Es ist ein monatelanger Poker gewesen, seit Donnerstag herrscht Klarheit: Die in der kommenden Woche startende Handball-WM wird nicht im Fernsehen zu sehen sein, stattdessen hat sich die Online-Bank DKB die Rechte gesichert und wird zumindest die Spiele der deutschen Mannschaft live übertragen. Welche Spiele darüber hinaus zu sehen sein werden, ist nicht bekannt. Auch über die Kommentatoren herrscht noch Unklarheit. Für die Bank ist der Rechteerwerb ein Scoop: Derzeit wird groß über den Fall berichtet, außerdem steht man noch als Retter der Sportart da.
Doch es gibt auch Kritik. Erich Laaser, Präsident des Verbands Deutscher Sportjournalisten (VDS) etwa sagt gegenüber der dpa: "Wehret den Anfängen. Wenn nicht Journalisten das Geschehen filtern, sondern PR-Leute, dann hat das nichts mit objektiver Berichterstattung zu tun." Dass sich eine Bank oder ein vergleichbares Unternehmen Sportrechte dieser Art sichert ist ein Präzedenzfall, aber es zeigt auch die Richtung, in die viele Unternehmen derzeit gehen. Sie wollen selbst zu Medien werden und die Berichterstattung nicht mehr allein den Journalisten überlassen.
ARD und ZDF äußern sich ebenfalls skeptisch über die Rechtevergabe. Zwar sei es für die Fans erfreulich, dass es überhaupt Bilder von der WM gebe, doch die Berichterstattung durch einen großen Handball-Sponsor werfe Fragen auf, sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die jetzige Lösung sei "keine Alternative zum frei empfangbaren Fernsehen mit dessen journalistisch-qualitativer Herangehensweise, mit dessen Reichweiten und dessen Zuschauerakzeptanz", so Balkausky gegenüber der dpa. Beim ZDF spricht man von einer "sehr misslichen Situation".
Schuld ist allen voran der Rechteinhaber beIn Sports, aber auch der Handballweltverband IHF, der die Rechte offenbar ohne große Rücksicht auf die weltweiten Fans vergeben hat. Dass beIn Sports, das Pay-TV-Sender unter anderem in Frankreich betreibt, kein Interesse an frei empfangbaren Bildern aus Deutschland hat, ist verständlich (hier lesen Sie eine genaue Analyse zur Situation). Die Gesellschaft müsse sich nun überlegen, welche Sportereignisse in Zukunft im frei empfangbaren TV zu sehen sein sollen und so geschützt werden, sagt Balkausky. Er bringt die sogenannte Schutzliste ins Spiel, auf die Handball-Großereignisse gesetzt werden könnten. Dadurch müssten diese dann im frei empfangbaren TV zu sehen sein. Diese Möglichkeit hatte zuvor schon der Präsident des Deutschen Handball Bundes, Andreas Michelmann, ins Spiel gebracht.
Balkausky kritisiert außerdem den IHF: "Die IHF und die Verbände werden sich überlegen müssen, ob sie Verträge mit Rechteinhabern eingehen wollen, bei denen sie überhaupt keine Mitspracherechte haben." Derzeit sieht es zudem nicht so aus, als dürften ARD und ZDF Nachberichte von der WM zeigen. Man werde abwarten, ob das auch andere Sender betreffe, so Balkausky, der gleichzeitig eine juristische Prüfung dieser Vorgehensweise durch den Rechteinhaber ankündigt.