Thomas Ebeling, der seit 2009 als Vorstandsvorsitzender die Geschicke von ProSiebenSat.1 lenkt, möchte nur noch bis 2019 an der Spitze des Konzerns stehen. Bis dahin läuft sein aktueller Vertrag, den er erfüllen wolle, dann solle "nach Möglichkeit auch Schluss sein", sagte er in einem Interview mit dem "Manager-Magazin". "Aus der professionellen Überzeugung heraus, dass jedes Unternehmen nach zehn Jahren einen anderen an der Spitze braucht. Und dass man als 60-Jähriger keinem Medienunternehmen mehr vorstehen sollte", so Ebeling.
Die verbleibenden Jahre will Ebeling allerdings offenbar ohnehin dazu nutzen, um aus ProSiebenSat.1 weniger ein Medienunternehmen als einen Gemischtwarenladen zu machen. "Der TV-Werbemarkt wird kontinuierlich wachsen. Aber klar, auch wir müssen uns bewegen. Unsere Zuschauer werden älter. Die junge Generation will weniger und auch andere Werbung sehen, sie will ihren Content überall zur selben Zeit abrufen können", so Ebeling. Daher habe man früh ins digitale Entertainment investiert. Doch damit nicht genug: "Nun fragen wir uns sogar: Gibt es auch nicht-mediale Produkte, die sich in Verbindung mit unserem Fernsehgeschäft gut verkaufen lassen? Und die werden wir dann anbieten."
Ebeling ist überzeugt, dass der Konsum von Bewegtbild und E-Commerce verschmelzen werden und man Produkte, die man sieht, künftig direkt per Klick auf den Bildschirm kaufen kann. Daher sei man den ersten Schritt in den elektronischen Handel bereits gegangen und habe etwa in einen Parfümhändler und Reiseplattformen investiert. "Jetzt wollen wir einen Schritt weiter gehen und prüfen, ob wir selbst Produkte entwickeln können. Die könnten am Ende sogar im stationären Handel landen." Vorstellbar seien etwa "Snacks für Veganer, Biokosmetik oder Diätprodukte". "Wir nennen das Lifestyle-Commerce", so Ebeling. Allgemein nimmt man die Bereiche Gesundheit, Fitness, Schönheit, Wellness und Ernährung ins Visier. Während andernorts von Digitalisierung die Rede ist, denke er "post-digital". Ebeling: "Ich will unsere Portale und TV-Plattformen nutzen, um Produkte mit hohen Gewinnmargen zu hebeln."
Klingt so als würde das Fernsehen damit langsam zum Nebengeschäft für ProSiebenSat.1. Und tatsächlich peilt Ebeling an, dass 2018 bereits mehr als die Hälfte des Umsatzes abseits des Kerngeschäfts mit TV-Werbung kommen soll. Auch in Sachen Programm ist Ebeling aber bekannt dafür, häufig das letzte Wort zu haben. Wie frei können also beispielsweise Senderchefs unter ihm agieren? Ebeling: "Bei mir ist jeder Herr seiner eigenen Autonomie. Und die erarbeitet man sich durch gute Vorbereitung und Erfolge. Wenn einer zwei-, dreimal Erfolg hatte, kriegt er auch das vierte Projekt. Manchmal lasse ich aber zu viel Freiheit. Ich habe auf unseren Sendern oft Formate akzeptiert, obwohl ich vorher ahnte, dass sie keine Quote bringen. Ich hoffe dann immer auf die selbstreinigende Wirkung der Blamage bei den Fernsehleuten. Funktioniert nicht immer." Als Beispiel nennt er die "Millionärswahl", die ihn "echt geärgert" habe. "Die Jungs haben das Abstimmungsmodell völlig falsch konzipiert, obwohl ich gewarnt hatte. Ging dann auch prompt in die Hose."