Foto: TeamworxEs sollte das TV-Ereignis des Jahres schlechthin werden, doch das hat nicht so ganz geklappt. Der Zweiteiler "Die Grenze" blieb bei Sat.1 vor wenigen Wochen hinter den Erwartungen zurück. Im Schnitt erreichten beide Teile insgesamt je vier Millionen Zuschauer und holten einen Marktanteil von durchschnittlich 16,4 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Produzent Nico Hofmann (Bild), der den Zweiteiler mit der Ufa-Firma teamworx hergestellt hat, wertet das Ergebnis in einem Interview mit dem "Handelsblatt" als "große Niederlage" für sich und sein Team.

Seine Anlayse: "Das Thema war zu intellektuell, zu komplex und durch die Werbeunterbrechungen haben viele Zuschauer den roten Faden verloren". Seine Konsequenz: "Ich bin mir mit Sat.1-Chef Andreas Bartl einig, dass wir nicht noch einmal einen Zweiteiler für zwei Abende machen werden", sagte Hofmann dem "Handelsblatt". Bedeutet dies einen weiteren Rückschritt für die großen Zweiteiler, die nach ihren Hochzeiten noch vor wenigen Jahren immer seltener geworden sind?
 

 
Ein grundsätzliches Aus für die Leuchtturmfilme bedeutet die Einigung zwischen Hofmann und Bartl für Sat.1 offenbar nicht. Auf DWDL.de-Nachfrage sagte Sendersprecherin Diana Schardt: "Generell gestorben ist nie etwas, aber wir werden in Zukunft natürlich noch genauer überlegen, welche Themen ein Zweiteiler trägt oder ein 120-Minüter". Klar ist, dass Zweiteiler aufgrund ihrer Funktion als Aushängeschild für den jeweiligen Sender einen großen Finanzierungsaufwand nach sich ziehen. Auch in der Programmierung stellen sie eine Herausforderung dar, da für sie etablierte Sendeschemata einmalig aufgebrochen werden müssen. Noch schwieriger wird es bei Wiederholungen, bei denen man nicht mit großen Marketingaufwand für den Film trommeln kann.

Auch bei RTL hat man sich noch nicht von den Zweiteilern verabschiedet, reduziert aber den Output merklich. In diesem Jahr wird der Kölner Sender mit keinem entsprechenden Film aufwarten, allerdings soll im kommenden Jahr die aufwändige Produktion "Die Hindenburg" auf den Bildschirm kommen. Der Film wurde 2009 gedreht und befindet sich derzeit in der Postproduction. Seit fünf Jahren arbeitet Produzent Hofmann, der mit teamworx auch diesen Film herstellt, bereits an dem Projekt. Eine klare Entscheidung für oder gegen die Zweiteiler als solche gibt es bei den Sendern nicht. Das mag auch an den langen Vorlaufzeiten liegen.

Experten gesucht!

"Wenn aus dem Stoff eine Notwendigkeit für einen Zweiteiler entsteht, werden wir ihn auch produzieren.  Allerdings suchen wir nicht gezielt nach Stoffen für Zweiteiler ", sagte RTL-Sprecher Claus Richter dazu im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Die Erfahrung zeige, dass Zweiteiler nicht mehr die Reichweiten erzielen, die noch zu Zeiten von "Dresden", "Die Luftbrücke" und "Die Sturmflut" erreicht werden konnten. "Das mag daran liegen, dass dem Event-Film an sich nicht mehr das Besondere, das Neue anhaftet  wie es bei den ersten Projekten dieser Art der Fall war", so Richter. Aktuell werden auch bei RTL keine neuen Zweiteiler entwickelt.

Skeptisch ist bei diesem Thema auch die ARD. In einem Interview mit der Zeitschrift "Blickpunkt Film" sagte Programmdirektor Volker Herres in der vergangenen Woche: "Wir beobachten generell, dass es schwieriger geworden ist, Aufmerksamkeit auf der Strecke zu halten. Bei Dreiteilern oder Zweiteilern, die mit größerer Distanz zwischen den einzelnen Teilen laufen, wäre ich auch sehr vorsichtig, weil die Erfahrung sagt, dass der Zuschauer untreuer, man kann aber auch sagen, mobiler geworden ist". Die ARD hat ihren eigenen Weg, mit der Problematik umzugehen. Den Zweiteiler "Kennedys Hirn" aus der Reihe der Henning Mankell-Filme zeigte Das Erste am Ostersamstag an einem Stück - und hatte damit großen Erfolg.