Was von der alten "Netzeitung" übrig blieb, ist das Logo und die grüne Farbe. Zum 1. Januar hat der neue Eigentümer DuMont Schauberg, der die "Netzeitung" bei der Übernahme des Berliner Verlags quasi zwangsweise obendrein bekam, die seit 2000 erscheinende "Netzeitung" in ihrer bisherigen Form eingestellt, alle Mitarbeiter entlassen und die Seite in ein automatisiert bestücktes Portal umgewandelt. Auch das wurde aber anscheinend mit dem geringstmöglichen Aufwand zusammengeschustert, wenn man sich das Ergebnis nun ansieht.
Die Inhalte werden schlicht von Burdas "Google News"-Pendant nachrichten.de übernommen. Wie nachrichten.de verweist nun also auch netzeitung.de nur noch zu externen Quellen. Die Themen auf der Startseite sind dabei auf beiden Seiten nun identisch, lediglich in den etwas größer präsentierten Aufmacher-Artikeln zu den einzelnen Themen unterscheiden sich nachrichten.de und netzeitung.de noch - und dabei erwischt die "Netzeitung" stets die schlechtere Auswahl. Das Topthema der Seite war zum Zeitpunkt unseres Tests bereits 13 Stunden alt und unter der Rubrik Wirtschaft fand sich eine englischsprachige Überschrift, obwohl genug deutschsprachige Alternativen zur Verfügung gestanden hätten, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die Auswahl der Artikel ist zwar wohl eigentlich nicht der Netzeitung anzulasten, sondern dem Kooperationspartner nachrichten.de, der die entsprechenden Inhalte zuliefert - doch schon die Tatsache, dass DuMont weder Einfluss auf die Inhalte hat noch auf die Technik, die diese zusammenstellt, zeigt, wie überflüssig ein Angebot wie netzeitung.de damit nun ist. Wenn man nun aber schon nur die Inhalte anderer zweitverwertet, dann sollte man doch wenigstens einen Mehrwert gegenüber dem Original bieten. Die "Netzeitung" gestaltet hingegen die Nutzung aber noch einen Tick umständlicher als nachrichten.de und verlinkt die Topthemen auf der Startseite nicht einmal mit den angeteaserten Artikeln, sondern nur der jeweiligen Rubriken-Seite, die zu allem Überfluss auch nicht mehr als die gleichen Links noch einmal bietet.
Automatisch generierte Nachrichten-Portale haben ohnehin schon nur einen begrenzten Nutzerkreis. Warum man nun allerdings auch noch die schlechte Kopie eines selbst noch nicht vollständig ausgereiften Portals nutzen sollte, erschließt sich selbst bei längerem Nachdenken wohl kaum jemandem. Auch die eingebundene Suchmaschine, die neben Nachrichten.de und dem Netzeitungs-Archiv auch Blogs und Twitter-Einträge durchsucht, dürfte als Argument für Netzeitung.de wohl kaum ziehen - zumal auch sie nur von WeFind.de zugeliefert wird und kein eigenes Angebot ist. Mit einem dpa-Ticker, den bereits so viele Seiten bieten, dürfte kaum ein Nutzer vom Hocker zu reißen sein. Einem Meedia.de-Bericht zufolge rechnet man bei DuMont mit einer Halbierung der bisherigen Besucherzahlen. Das allerdings scheint angesichts des vorliegende Angebots noch mehr als optimistisch.