Nach dem "Tatort" am Sonntag talkte Anne Will zum Thema "Mein Leben für Allah - Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?". Zu Gast war neben Wolfgang Bosbach und Vertretern des muslimischen Glaubens auch Nora Illi vom Islamischen Zentralrat der Schweiz, einer fundamentalistischen Organisation in unserem Nachbarland. Illi trat in der Sendung vollverschleiert auf und polarisierte mit Aussagen über die Rolle der Frau im Islam.
Schon in der Sendung kam Kritik auf: Islamismus-Experte Ahmad Mansour kritisierte etwa, dass die Aussagen von Illi Propaganda seien und man so etwas nicht öffentlich im Fernsehen machen könne. Auch Bosbach kritisierte den Auftritt der radikalisierten Frau, Will verteidigte sie noch in der Sendung und erklärte, dass man sich selbstverständlich auch mit anderen Meinungen auseinandersetze.
Am Tag darauf kritisieren nun auch viele Medien die Einladung Illis zu "Anne Will". Bei der "Welt" spricht man von einer "Propaganda-Sendung für den IS", beim "Stern" will man einen "Skandal" gewittert haben und die "FAZ" schreibt von einer "Gratwanderung", an der Will ohne ihre kritischen Gäste gescheitert wäre.
Der zuständige NDR hat nun auf die Kritik reagiert und in einem Statement die Einladung der vollverschleierten Frau mit den radikalen Ansichten verteidigt. Die Gästeliste sei "sorgfältig abgewogen" gewesen, heißt es vom Sender. "Die umstrittene Haltung von Frau Illi zum Beispiel zur Problematik der Ausreise von Jugendlichen nach Syrien ist deutlich zutage getreten und heftig debattiert worden." Die Zusammensetzung der Diskussionsrunde habe zu einer "angemessenen wie notwendigen Auseinandersetzung" geführt.
Hier das komplette NDR-Statement im Wortlaut:
Die Redaktion hat die Einladung von Frau Illi sorgfältig abgewogen. Für das gewählte Thema der Sendung und in Kombination mit den anderen Gästen hielten und halten wir ihre Teilnahme für vertretbar und richtig. Die Zusammensetzung der gesamten Diskussionsrunde und deren Leitung durch Anne Will hat zu einer ebenso angemessenen wie notwendigen Auseinandersetzung geführt. Die umstrittene Haltung von Frau Illi z.B. zur Problematik der Ausreise von Jugendlichen nach Syrien ist deutlich zu Tage getreten und heftig debattiert worden. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer bot die Diskussion zahlreiche Erkenntnisse und Aufklärung zu einem Thema im Spannungsfeld zwischen Religion und freier Werteordnung, das unsere Gesellschaft beschäftigt.