Eine "wichtige Mitteilung" kündigte die Schweizer Crew von Joiz am Montagabend über den Facebook-Account des Jugendsenders an. Per Hangman-Rätsel wurde nach etlichen Minuten mit reichlich Galgenhumor nichts weniger als das Aus des Kanals verkündigt: Joiz Schweiz "habe fertig", prangt es auf einem eilig nach draußen gestellten Flipchart. Vor mehr als fünf Jahren startete Joiz in Zürich, 2013 ging ein eigener Ableger für Deutschland an den Start. Dass nun ausgerechnet im Ursprungsland die Lichter ausgehen, überrascht doch.
In der Schweiz geht es nun offensichtlich ziemlich schnell. Der Verwaltungsrat des Senders habe die Bilanzen der beiden Schweizer Joiz-Firmen – Joiz Schweiz AG als Betreiber des Fernsehsenders und Joiz IP AG als Vermarktungsfirma – beim Konkursgericht Zürich wegen Überschuldung deponiert, teilte der Sender am Montagabend mit. Laut "Blick" erklärte Verwaltungsratpräsident Gaudenz Trapp, dass die für die Weiterentwicklung des Senders nötigen Gelder nicht zusammengekommen und auch Gespräche mit Schweizer Medienhäusern zwecks Übernahme gescheitert seien. Betroffen von dem plötzlichen Aus des Jugendkanals sind 75 Mitarbeiter, die sich 57 Vollzeitstellen teilten. Ob diese noch eine Möglichkeit bekommen, sich on-air von den Zuschauern zu verabschieden, ist unklar.
Klar ist jedoch: Der deutsche Ableger, der im vergangenen Jahr selbst in die Insolvenz schlitterte, wird das Mutterprogramm aus der Schweiz überleben. Für Joiz Germany liege das Angebot eines neuen Mehrheitsaktionärs vor, der den Sendebetrieb weiterführen wolle, heißt es dazu am Montagabend aus der Schweiz. Die Berliner Joiz-Crew darf dabei in Zukunft ein größeres Territorium bespielen: Nach dem Aus des Mutterprogramms wird der deutsche Ableger fortan nämlich schlicht auch in der Schweiz verbreitet.
Das deutsche Joiz hat sich in den vergangenen Monaten in Folge der Insolvenz und deren Überwindung gezwungenermaßen neu erfunden. "Wir haben den Sender erstmal komplett auf links gedreht. So haben wir zwölf Monate lang Erfahrungen gesammelt und letztendlich die offizielle Insolvenz hinter uns gebracht. Wir haben viel gelernt und es ist uns gelungen joiz neu aufzustellen", sagte Geschäftsführerin Britta Schewe im Juni im DWDL.de-Interview und erklärte, dass es dem Unternehmen den Umständen entsprechend gut gehe. "Anzunehmen, dass wir 2016 schwarze Zahlen schreiben, nachdem wir bis Mitte 2015 noch in der Insolvenz hingen, wäre jedoch vermessen", so Schewe, die auf der Suche nach neuen Partnern unter anderem auch mit RTL II You ins Geschäft gekommen ist.
Schewe selbst attestierte den Schweizer Kollegen im DWDL.de-Interview übrigens noch einen "enormen Unterschied im Businesscase", da sie "glücklicherweise eine einfachere Distribution" ohne Einspeiseentgelte haben und stellte eine verstärkte Zusammenarbeit in Aussicht. "Wir reden auch darüber, wie man inhaltlich intensiver zusammen arbeiten kann. Da müssen wir aber sehr sensibel vorgehen, denn das was joiz ausmacht, ist auch eine lokale Authentizität und da gibt es sprachliche Hürden. Aber wir profitieren gegenseitig voneinander", so Schewe. Auf diesen Profit, wie auch immer dieser ausgesehen haben mag, muss die Berliner Joiz-Crew künftig verzichten.