© ABC
Langsam aber sicher neigt sich die TV-Saison 2011/2012 dem Ende entgegen und vor allem die Broadcast Networks zeigen in diesem Monat die Staffelfinals ihrer Serien. Und auch wenn die großen Castingshows wie "American Idol" oder "The Voice" im Mai ihre Sieger küren, werden die Amerikaner in den kommenden Sommermonaten weiterhin in den Genuss von Castingshows kommen. Neben NBCs "America’s Got Talent" wird sich auch ABC nach längerer Abstinenz im Castinggenre an einem neuen Musikformat versuchen und auf Quotenfang gehen. Wie bereits berichtet wird das Showformat "Duets" am 24. Mai starten. Seit Ende April ist ABC in der heißen Promotionphase für das neue Format, welches vier Musikstars zeigen wird, die entgegen klassischer Shows wie "American Idol" nicht als Juroren, sondern als Mentoren und Duettpartner für jeweils zwei Kandidaten agieren und gemeinsam mit ihren ausgewählten Schützlingen vor einem Live-Publikum auf der Bühne um den Sieg singen werden. Anfang letzter Woche nahm ABC seinen ersten Trailer on air, der unübersehbar mit Seitenhieben in Richtung "American Idol" und "The X Factor" gespickt ist. Der Trailer zeigt fiese Juroren auf einer großen Leinwand, die mit herablassenden Kommentaren à la Simon Cowell ("The X Factor") oder Randy Jackson ("American Idol") Kandidaten kritisieren, bis der Vorhang fällt und die "Duets"-Bühne präsentiert wird. Viele US-Magazine deuteten die Anspielungen im Trailer als provokativ und heikel, da eine der Mentoren - Kelly Clarkson - Gewinnerin der ersten "American Idol"-Staffel ist. © ABC
Doch der Aufregung nicht genug, kam es in der letzten Woche zu weiteren Schlagzeilen, da ABC bekanntgab, dass einer der vier prominenten Sänger bereits das Handtuch warf. Ursprünglich sollte neben Kelly Clarkson, Robin Thicke und Sugarland-Sängerin Jennifer Nettles auch Lionel Richie mit von der Partie sein, doch laut Management kam es zu persönlichen Terminproblemen, weshalb er nicht mehr mit dabei sein könne. Der plötzliche Ausstieg verursachte Spekulationen in der US-Presse, dass Richie nicht mehr wirklich hinter dem Format stand. Andere Stimmen wurden laut, dass er auf Grund seines momentanen Albumerfolgs seine Prioritäten ausschließlich auf die Gesangskarriere und seine Tour setzen wolle. Auffallend war allerdings, dass die Entscheidung während der Produktionsphase von "Duets" fiel, was darauf schließen könnte, dass seine Entscheidung auf Unstimmigkeiten mit der Produktion zurückzuführen ist. Doch ABC sorgte schnell für Ersatz und der vierte Mentoren-Platz wurde mit Sänger John Legend gefüllt. © ABC
Doch nicht nur mit "Duets" ist ABC momentan in den USA im Gespräch, sondern auch das für den Sommer angekündigte Reality-Format "The Glass House" erfährt bereits vor der Ausstrahlung am 18. Juni kräftigen Gegenwind von der Konkurrenz. In dem Format, welches stark an CBS' "Big Brother" erinnert, werden 14 Kandidaten in einem Haus voller Kameras zusammenleben und um die Gewinnsumme von 250.000 Dollar kämpfen. Anders als beim "Big Brother"-Konzept, werden die Kandidaten aber alles andere als abgeschirmt von der Außenwelt sein, sondern über das Internet und über Social Media-Kanäle mit den Zuschauern im direkten Kontakt stehen und ihre Popularität verfolgen können. Über diesen Weg werden die Zuschauer u.a. darüber abstimmen, was die Kandidaten anziehen und essen sollen und wer "The Glass House" verlassen muss. Am Ende gewinnt also derjenige Kandidat, der das Social Media-Spiel am besten beherrscht und online die meisten Fans gewinnen kann. Am vergangen Freitag ließ der "Big Brother"-Sender CBS über seine Anwälte in einem offenen Brief an die ABC-Chefetage verkünden, dass dem Sender und sämtlichen Personen, die an der Produktion beteiligt sind, eine Klage drohe, da es sich bei "The Glass House" offensichtlich um eine Kopie des Original-Formats "Big Brother" handle. Desweiteren beinhaltet der Brief eine Warnung, dass schwerwiegende juristische Konsequenzen folgen werden, sofern die Produktion nicht umgehend gestoppt wird. CBS stützt seine Argumentation u.a. darauf, dass mindestens 18 ehemalige "Big Brother"-Produktionsleute für "The Glass House" beschäftigt wurden und jene gegebenenfalls vertrauliche Informationen für das neue Format verwenden. CBS sieht sich in seinen Copyright-Rechten verletzt: "Kurz gesagt, ABC benutzt beinahe identische geschützte Elemente, die Bestandteil von "Big Brother" sind, und kopiert diese bei "The Glass House", weshalb eine klassische Copyright-Verletzung vorliegt." ABC äußerte sich bisher noch nicht zu den Anschuldigungen.© Vevo
Einer der TV-Trends in diesem Jahr ist eindeutig der Boom von eigenen Serien für Online-Plattformen wie Hulu, Amazon.com oder Netflix. Überraschenderweise meldete sich kürzlich nun ein weiterer Online-Player, der in diesem Business-Bereich Fuß fassen möchte. Die in den USA mittlerweile führende Musikvideoplattform Vevo präsentierte auf seinem ersten offiziellen Upfront-Event seine ambitionierten Ziele und geplanten Formate für die kommenden Monate. Das Joint Venture aus Sony Music Entertainment, Universal Music Group und Abu Dhabi Media schaffte es in den letzten Jahren, die Musikvideo-Streamingplattform Nr. 1 in den USA zu werden. Längst haben die ursprünglichen Musiksender wie MTV oder VH-1 als Musikvideokanäle ausgesorgt und der Konsum sich sukzessive auf Onlineseiten verlagert. Vevo schaffte es, eine Musikvideoplattform zu kreieren, auf der die Konsumenten in HD-Qualität die Videos von Superstars der beiden größten Plattenfirmen wie Lady Gaga oder Adele anschauen können. Der "The X Factor"-Juror L.A. Reid fasste auf der Veranstaltung den Erfolg von Vevo folgendermaßen zusammen: "Vevo ist jetzt schon einflussreicher als MTV es jemals war." In der Tat sind die Zahlen beeindruckend: Katy Perry-Videos werden zum Beispiel durchschnittlich pro Woche von 3,2 Millionen Zuschauern zwischen 18 und 49 Jahren angeschaut. Sämtliche Zahlen und Statistiken wurden nicht zufällig in genau dieser TV-Zielgruppe präsentiert: Vevo kündigte an, sechs Serien mit Musikbezug produzieren zu lassen, um somit ebenfalls einen Teil des Werbekuchens abzubekommen. Der Wettbewerb wird also härter und spannender unter den Online-Plattformen. Und Vevo wird wohl nicht die letzte Website gewesen sein, die sich an Eigenproduktionen herantraut.