VOX LogoGerne wird die Dokumentation als öffentlich-rechtliche Königsdisziplin gepriesen. Tatsächlich aber sind die Sendeplätze dieses Genres im Ersten oder im ZDF inzwischen ziemlich rar geworden. Umso erstaunlicher wirkt es angesichts dessen, dass ausgerechnet der Privatsender VOX gleich einen kompletten Abend pro Woche dafür freiräumt.

Seit einigen Wochen zeigt VOX wieder seine "Große Samstags-Dokumentation" - eine Dokumentation, die das Attribut "groß" im Titel auch wirklich verdient. Gleich vier Stunden Sendezeit erhalten die Filme, die auf Sendeplätzen des Lizenz-Inhabers dctp gezeigt werden. "Die Idee, dort Vierstünder zu programmieren, kam allerdings von uns. Wir haben das Alexander Kluge vorgeschlagen, der von der Idee sofort begeistert war", erklärte VOX-Geschäftsführer Frank Hoffmann vor einiger Zeit in einem Interview mit dem FAZ-"Fernsehblog".



Hoffmann: "Wir stehen im Austausch über die Themen – aber wir können keinen Einfluss auf die Produktionen nehmen." Vielleicht genau aus diesem Grund sind die Dokumentationen auch so sehenswert. "Fast Food oder Feinkost - Wie kocht Deutschland?" lautete etwa an diesem Wochenende das Thema und gerichtet wurde der Blick in deutsche Küchen auf gänzlich verschiedene Aspekte. Vom Schnellrestaurant mit dem goldenen M über Fertigtorten und Currywürsten bis hin zur weitgehend unbekannten Arbeit von Flavoristen: Vor allem die lange Sendezeit macht es möglich, ein derart interessantes Thema in dieser Breite zu beleuchten.

Keine schnellen Schnitte, dafür spannende Einblicke in Fabriken, Küchen und Töpfe bot die Dokumentation aus dem Hause Spiegel TV, die angesichts von Jodlern,  "DSDS"-Höhepunkten und Film-Wiederholungen im restlichen Programm wie eine wahre Wohltat daherkam. Vor allem aber gelang es zu zeigen, dass Dokumentationen keinesfalls langatmig wirken müssen - und das trotz der ungewöhnlich opulenten Sendedauer. Restaurant-Kritiker Wolfram Siebeck und zahlreiche Sterneköche wie Christian Rach und Rainer Sass sorgten noch dazu für bisweilen amüsante Kommentare und Einschätzungen, die sich deutlich von mittlerweile aus den "Chart Shows" der Nation zur Genüge bekannten B-Promi-Kommentare wohltuend abhoben.

Ein bisschen traurig macht das Schauen der Dokus im XXL-Format allerdings doch: Dass man derart lange Dokumentations-Strecken im deutschen Fernsehen inzwischen nur noch vereinzelt findet und stattdessen Herzschmerz-Filmchen und Billig-Quizshows das Zepter bei den großen Sendern übernommen haben, ist nicht zuletzt im Hinblick auf die Öffentlich-Rechtlichen fast schon beschämend. Man kann VOX letztlich nur die Daumen drücken, für die mutige Programmierung mit guten Quoten goutiert zu werden - auch, weil das Themenspektrum äußerst breit gefächert ist. Mai-Krawalle, Zweiter Weltkrieg, Geschlechtsumwandlungen und Michael Jackson stehen in den kommenden Wochen am Samstagabend im Mittelpunkt. Von wegen öffentlich-rechtlicher Königsdisziplin: VOX kann's auch.