"Das wird Ihr Leben nicht verändern, dafür aber Ihren Feierabend." So erstaunlich ehrlich klingt es, wenn Annett Möller und Daniel Boschmann derzeit in einem Trailer für ihr neues Magazin trommeln, das am kommenden Montag erstmals in Sat.1 zu sehen sein wird. "Endlich Feierabend!" heißt es und einiges spricht dafür, dass der Sender damit das Rad tatsächlich nicht neu erfinden wird. "Wir wollen die erfolgreiche Handschrift des 'Sat.1-Frühstücksfernsehen' in ein 'verdienter Feierabend'-Gefühl am Abend transformieren", erklärt Senderchef Kaspar Pflüger das ambitionierte Projekt.
Dass man auf das "Frühstücksfernsehen" schielt, mag nicht überraschen, handelt es sich dabei doch um einen seit vielen Jahren verlässlichen Quotenbringer, der Sat.1 regelmäßig zum Marktführer am Morgen macht. Am Abend dürfte dieses Unterfangen nicht so leicht gelingen. Und Versuche, um diese Uhrzeit ein Magazin zu starten, hat es schon reichlich gegeben – wenn auch meist ohne Erfolg. Selbst die Idee, ein "Frühstücksfernsehen" am Abend zu zeigen, ist nicht neu: Ende 2001 war als, als die damaligen Frühaufsteher Bettina Cramer und Kurt Lotz um 18:00 Uhr in Sat.1 eine Sendung namens "Schlag 6" präsentierten.
Anders als die Kollegen von damals bekommen die Moderatoren von "Endlich Feierabend!" aber nicht nur 30 Minuten, sondern gleich eine ganze Stunde Sendezeit zur Verfügung gestellt, was zugleich mehr Freiraum verspricht. "Wir sehen uns gar nicht als Magazin, sondern viel mehr als Info-Show", sagt Moderator Daniel Boschmann, der vom "Frühstücksfernsehen" in den Vorabend wechselt, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Zu den festen Rubriken der Sendung gehören etwa "Futtern Express - Einmal kochen - Dreimal essen" und das "Schäppchenlabor", daneben soll Reporter Delf Deicke bestimmte Kalendertage "in seiner unverwechselbaren Art" präsentieren, die da wäre "charmant, unterhaltsam, pointiert", so verspricht es zumindest Sat.1.
"Natürlich haben wir magazinige Inhalte, wollen aber mehr machen als einfach nur an- und abmoderieren", erklärt Boschmann. Es werde daher Luft geben, der Sendung eine eigene Note zu verleihen. Dass er das "Frühstücksfernsehen" vermissen wird, daraus macht Boschmann keinen Hehl. "Natürlich bin ich wehmütig, denn ich war Zuschauer und bin dann Moderator geworden. Das hängt noch ein wenig nach, trübt aber in keinster Weise die Vorfreude auf das, was da kommt", betont er. "Manchmal gibt es Situationen im Leben, in denen bist du traurig und glücklich zugleich. Das ist genau die emotionale Situation, in der ich mich gerade befinde. Aber der Biorhythmus wird es mir danken."
Angesprochen auf den Grund, weshalb er Menschen gerne unterhält, holt Daniel Boschmann weit aus – bis hin zu seiner Großmutter in Salzgitter-Lebenstedt. "Ich habe mit ihr auf einem Sofa gesessen, aß Leberwurstbrot und schaute Rudi Carrell. In diesen zwei Stunden war sie glücklich, wenn sie einen Menschen sah, der gute Laune versprühte. Das ist bei mir so richtig reingewachsen. Ich habe sie alle aufgesaugt: Carrell, Frankenfeld, Loriot, Erhardt – alle Menschen, die die Sprache zu einem Kunstwerk erhoben und die Menschen aus ihrem Alltag herausgeholt haben." Als Referenz sei das natürlich viel zu hoch gegriffen, "und ich werde nie ein so hohes Ansehen haben wie Vicco von Bülow. Aber der Ansporn, Menschen zu unterhalten, rührt genau daher", so Boschmann.
Unterstützung erhält er in der neuen Vorabend-Sendung von Annett Möller, die zwar in der Vergangenheit für die Nachrichten von RTL und n-tv arbeitete, aber schon immer in die Unterhaltung drängte, wie sie zu DWDL.de sagt. "Ich bin niemand, der sehr wortkarg ist", so Möller. "Die Nachrichten waren natürlich ein Teil von mir, aber ich musste doch sehr zurückhaltend, gedämpft und reglementiert arbeiten." Vielleicht, mutmaßt die Moderatorin, hätte sie das noch eine ganze Weile machen können, doch das Angebot von Sat.1 anzunehmen, sei letztlich eine Bauchentscheidung gewesen.
Bleibt noch die Frage, ob die Zuschauer eine Sendung wie "Endlich Feierabend" überhaupt sehen möchten. Möller gibt sich da optimistisch. "Das Schöne ist ja, dass wir eine Live-Sendung sind. Wir können jeden Tag aufs Neue darauf reagieren, was unsere Zuschauer sehen wollen. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass das Publikum danach lechzt, wieder echte Geschichten zu sehen und anders unterhalten zu werden als durch Scripted Reality." Das sieht ihr Kollege ganz ähnlich. "Die Zuschauer haben Rituale, gerade am Vorabend. Aber warum sollten wir nicht eine schöne Alternative sein, auf die sich die Zuschauer freuen? Wir haben Sitzfleisch mitgebracht."
"Endlich Feierabend" läuft ab Montag täglich um 18:00 Uhr in Sat.1.