Die ARD hält an ihrem Vorhaben fest, im Oktober die Verfilmung von Ferdinand von Schirachs Theaterstück "Terror" (AT) zusammen mit einer anschließenden Diskussion bei "Hart aber fair" auszustrahlen. Das stellte ARD-Programmdirektor Volker Herres klar. Am Wochenende hatten die FDP-Veteranen Gerhart Baum und Burkhard Hirsch in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gefordert, den "Terror"-Fernsehabend aus dem Programm zu nehmen. Nach Ansicht der ehemaligen Bundespolitiker könnte das Theaterstück gegen das Grundgesetz verstoßen, weil es dem Publikum verfassungswidrige Gedanken nahelege.
"Terrror" beschäftigt sich mit der Frage, ob es in Ordnung ist, 164 Menschen zu töten, wenn man dafür 70.000 retten kann. Angeklagt ist ein Bundeswehrpilot, der eigenmächtig eine entführte Passagiermaschine mit 164 Menschen an Bord abgeschossen hat, um zu verhindern, dass Terroristen diese in die voll besetzte Allianz-Arena lenken. Die Entscheidung des Zuschauers soll auch zentraler Bestandteil des ARD-Projekts sein - kurz vor dem Ende des verfilmten Theaterstücks sollen diese nämlich darüber entscheiden, wie das Urteil ausfällt. Dafür hat Produzent Oliver Berben zwei alternative Enden gedreht. Im Anschluss daran ist eine Diskussion bei "Hart aber fair" geplant.
"Die von Gerhart Baum und Burkhard Hirsch aufgeworfenen Fragen sind hoch spannend und ein bereichernder Beitrag zur Diskussion. Genau deshalb haben wir die Verfilmung auch so eng mit 'Hart aber fair' verknüpft", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. "Denn hier ist das geeignete Forum, in dem sowohl das Zuschauervotum als auch die Hintergründe und sachlichen Grundlagen des Stücks von Ferdinand von Schirach (selbstverständlich inklusive der verfassungsrechtlichen Seite) aus unterschiedlichster Perspektive beleuchtet, bewertet und gewichtet werden können. Gerade darin liegt ja der Reiz des Abends!"
Für fragwürdig oder gar populistisch halte er von Schirachs Stück nicht, betonte Herres. "Denn hinter der konkreten Situation, die von Schirach für sein Stück gewählt hat, verbirgt sich doch eine ganz alte, grundlegende philosophische Frage, die hier auf aktuelle Weise neu gestellt wird. Und das übrigens in einer Form - nämlich der der Gerichtsverhandlung mit langen Argumentationsketten - die selbst hochreflexiv und diskursiv ist. Auf vordergründige Effekthascherei wird hier gerade verzichtet." Den Zuschauern werde die Verfilmung daher "einiges an Konzentration und gedanklicher Durchdringung abverlangen", so Herres weiter. "Gutes öffentlich-rechtliches Fernsehen muss substanziell und hintergründig sein; es muss aber zugleich auch kontrovers sein, es muss provozieren und polarisieren und zur Auseinandersetzung anregen. Einen Fernsehabend, der dies tut, werde ich deshalb, wie die Herren Baum und Hirsch fordern, auf keinen Fall aus dem Programm nehmen."
Das Gerichtsdrama soll zusammen mit Abstimmung und Diskussion am Montag, den 17. Oktober im Ersten gesendet werden. In den Hauptrollen spielen Burghart Klaußner als Richter, Florian David Fitz als Angeklagter, Martina Gedeck als Staatsanwältin und Lars Eidinger als Verteidiger.