"Ich habe in der Diskussion zu der Frage in einem ausdrücklich als persönlich bezeichneten Statement Stellung genommen, welche disruptiven Gefährdungen von den neuen Plattformen für die traditionellen audiovisuellen Medien ausgehen", schreibt Alexander Thies in seinem Statement. Die inhaltlich umstrittenen Äußerungen will er also ausdrücklich nicht in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Produzentenallianz gemacht haben, in der er ansonsten fast den ganzen Vormittag auf der Bühne des Deutschen Produzententags stand.
Dass das missverständlich war, räumt er zwar ein – schiebt jedoch indirekt einen Teil der Verantwortung auch auf die Berichterstattung des Medienmagazins DWDL.de ab. Denn Thies schreibt weiter: "Dem Format unseres Gesprächs geschuldet, konnten dabei meine Äußerungen zum Teil als zu knapp und zugespitzt verstanden und somit in ihrer Intention missverstanden werden, was ich ausdrücklich bedauere, zum Teil wird in der Berichterstattung aber auch der Zusammenhang nicht klar, in dem die Äußerungen erfolgt sind."
Er habe auf die Herausforderungen hinweisen wollen, die "von den neuen Anbietern non-linearer Dienste für den öffentlich-rechtlich organisierten, aber auch für den privatrechtlichen Rundfunk ausgehen". Auf der Bühne am vergangenen Donnerstag hatte Thies die Öffentlich-Rechtlichen hier noch explizit ausgenommen und lediglich die "Verdrängung" der Privatsender prophezeit.
Anstatt seine Äußerungen vom Donnerstag und die massive Diskussion darüber in den Mittelpunkt des Statements zu stellen, nutzt Thies das Schreiben nun vielmehr, um seine verbandspolitische Agenda zu erläutern. Aus Sicht der Produzentenallianz, so Thies, würde die Realisierung solcher innovativen Programme durch die Entwicklung und Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle erleichtert. "Auf diesem Weg sind wir als Verband mit den öffentlich-rechtlichen Sendern schon einige Schritte gegangen, stehen mit den privaten Sendern aber noch am Anfang der Diskussion. Diese Diskussion wollen wir mit allen Beteiligten konstruktiv fortführen, wobei wir auch die Politik mit einbeziehen werden, die jüngst zu erkennen gegeben hat, dass ihr die Wichtigkeit bewusst geworden ist, die gerade im internationalen Vergleich einer wirksamen Förderung von deutschen high-end Drama TV-Serien zukommt."
Gemeinsames Ziel der Branche müsse es sein, Deutschland "als einen Top-TV-Standort zu stärken und diese Stellung auch international abzusichern". Wenn das gelinge, dann "muss uns weder um den öffentlich-rechtlichen noch um den werbefinanzierten privaten Rundfunk bang sein", versucht Thies ein versöhnliches Ende seiner Stellungnahme zu finden.
Bei mehreren Vorstandsmitgliedern der Produzentenallianz, die das Medienmagazin DWDL.de am Montagvormittag in Berlin sprach, kommt das Statement ihres Vorsitzenden alles andere als gut an. Kritisiert wird einerseits das Timing: Thies habe viel zu lange gewartet und hätte sich spätestens am Freitag äußern müssen, um die massive Diskussion unter den Verbandsmitgliedern sowie in der Branche noch mitsteuern zu können. Andererseits sehen es mehrere Vorstandsmitglieder als klaren Fehler, dass Thies nicht die Verantwortung für sein Fehlverhalten einräume und sich einfach entschuldige. Die Diskussion, so viel ist jetzt schon klar, ist mit der Stellungnahme nicht beendet.
DWDL.de dokumentiert Thies' Stellungnahme auf der folgenden Seite in voller Länge