Eine Woche nach der Empörung über die Einladungs- und Nominierungspolitik des Deutschen Fernsehpreises gibt es so etwas wie ein vorläufiges Happy-End. Der Deutsche Fernsehpreis bzw. die Stifter ARD, ZDF, RTL und Sat.1 haben sich die Kritik zu Herzen genommen und gehandelt. Letzten Donnerstag entzündete sich in den sozialen Medien eine Empörung über die geringe Wertschätzung von Autorinnen und Autoren. Auslöser war ein Facebook-Post der Autorin Kristin Derfler. Ihr sei mitgeteilt worden, dass für Autorinnen und Autoren in der ersten Einladungsrunde zur Verleihung am 26. Januar in Köln kein Platz vorgesehen wäre.
Erwartungsgemäß war die Empörung unter Kolleginnen und Kollegen groß. Hinter der Einladungspolitik steckte die Nominierungslogik des Deutschen Fernsehpreises. In der Kategorie „Bestes Buch“ waren die nominierten Autorinnen und Autoren eingeladen, selbst in den zwei Serien-Kategorien, weil dort die Autorinnen und Autoren bei der Nominierung des Werkes mitnominiert wurden. In den Kategorien Fernsehfilm und Mehrteiler waren die Autorinnen und Autoren bislang nicht automatisch mitnominiert. Die Aufregung der Kreativen über diesen Umstand hat nun doch überraschend schnelle Konsequenzen im positiven Sinne.
Im Kreise der Stifter - ARD, ZDF, RTL und Sat.1 - hat man sich Anfang der Woche kurzfristig ausgetauscht und über die Kritik beratschlagt. Das Ergebnis teilte Sat.1-Geschäftsführer Kaspar Pflüger, in diesem Jahr turnusgemäß Vorsitzender des Stifterkreises der Preisverleihung, am Mittwochabend dem bei der Kritik federführenden Verband Deutscher Drehbuchautoren mit. In einer eMail, die dem Medienmagazin DWDL.de vorliegt, schreibt Pflüger im Namen der Stifter des Deutschen Fernsehpreises:
„Mit Bedauern haben wir in den vergangenen Tagen zur Kenntnis genommen, dass die Autoren der nominierten Produktionen in den fiktionalen Werkkategorien „Bester Fernsehfilm“ und „Bester Mehrteiler“ die seit vielen Jahren geltende Nominierungsregel des Deutschen Fernsehpreises als ungerecht empfinden. Damit und mit Ihrem zweiten offenen Brief stoßen Sie eine sicherlich notwendige Debatte an, die über den Deutschen Fernsehpreis hinausgeht.
Als Zeichen unserer Wertschätzung Ihrer Arbeit haben wir beschlossen, in Abweichung der bisherigen Nominierungspraxis in den o.g. Kategorien die Autorinnen und Autoren gemeinsam mit den Produzenten, den Regisseuren und Redakteuren (stellvertretend für das Team) zu nominieren. Auch sehen wir die Notwendigkeit, dass wir uns im Nachgang zur kommenden Preisverleihung noch einmal grundsätzlich mit Regularien und Praxis der Nominierung beschäftigen, und zudem möchten wir bei einer geeigneten Gelegenheit in einen Austausch hierzu mit Ihnen eintreten.“
Man hoffe, dass der Verband die Entscheidung positiv sehen werde und freue sich auf die Preisverleihung in der kommenden Woche. In einem öffentlichen Antwortschreiben zeigt sich der Verband am Donnerstag auch erfreut über die Einsicht des Deutschen Fernsehpreises: „Wenn Entscheidungen immer so schnell fielen wie nach unserer Korrespondenz – das deutsche Fernsehen wäre wohl auch im Fiktionalen konkurrenzlos aktuell. Und darauf hoffen wir für die Zukunft mit Ihnen gemeinsam.“
Weiter heißt es in dem per eMail verschickten Antwort-Brief des Verbandes an den Deutschen Fernsehpreis: „Der Vorstand, die nominierten Kollegen und sicher viele Kreative draußen im Lande wissen Ihren Entschluss zu schätzen. Er lässt erkennen, dass wir ab jetzt in einen konstruktiven Diskurs über die Entstehung des neuen Erzählfernsehens eintreten können. Er hat erkannt, dass es uns um viel mehr geht als um einen Platz am gedeckten Tisch, wobei wir natürlich von einer Verstetigung der Nominierung der Autoren ausgehen. Wir sehen in dieser Auseinandersetzung einen dringend notwendigen Impuls für ein Medium, das von unseren Geschichten lebt und das für Geschichten geliebt wird.
Daher nimmt der VDD-Vorstand auch Ihre Einladung zu einem künftigen Austausch gerne an. Wer kreative Kräfte freisetzen will, sollte nicht nur die besten Bedingungen schaffen, sondern auch die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, wer hinter den Filmen und Serien steht, welche die Existenz unseres Mediums sichern. Wir haben im Fernsehland Deutschland riesige Chancen, und die Anzeichen dafür werden am Abend sichtbar werden, an dem wir gemeinsam feiern – nutzen wir ihn als Wendepunkt.“