müssen. Zur Verdeutlichung verwies Rossmann auf eine Zeitung: Die könne man auch mit ganz vielen Autoren selbst bestücken, oder man greift mit weniger Autoren eben häufiger auf Agentur-Material zurück. Ähnlich soll das künftig auch bei N24 aussehen. Die zeitliche Fläche, die für Nachrichten zur Verfügung steht, bleibe aber gleich. Auch künftig werde man das gesamte nachrichtliche Geschehen abbilden - nur eben weniger aufwändig als bislang.
Als erstes merken werden das die Zuschauer beim bisherigen Herzstück des Senders, das N24 überhaupt erst als Nachrichtensender erkennbar gemacht hat: Die durchgehende Live-Strecke in Doppelmoderation zwischen 7 und 13 Uhr. Zwar wird es während dieser Zeit auch künftig durchgehend Nachrichten und Wirtschaftsberichterstattung geben, aber in formatierter Form - sollte sich die Nachrichtenlage nicht ändern, kann man die vorausgehende Sendung dann kostengünstig wiederholen.
Freuen dürfte man sich darüber beim Wettbewerber n-tv, der aus Quotensicht in den letzten Jahren ins Hintertreffen geraten ist und ohne derartige Einschnitte nun zumindest am Vormittag vielleicht wieder Boden gut machen kann. In Köln will man die Entwicklungen beim Konkurrenten nicht kommentieren - und kann sich doch einen kleinen Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen: "Die Mediengruppe RTL Deutschland, die unter anderem die Sender RTL, VOX und n-tv betreibt, begreift sich als vollwertiges Rundfunkunternehmen, zu dessen Programmangeboten Information und Nachrichten ebenso gehören wie erfolgreiche Unterhaltung", so deren Sprecher Christian Körner.
Die deutlichen Kürzungen im Nachrichten-Budget von ProSiebenSat.1 und damit bei N24 sorgen unterdessen bei den Arbeitnehmervertretern für helle Aufregung. N24-Betriebsrat und Redaktionsausschuss zeigen sich in einer offiziellen Stellungnahme "schockiert", dass ProSiebenSat.1 seine Ausgaben für Nachrichten um die Hälfte zusammenstreicht. Auch die Direktoren der Landesmedienanstalten zeigen sich skeptisch: "Angesichts der angekündigten erheblichen Budgetkürzung und des Arbeitsplatzabbaus bei N24 sind berechtigte Zweifel angebracht, ob damit noch qualifizierte Nachrichten bei der Sendergruppe gewährleistet werden können. Das würde sich unmittelbar auf die Informationsqualität im dualen System auswirken."
Positiv hebt man aber gleichwohl hervor, dass ProSiebenSat.1 N24 nicht an Finanzinvestoren oder ähnliches verkauft hat, sondern dass "die neuen Eigentümer über weitreichende professionelle Erfahrungen im deutschen Mediensystem verfügten." DLM-Vorsitzender Langheinrich mahnte aber: "Auch nach dem Verkauf von N24 verpflichtet ihre starke Marktstellung die ProSiebenSat.1-Gruppe dazu, ein breites Nachrichtenangebot auszustrahlen. Diese öffentliche Aufgabe steht nicht zur Disposition der Veranstalter. Das Budget für Nachrichten darf nicht immer weiter heruntergefahren werden", so Langheinrich.
Dieser Mahnung wird Thomas Ebeling, Chef der ProSiebenSat.1-Gruppe gelassen entgegnen. Er kann darauf verweisen, dass man für sieben Jahre festgelegt hat, dass N24 Media weiterhin in gleichem zeitlichem Umfang wie bisher Nachrichten für die großen Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe produzieren wird. Bei diesen solle sich weder inhaltlich, noch in der Art der Präsentation und Aufmachung etwas ändern. Auch die Moderatoren bleiben gleich. Nur dass Ebeling künftig nicht mehr 50 Millionen, sondern nur noch 25 Millionen pro Jahr an nicht direkt refinanzierbaren Kosten für die Nachrichten aufwenden muss. Für den Konzern klingt das wie die ideale Lösung.