Nach Bekanntwerden der Pläne des WDR, während der Fußball-Europameisterschaft einen eigenen Digital-Radiosender für die Berichterstattung anbieten zu wollen, hagelte es reihenweise Kritik. 18 Stunden live sollte "Event. Das ARD-Sportradio" zwischen dem 18. Mai und dem 8. Juli täglich senden. Der federführende WDR betonte jedoch bereits im Zuge der Ankündigung, dass der Sender "sehr kostengünstig" produziert und aus bestehenden Töpfen für das Digitalradio finanziert werde.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete allerdings von einem WDR-Papier aus der Hauptabteilung Zentrale Aufgaben, das als eines der Ziele des Testlaufs die "Ermittlung des personellen, kapazitären und technischen Aufwands für ein öffentlich-rechtliches, eventorientiertes digitales Sportradio (ggf. als ARD Kooperation)" nennt. Ein anderes Ziel sei es, dem privaten Fußballradio 90elf "etwas entgegensetzen". Entsprechend deutliche Kritik kam vom Privatsenderverband VPRT.
Klaus Schunk, beim VPRT als Vizepräsident für den Bereich Radio verantwortlich und gleichzeitig Geschäftsführer von Radio Regenbogen, sprach von "blankem Zynismus, wenn der WDR dieses Projekt öffentlich als 'Förderung des Digitalradios' deklariert" und forderte in diesem Zusammenhang ein "klares Spielverbot". Genau das gibt es nun: In einer knappen Pressemitteilung kündigte der WDR am Freitag an, nun doch auf die geplante Ausstrahlung im Digitalradio verzichten zu wollen.
"Damit sieht der WDR die ins Kraut schießenden Spekulationen um angebliche Pläne für ein bundesweites Sportradio der ARD für beendet an", so der WDR. Diskussionswürdig wäre der Sender in jedem Fall gewesen, zumal die Anstalten laut Rundfunkstaatsvertrag auch Gemeinschaftsprogramme nur "für ihr jeweiliges Versorgungsgebiet" veranstalten dürfen. Bundesweit ausgerichtete Hörfunkprogramme dürfen - abgesehen vom Deutschlandradio - demnach gar nicht stattfinden. Doch mit der überraschenden Aus noch vor dem Start dürfte das Thema Sportradio nun ohnehin erst mal vom Tisch sein.