Lieber Herr Hellmann, Sie müssen derzeit eine schwere Zeit durchmachen. Ihr Herzensverein, Arminia Bielefeld, ist auf dem besten Weg in die zweite Liga.
Das ist Ihre Exklusivmeinung! Bielefeld steht, wie durch ein Wunder, immer noch auf einem Nichtabstiegsplatz. Außerdem bin ich da sehr leidensfähig. Ich habe Arminia auch schon in der Oberliga erlebt.
Sie waren als Kind und Jugendlicher jahrelang bei jedem Spiel von Arminia - wie oft werden Sie als Sportjournalist daran erinnert?
Ich bin 200 Meter neben der Bielefelder „Alm“ geboren, am Oetckerpark, in unmittelbarer Nähe zum Stadion. Allerdings steht der Verein nicht so im Mittelpunkt wie die Bayern oder Schalke, es ist also nicht so gravierend, dass ich als Sportreporter Sympathie zu ihm äußere. Ich wusste übrigens gar nicht, wie viele Sportjournalisten aus dieser Stadt kommen - Olli Welke zum Beispiel. Bielefeld scheint Sportreporter zu erschaffen.
Was haben Sie als Junge geträumt? Den Fußballertraum oder den Sportreportertraum?
In der D-Jugend sollte ich ins Tor von Arminia, aber meine schulischen Leistungen waren damals so desaströs, dass meine Eltern ihr Veto eingelegt haben. Ich blieb dann in meinem kleinen Heimatverein. Den Traum vom Sportreporter hab ich nicht geträumt, es gab keinen Masterplan. Aber mein Vater war bei der dpa, ich habe als Kind früh mitbekommen, was ein Journalist macht - das hat mich fasziniert. Ich habe dann in Köln Sportpublizistik studiert, danach bin ich schnell in den Job gerutscht, zunächst bei RTL, dann bei Premiere.
Man könnte die deutschen Sportreporter einteilen in die Kategorien „humorig“ und „ernsthaft“; Sie würde ich in die zweite Schublade packen. Sie wirken, als würden Sie Fußball sehr ernst nehmen. Stimmt dieser Eindruck?
Für mich ist Fußball ein Lebensmittelpunkt. Aber es ist nicht meine oder gar die gesellschaftlich zentrale Herausforderung, sich mit dieser Sportart zu beschäftigen. Klar, ich bin Fan. Trotzdem: Ich versuche, Fußball seriös und mit einem gesunden Abstand zu präsentieren.
Ich finde es wohltuend, wenn sich Sportjournalisten zurücknehmen und die Sache in den Mittelpunkt stellen. Haben Sie den Deutschen Fernsehpreis für diese Haltung bekommen?
Da müssen Sie die Jury fragen! Aber ich stimme Ihnen zu: Ich mag Selbstinszenierung in unserem Job auch nicht, ich versuche sie zu vermeiden.
Immerhin saßen Sie mal in einem Wok. Sind solche Showeinlagen als Teil des Unterhaltungsbetriebes Fußball notwendig?
Gute Frage, können Sie sie mir beantworten?
Ich würde sagen: Nein.
Ich sage auch eher nein.
Wok sind Sie trotzdem gefahren.
Okay, dazu habe ich mich hinreißen lassen. Das wollte ich mal ausprobieren. Ich würde es aber nicht mehr machen. Erstens bin ich auch eher Ihrer Meinung, und zweitens war es richtig gefährlich.
Das haben Sie nachher festgestellt?
Das hab ich im Eiskanal festgestellt, da war es zu spät. Aber Sie haben schon recht: Man muss sowas nicht machen. Manchmal lässt man sich überreden. Ich bin aber weit davon entfernt, Showeinlagen zu geben, um meinen Marktwert damit zu steigern.
Das ist Ihre Exklusivmeinung! Bielefeld steht, wie durch ein Wunder, immer noch auf einem Nichtabstiegsplatz. Außerdem bin ich da sehr leidensfähig. Ich habe Arminia auch schon in der Oberliga erlebt.
Sie waren als Kind und Jugendlicher jahrelang bei jedem Spiel von Arminia - wie oft werden Sie als Sportjournalist daran erinnert?
Ich bin 200 Meter neben der Bielefelder „Alm“ geboren, am Oetckerpark, in unmittelbarer Nähe zum Stadion. Allerdings steht der Verein nicht so im Mittelpunkt wie die Bayern oder Schalke, es ist also nicht so gravierend, dass ich als Sportreporter Sympathie zu ihm äußere. Ich wusste übrigens gar nicht, wie viele Sportjournalisten aus dieser Stadt kommen - Olli Welke zum Beispiel. Bielefeld scheint Sportreporter zu erschaffen.
Was haben Sie als Junge geträumt? Den Fußballertraum oder den Sportreportertraum?
In der D-Jugend sollte ich ins Tor von Arminia, aber meine schulischen Leistungen waren damals so desaströs, dass meine Eltern ihr Veto eingelegt haben. Ich blieb dann in meinem kleinen Heimatverein. Den Traum vom Sportreporter hab ich nicht geträumt, es gab keinen Masterplan. Aber mein Vater war bei der dpa, ich habe als Kind früh mitbekommen, was ein Journalist macht - das hat mich fasziniert. Ich habe dann in Köln Sportpublizistik studiert, danach bin ich schnell in den Job gerutscht, zunächst bei RTL, dann bei Premiere.
Man könnte die deutschen Sportreporter einteilen in die Kategorien „humorig“ und „ernsthaft“; Sie würde ich in die zweite Schublade packen. Sie wirken, als würden Sie Fußball sehr ernst nehmen. Stimmt dieser Eindruck?
Für mich ist Fußball ein Lebensmittelpunkt. Aber es ist nicht meine oder gar die gesellschaftlich zentrale Herausforderung, sich mit dieser Sportart zu beschäftigen. Klar, ich bin Fan. Trotzdem: Ich versuche, Fußball seriös und mit einem gesunden Abstand zu präsentieren.
Ich finde es wohltuend, wenn sich Sportjournalisten zurücknehmen und die Sache in den Mittelpunkt stellen. Haben Sie den Deutschen Fernsehpreis für diese Haltung bekommen?
Da müssen Sie die Jury fragen! Aber ich stimme Ihnen zu: Ich mag Selbstinszenierung in unserem Job auch nicht, ich versuche sie zu vermeiden.
Immerhin saßen Sie mal in einem Wok. Sind solche Showeinlagen als Teil des Unterhaltungsbetriebes Fußball notwendig?
Gute Frage, können Sie sie mir beantworten?
Ich würde sagen: Nein.
Ich sage auch eher nein.
Wok sind Sie trotzdem gefahren.
Okay, dazu habe ich mich hinreißen lassen. Das wollte ich mal ausprobieren. Ich würde es aber nicht mehr machen. Erstens bin ich auch eher Ihrer Meinung, und zweitens war es richtig gefährlich.
Das haben Sie nachher festgestellt?
Das hab ich im Eiskanal festgestellt, da war es zu spät. Aber Sie haben schon recht: Man muss sowas nicht machen. Manchmal lässt man sich überreden. Ich bin aber weit davon entfernt, Showeinlagen zu geben, um meinen Marktwert damit zu steigern.
Sebastian Hellmann im Einsatz bei Premiere
Als Moderator der Bundesliga-Sendungen auf Premiere können Sie ein Lied vom Live-Fernsehen singen. Welches sind die Momente, in denen Sie besonders gefordert sind?
Zuletzt, beim Champions-League-Spiel Arsenal gegen Milan, haben wir eine halbe Stunde auf Lothar Matthäus warten müssen - der steckte im Stau. Da stand ich dann alleine da, ohne meinen Experten, und musste den Zuschauern was erzählen.
Zuletzt, beim Champions-League-Spiel Arsenal gegen Milan, haben wir eine halbe Stunde auf Lothar Matthäus warten müssen - der steckte im Stau. Da stand ich dann alleine da, ohne meinen Experten, und musste den Zuschauern was erzählen.
Wie haben Sie das gelöst?
Man hat mir bewusst erst 60 Sekunden vor der Sendung gesagt: „Der Lothar kommt später“ - ich hatte also gar keine Zeit, nervös zu werden. Ich habe mich dann mit den vielen großen Spielern befasst, die bei dieser Partie auf dem Rasen standen. Es gibt aber auch Situationen von Brisanz, in der man vor anderen Herausforderungen steht: Wie gehe ich mit dem Trainer um, der gerade verloren hat, und der weiß, dass er seinen Job verlieren wird? Jeder erwartet die Fragen: „Wie geht es jetzt weiter“, „war das ihr letztes Spiel?“ - und ich sehe dem Trainer an, dass es sein letztes Spiel war.
Und Lothar Matthäus? Ist der nicht noch eine größere Herausforderung, wenn er da ist?
Lothar Matthäus ist prima. Unsere Experten sind sehr umgängliche Typen. Mit dem Kaiser zum Beispiel kann man sehr gut zusammenarbeiten - während Ihre Kollegen vom Print ihn schon als „Firlefranz“ bezeichnet haben. Er ist immer noch ein Stück abgerückt vom Geschehen, doch wenn man mit ihm ins Stadion geht, sieht man, dass er überall geliebt wird. Wenn man mit Lothar auf Schalke auftaucht, ist das mitunter etwas schwieriger.
Wie sieht ein Samstagnachmittag aus, an dem Sie die Bundesliga moderieren?
Wir beginnen um 12 Uhr im Studio in München, konferieren mit den Kollegen vor Ort und checken nach, ob in der Zwischenzeit irgendetwas passiert ist. Dann proben wir die gesamte Situation und alle Schalten. Um 14 Uhr kommt der Gastexperte, ich sag‘ ihm grob worum es geht. Die konkreten Fragen lege ich ihm noch nicht vor, damit die Spontaneität in der Sendung nicht verloren geht. Und um 15 Uhr geht die Live-Sendung los - bis 18.30. Die Spiele gucken wir dann gemeinsam im Team - inklusive Wette. Wir tippen auf Ergebnis, meistens gewinnen die Frauen.
Ihr Kollege Günther Koch, Ex-arena-Kommentator, hat mir mal erklärt, dass die Bundesligakonferenz bei Premiere nichts für ihn sei, weil sie in einem „Keller in Ismaning“ aufgezeichnet werde und er niemals von einer „Box“ aus kommentieren wolle. Warum sitzen Ihre Konferenzkommentatoren nicht im Stadion?
Unsere Einzelspiel-Kommentatoren sind im Stadion. Die Konferenzkommentatoren sind im Studio in München, richtig, aber „Box“ klingt ja wie Käfig. Es ist ein hochmodernes Studio. Die Konferenzleute müssen dort nicht nur live kommentieren, sondern auch sofort nach dem Spiel ihre Zusammenfassungen mit O-Tönen abschließen, das alles ist unglaublich kompliziert. Übrigens hat arena auch nicht alle Kommentatoren im Stadion sitzen gehabt, die Hälfte war ebenfalls im Studio. Ich kann einen Kommentator verstehen, der im Stadion sitzen will - aber technisch gesehen ist die Studiolösung einfacher und besser.
Als feststand, dass Premiere die Bundesliga wieder zeigen darf, schaltete der Sender Spots mit dem Spruch: „Eure Gebete wurden erhört.“ Hätte es - auch angesichts des Aktienkurses - nicht heißen müssen: „Unsere Gebete wurden erhört?“
Tja. Darum gebetet habe ich nicht. Aber ich habe es inständig gehofft. Sagen wir einfach: Die Gebete sind erhört worden. Egal, wer sie nun gesprochen hat.