Für Angelique Kerber war es ein herausragendes Jahr - mit Turnier-Siegen in Melbourne und New York, der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und dem ersten Platz in der Weltrangliste hätte es für die 28-jährige Tennisspielerin kaum besser laufen können. Nur bei den Zuschauern scheint sich noch immer nicht vollends herumgesprochen zu haben, wie gut sie wirklich ist - denn weiterhin fristen die Tennis-Übertragungen im deutschen Fernsehen zumeist ein Schattendasein.

Recht kurzfristig hatten ARD und ZDF gerade die Rechte an den WTA-Finals erworben. Während die ARD zunächst auf den Minisender One zurückgriff, spielte Kerber im ZDF von Beginn an im Hauptprogramm - dort lagen die Marktanteile aber zunächst ebenso wie später im Ersten nur im einstelligen Bereich. Nicht mal acht Prozent Marktanteil waren drin - erst mit dem Endspiel, das Kerber gegen die Slowakin Dominika Cibulkova verlor, stiegen die Quoten doch noch an: 1,63 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 11,7 Prozent waren zumindest ordentlich.

ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sprach gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de angesichts dessen von einer "erfreulichen Steigerung". Deutlich zurückhaltender äußerte sich dagegen ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky mit Blick auf die Quoten: "Ich hatte keine konkreten Erwartungen, deshalb bin ich nicht enttäuscht, aber das Zuschauerinteresse war auch nicht zufriedenstellend - und das obwohl Angelique Kerber sehr gute Leistungen gezeigt hat."

Man werde die Zahlen jetzt "in Ruhe analysieren und besprechen", so Balkausky, angesprochen auf mögliche Schlüsse für die Zukunft. Er verwies allerdings darauf, dass die Tennis-Rechte derzeit ohnehin alle vergeben seien. "In diesem Jahr war es eine besondere Konstellation, die dazu führte, dass wir überhaupt die Rechte erwerben konnten", sagte er zu DWDL.de. Ähnlich äußerte sich sein ZDF-Kollege Dieter Gruschwitz: "Wir werden weiter sehr interessiert die Entwicklung im Tennissport verfolgen. Bei allen künftigen Überlegungen muss auch immer die aktuelle Rechtesituation rund um die jeweiligen Tennisturniere berücksichtigt werden."

Und doch hat Tennis nach vielen trostlosen Jahren in diesem Jahr dank Angelique Kerber zumindest wieder einen Schritt aus der Randzone des Fernsehens gemacht. Als sie Ende Januar bei den Australian Open die Sensation perfekt machte, jubelten 2,55 Millionen Zuschauer bei Eurosport mit. Der kleine Sender konnte sich damals über mehr als 24 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe freuen. Bei Olympia drückten Kerber schließlich sogar über sechs Millionen Zuschauer die Daumen - das hat es lange nicht gegeben.

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