Barbara ThielenHört man sich in der Branche um, gibt es großen Diskussionsbedarf bei der Entwicklung von Stoffen für Filme und Serien. Das Problem: Ohne neue Stoffe mit frischen Ideen ist eine Fortentwicklung kaum möglich. Allerdings kostet die Entwicklung auch Geld – denn nur ein Bruchteil der Ideen wird auch umgesetzt. Autoren wie Sender müssen mit ihren Energien haushalten, um sich nicht in Entwicklungen zu verlieren, die entweder den Mann nicht ernähren oder das Budget des Senders sprengen.

Von einer einheitlichen Finanzierungsregel für alle Autorenleistungen hält RTL-Fictionchefin Barbara Thielen für ihren Bereich wenig. "Wir entscheiden nicht pauschal für die gesamte Branche, sondern entwickeln individuelle Finanzierungskonzepte von Projekt zu Projekt. Das halten wir für besser", sagt sie. Außerdem stelle man dadurch sicher, dass die Projekte dann auch umgesetzt werden können, weil nicht noch irgendwo eine Lücke im Budget klafft. Wenn es der Aufwand rechtfertige, zahle man auch bei den Autoren nach.
 

 

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Ähnlich sieht das auch Markus Brunnemann. Der Geschäftsführer der UFA-Tochter Phoenix-Film ist Produzent von Serien-Dauerbrennern wie "Unser Charly" und dem jungen Serienerfolg "Danni Lowinski" bei Sat.1. "Eine klare Regulierung halte ich für gefährlich, weil dann die Spielräume aller kleiner werden. Vorgeschriebene Mindesthonorare bereiten viele Probleme, weil sich manche Produzenten die fünftausend Euro für den nächsten Schritt vielleicht nicht leisten können". Seine Alternative: "Statt dessen kann man doch verhandeln, wie man die Erlöse bei Erfolg aufteilt", schlägt Brunnemann vor.

Markus BrunnemannDas Entwicklungsproblem ist für ihn auch ein großes Problem der Produzenten. "In einem TV-Movie, das wir verkaufen, steckt nicht nur die Entwicklungsleistung für den jeweiligen Film, sondern auch für mindestens 14 andere Projekte, die nicht realisiert worden sind", erklärt er. Den Grund sieht Brunnemann in einem "Überangebot an kreativen Ideen im Markt", ausgelöst dadurch, dass bei den Privaten immer weniger Fiction hergestellt wird.

Die Auswahlmöglichkeiten der Sender werden also immer größer. Im Gespräch erklärt Brunnemann, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man auch als Erfolgsautor nur mit einer groben Idee im Kopf den Zuschlag beim Sender bekommt. Das galt auch für "Danni Lowinski", für die immerhin mit Marc Terjung der kreative Kopf hinter "Edel & Starck" verantwortlich zeichnet. "Bei Serien mit solchen Figuren und Konstellationen hat man mittlerweile nur noch Erfolg, wenn man mit einem fertigen Buch zum Sender geht. Versprechen kann ich in einem Konzept viel: Fälle, die weh tun, Hartz IV-Millieu ohne ins Sozialdrama abzurutschen und dabei lebensbejahend bis witzig. Klingt alles gut", sagt er.
 
Lesen Sie auf der folgenden Seite, warum ein fertiges Drehbuch in der Akquise immer wichtiger wird und was sich Autor Torsten Dewi für die Branche wünscht.