The New Normal© NBC
Die Promotionphase für die anstehende neue TV-Saison im September ist noch nicht einmal gestartet, da wird bereits jetzt eine neue NBC-Sitcom ins Kreuzfeuer genommen und muss sich mit aktuellen Boykott-Aufrufen herumschlagen. Die von "Glee"-Erfinder und "American Horror Story"-Produzent entwickelte Sitcom namens "The New Normal" ist nämlich so gar nicht nach dem Geschmack der Organisation One Million Moms, die der American Family Association angehört und sich dafür einsetzt, Kinder zu schützen und christliche Werte zu vermitteln. Die Organisation ist ein radikaler Gegner von Homo-Ehe, Abtreibung und Pornographie und meldete sich nun in einem offenen Brief im Internet zur neuen NBC-Sitcom zu Wort. "The New Normal" erzählt die Geschichte des schwulen Paares Bryan und David, die unbedingt ihren Kinderwunsch erfüllen möchten und nach einer Leihmutter suchen, um ihr Glück perfekt zu machen. Zur gleichen Zeit sucht die alleinerziehende Goldie einen Weg, ihrer Tochter ein besseres Leben zu bieten und auf die Anwaltsschule gehen zu können, weshalb sie sich für das lukrative Angebot entscheidet und sich für 35.000 Dollar als Leihmutter für das schwule Paar zur Verfügung stellt.

One Million Moms Logo© One Million Moms
Dass NBC mit diesem Format anecken wird, war sicherlich bereits einkalkuliert, doch One Million Moms meldete sich bereits zu Wort, bevor überhaupt eine Folge ausgestrahlt oder der Presse zur Verfügung gestellt wurde und wirft dem Sender vor, dass er die moralischen Wertvorstellungen der Amerikaner missachte und mit dieser Sitcom die Ehe neu definieren wolle: "Dieses Format ist schädlich für unsere Gesellschaft und fügt unserer Kultur nur Schaden zu." Im weiteren Text machte die Organisation One Million Moms klar, dass sie jeden einzelnen Werbekunden über diesen Zustand informieren und aufrufen werde, "The New Normal" zu boykottieren und keine Werbeschaltungen vorzunehmen: "Millionen Amerikaner glauben daran, dass die Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden darf. NBCs 'The New Normal' versucht vorsätzlich, Amerika und unsere Kinder zu desensibilisieren und zeigt das Gegenteil von dem, wie Familien auszusehen haben." In der Tat spricht NBCs neues Format ein in den USA aktuell sensibles und auch politisch heiß diskutiertes Thema an, welches erst vor ein paar Wochen durch Präsident Obama neuen Zündstoff bekam, da er sich öffentlich für die Homo-Ehe aussprach und viele christliche Vereinigungen dadurch verärgerte. Besonders heikel ist die Situation auch deshalb, weil die mehrfache Emmy- und Tony-Preisträgerin Ellen Barkin, die die Großmutter von Goldie in "The New Normal" spielt, Mitglied von One Million Moms ist und dies von der Organisation als zusätzlicher Vorwurf hervorgehoben wird.

Ryan Murphy© NBC
NBC selbst meldete sich zu den Anschuldigungen und Boykottaufrufen noch nicht zu Wort, doch der Produzent und Erfinder der Sitcom Ryan Murphy reagierte prompt und versuchte in einem Interview, die Angelegenheit auf sachlicher Ebene zu betrachten: "Ich finde es immer wieder interessant, wenn Leute eine Position vertreten, obwohl sie von dem Format noch nichts gesehen haben… Ich glaube, wenn One Million Moms die Serie geschaut hätte, würden sie sie sogar lieben, da diese Organisation zum ersten Mal im TV repräsentiert wird." In der Tat wurde One Million Moms ins Drehbuch mit eingebaut. NBC wird die Presse sicherlich nicht unrecht gewesen sein, um bereits jetzt schon einmal einen ersten Buzz für die neue Comedy zu erzeugen, da in der letzten Saison im Comedy-Genre keine allzu großen Erfolge gefeiert werden konnten. Sehen Sie hier einen ersten Ausschnitt aus "The New Normal":



Castle© ABC Studio
Ob die werbetreibenden Unternehmen wirklich den Boykott unterstützen werden, ist momentan noch nicht vorherzusagen, doch eine eventuell schlechte Werbeauslastung sollte NBC keinesfalls unterschätzen. Das amerikanische Werbebranchen-Magazin AdAge zeigte in der letzten Woche in einer selbst ausgearbeiteten neuen Studie auf, welche US-Formate innerhalb der Werbeblöcke in der kommenden TV-Saison am erfolgreichsten sein werden und die Zuschauer vom Vorspulen abhalten. Auch wenn diese Formate mit Quoten von bspw. "American Idol" oder "Dancing With The Stars" nicht mithalten können, liefern sie den Sendern eine durchaus lukrative Aussicht, da bei dieser Studie nur die Quoten der Werbeblöcke untersucht wurden, die letztendlich ausschlaggebend sind, ob Unternehmen oder Media-Agenturen Werbespots innerhalb eines TV-Formats platzieren oder nicht. Wie auch in vielen anderen Ländern der Fall, ignorieren die Zuschauer gerne die Werbung, beschäftigen sich während des Werbeblocks mit anderen Dingen oder - besonders in den USA häufig der Fall - überspringen die Werbung durch Vorspulen. Welche Formate halten die Zuschauer also auch während der Werbebreaks vor dem Fernseher? Schwerpunkt dieser AdAge-Studie waren Serien, die von Staffel zu Staffel kontinuierlich bei den Werbeblock-Quoten zulegen konnten und somit herausstechen. Hervorzuheben wäre u.a. die ABC-Serie "Castle", die bereits in die fünfte Staffel geht und von den Ad Buyern wie jedes Jahr eine Rating-Steigerung innerhalb der Werbeblöcke prophezeit bekommt, nämlich von 5,55 in 2011 auf 5,7 in 2012.

Person of Interest© RTL
Auch die CBS-Serie "Person Of Interest", die sich in der vergangenen Saison im Quotenkampf klar dem Konkurrenzprogramm "American Idol" geschlagen geben musste, darf sich über eine positive Prognose freuen. Im letzten Jahr noch auf ein Werbeblock-Rating von 7,09 eingestuft, legen sich die Werbe-Experten für die neue Staffel sogar auf einen Wert von 7,4 fest. Und eine weitere ABC-Sitcom, die sonst für eher weniger Quoten-Schlagzeilen sorgt, weist eine sehr werbeaffine Zuschauerschaft auf: Die Familien-Sitcom "The Middle" konnte ihr Werbeblock-Rating über die letzten Jahre hinweg immer wieder steigern. Für die anstehende vierte Staffel rechnen die Ad Buyer mit einem Werbeblock-Rating von 4,25, was im Vergleich zu 4,09 in der letzten Saison einen großen Sprung nach oben bedeutet.