Wen die Television Academy für ihre - wie immer in aller Kürze abgehaltenen - Nominierungs-Bekanntgabe auswählt, der, so zeigt es die Vergangenheit, kann sich schonmal berechtigte Hoffnungen machen, nicht leer auszugehen. Insofern war es ein gutes Zeichen für alle Fans der ABC-Sitcom "Black-ish", dass Anthony Anderson früh aufstehen durfte, um mit Lauren Graham - die wohl eher aufgrund der kommende Fortsetzung der "Gilmore Girls" dort stehen durfte und somit ohnehin erst im kommenden Jahr wieder Chancen auf eine Auszeichnung hat - die Nominierungen bekannt zu geben. Und nachdem Anderson die Anekdote zum Besten gab, dass er im vergangenen Jahr von seiner damaligen Nominierung als bester Hauptdarsteller in einer Comedy-Serie erst erfuhr, als er nach einem Flug sein Handy einschaltete und von Nachrichten und Anrufen überhäuft wurde, durften diesmal alle seinen Freudenausbruch live miterleben.
Denn Anthony Anderson darf sich erneut Hoffnungen auf eine Auszeichnung in dieser Kategorie machen. Durchsetzten müsste er sich dabei allerdings gegen eine starke Konkurrenz. Da wäre zum Beispiel Vorjahressieger Jeffrey Tambor für die Amazon-Serie "Transparent" zu nennen. Ebenfalls schon im vergangenen Jahr nominiert und nun erneut dabei: Will Forte für "The Last Man on Earth" und William H. Macy für "Shameless". Neu berücksichtigt wurden Thomas Middleditch, der für die HBO-Comedy "Silicon Valley" nominiert wurde - sowie Aziz Ansari für seine wunderbare Netflix-Serie "Master of None". Das Besondere bei Aziz Ansari: Er ist nicht nur als Darsteller, sondern auch als Autor und Regisseur nominiert, hat also gleich in drei Kategorien Hoffnung auf eine Auszeichnung.
Und da "Master of None" eine recht persönliche und von eigenen Erfahrungen inspirierte Serie ist, dürfte er sich auch einen Preis als "Beste Comedy-Serie" vor allem selbst ans Revers heften - denn auch in der Format-Kategorie steht "Master of None" auf dem Zettel, ebenso wie übrigens "Black-ish", wofür auch noch Tracee Ellis Ross als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, doch dazu gleich mehr. Zunächst mal zu den weiteren Nominierten in der Kategorie "Beste Comedy-Serie": "Silicon Valley", "Transparent", Vorjahressieger "Veep" und "Unbreakable Kimmy Schmidt" finden sich hier ebenso - und auch "Modern Family" bekommt nochmal eine Chance auf eine sechste Auszeichnung, nachdem man sich 2015 erstmals nach fünf Jahren geschlagen geben musste.
Kimmy Schmidt ist in diesem Jahr unterdessen nicht nur als Comedyserie an sich nominiert, auch die Darstellerin Ellie Kemper selbst kann sich Hoffnungen auf eine Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin im Comedy-Bereich machen. Neben der eben schon angesprochenen Tracee Ellis Ross kam zudem noch Laurie Metcalf neu auf die Nominiertenliste für ihre Hauptrolle in der HBO-Serie "Getting On" dazu. Und wenn es hier nicht reicht: Sie ist in diesem Jahr noch gleich zwei weitere Male nominiert: Für eine Gastrolle in "The Big Bang Theory" und für eine Gastrolle in "Horace and Pete" im Drama-Bereich. Lily Tomlyn für "Grace and Frankie" und Amy Schumer für "Inside Amy Schumer" komplettieren das Feld derer, die Julia Louis Dreyfus nach vier Emmy-Auszeichnungen in Folge endlich diesen Preis streitig machen wollen.
Drama-Serien: "Thrones" dominiert, "Mr. Robot" neu, "The Americans" entdeckt
Und damit zum Bereich der Drama-Serien - und da fallen ein erwarteter Neuling und ein schon überraschenderer Aufsteiger ins Auge: Das hochgelobte "Mr. Robot", das schon zu den Abräumern bei den diesjährigen Golden Globes gehörte, kann sich nicht nur Hoffnungen auf eine Auszeichnung in der Königskategorie machen, Hauptdarsteller Rami Malek ist auch selbst als bester Hauptdarsteller nominiert. Von der Academy bislang wenig beachtet und erst in der vierten Staffel so richtig entdeckt wurde die FX-Serie "The Americans". Ganze fünf Nominierungen gab's bislang für die ersten drei Staffeln - allesamt in Nebenkategorien. Für Staffel 4 kommen nun auf einen Schlag immerhin fünf dazu. Und die tauchen nicht unter "ferner liefen" auf: "The Americans" ist als beste Drama-Serie nominiert, Matthew Rhys als bester Hauptdarsteller, Keri Russell als beste Hauptdarstellerin - für beide ist es die erste Emmy-Nominierung überhaupt in ihrem Leben.
Ansonsten setzt sich das Nominierten-Feld im Dramaserien-Bereich aus den alt bekannten zusammen. "Better Call Saul", "Downton Abbey", "Homeland" und "House of Cards" stehen allesamt wieder auf dem Nominierten-Zettel - und natürlich auch "Game of Thrones", das sich im vergangenen Jahr erstmals die Auszeichnung in der Königskategorie sichern und damit den endgültigen Beweis antreten konnte, dass die Academy das Fremdeln mit Fantasy-Geschichten abschütteln konnte. Auch in diesem Jahr führt "Game of Thrones" übrigens die Liste der Nominierten mit insgesamt 23 Nennungen an - eine weniger als im vergangenen Jahr, aber dennoch eine beeindruckende Zahl.
Noch ein Blick auf die Schauspieler-Kategorien: Bei den Männern sind neben den beiden Neulingen Rami Malek und Matthew Rhys noch Kyle Chandler für "Bloodline", Bob Odenkirk für "Better Call Saul", Liev Schreiber für "Ray Donovan" und Kevin Spacey für "House of Cards" nominiert. Sicher ist damit: Es erhält in diesem Jahr jemand zum ersten Mal einen Emmy für seine Rolle. Vorjahressieger Jon Hamm ist nicht mehr dabei, weil "Mad Men" bekanntlich zu Ende ist. Bei den Damen kann Viola Davis aus "How to get away with Murder" ihren Titel hingegen verteidigen. Sie bekommt es neben der schon angesprochenen Keri Russell außerdem noch mit Claire Danes, die für ihre Rolle in "Homeland" schon 2012 und 2013 gewonnen hatte, Taraji P. Henson ("Empire"), Tatiana Maslany ("Orphan Black") und Robin Wright ("House of Cards") zu tun.
Limited Series: "American Crime Story" statt "American Horror Story"
Beim Blick auf die Limited Series fällt erstmal ins Auge, wer fehlt: "American Horror Story", bislang eigentlich immer bei den Emmy-Nominierungen hoch gehandelt, taucht in den wichtigen Kategorien diesmal nicht auf und bringt es mit der "Hotel"-Staffel auch insgesamt nur auf 8 Nominierungen - im Vergleich zu 19 im Vorjahr. Dafür ist "American Crime Story" mit "The People v. O.J. Simpson" derzeit ganz hoch gehandelt (insgesamt 22 Nominierungen und damit nur knapp hinter "Game of Thrones"). Mit Cuba Gooding, Jr. und Courtney B. Vance kommen zudem auch gleich zwei der Nominierten im Bereich der Hauptdarsteller in Limited Series / Movie aus dieser Serie, dazu noch die weibliche Kollegin Sarah Paulson.
Die weiteren Nominierungen als beste Limited Series: "American Crime", "Fargo" (insgesamt 18 Nominierungen), "Roots" und "The Night Manager" von AMC. Übrigens hat es über die Limited Series/Film-Kategorie auch der alte Emmy-Bekannte Bryan Cranston wieder auf die Nominierungsliste geschafft, diesmal für seine Rolle im HBO-Film "All the Way". Er bekommt es u.a. noch mit Benedict Cumberbatch ("Sherlock"), Idris Elba ("Luther) und Tom Hiddleston ("The Night Manager") zu tun. Bei den Damen sind noch Kirsten Dunst ("Fargo"), Felicity Huffman ("American Crime"), Audra McDonald ("Lady Day at Emerson's Bar & Grill"), Lily Taylor ("American Crime") und Kerry Washington nominiert - Letztere hatte 2013 und 2014 schon zwei Nominierungen für ihre Hauptrolle in "Scandal" erhalten, diesmal ist es aber für ihre Rolle im HBO-Film "Confirmation".
Deutlich weniger Nominierungen für HBO
Obwohl "Game of Thrones" die Nominierten-Liste erneut anführt: Für HBO war es ein eher ernüchterndes Jahr: Nach 126 Nominierungen im Vorjahr reichte es diesmal nur noch für 94 - die viel diskutierte Krise abseits von „Game of Thrones“ macht sich also auch bei den Emmys bemerkbar. Zwei Beispiele für die Malaise: "Vinyl" bekam gerade mal zwei Nominierungen (Vorspann und Make-Up), die zweite Staffel von "True Detective" nur eine für Sound-Mixing (bei der ersten waren es noch 13). Doch es ist Jammern auf hohem Niveau: HBO bleibt trotzdem Emmy-Liebling Nummer 1. Aufsteiger unter den Sendern ist FX das mit sagenhaften 56 Nominierungen (+18) noch vor Netflix liegt (+20 auf 54). Zum Vergleich: AMC erreichte wie im Vorjahr 24, Showtime 22 (+4), Amazon 16 (+4). Bei den Networks liegt NBC mit 41 Nominierungen vorn und konnte damit ABC und CBS (je 35) hinter sich lassen.
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