Mit "Beckmanns Sportschule" hat sich Das Erste fraglos für einen reichlich ungewöhnlichen und für viele irritierenden Abschluss seiner EM-Abende entschieden, für den das Team um Beckmann auch schon viel Kritik einstecken musste - auch von DWDL.de. In einem Interview mit der "Süddeutschen" äußert sich Beckmann nun ausführlich dazu und verteidigt das Experiment. Man hätte natürlich einfach "mit ein paar Intellektuellen und Fußball-Weisen" so diskutieren können wie immer.  "Dann wäre das Feuilleton befriedigt gewesen, womöglich", so Beckmann. "Aber will man als Zuschauer um Mitternacht Fußball nochmal artig kommentiert sehen?"

Dass dabei insbesondere zu Beginn nicht alles glatt gelaufen sei, räumt Beckmann ein. Bei den ersten beiden Sendungen habe man "zu nostaglisch gedacht". Es sei aber ein normaler Prozess, dass sich die Dinge erst einspielen müssen. Die teils harsche Kritik in sozialen Netzwerken und Medien nimmt er sportlich: "Wir haben polarisierendes Fernsehen gemacht und da müssen wir jetzt auch einstecken können", so Beckmann. Und weiter. "Vielleicht waren wir zu mutig, vielleicht haben wir etwas zu viel gewagt, aber warum nicht? Vielleicht war der Spagat etwas zu extrem, aber dann gehen wir eben mit einer Leistenzerrung raus und die ist dann wie bei Sami Khedira auch in ein paar Wochen verheilt. Das ist mir jedenfalls lieber als die Rückkehr zum langen Tisch und zu den breiten Stühlen. Wenn man nicht um Mitternacht etwas Beklopptes senden kann, wann dann?" Fernsehen werde jedenfalls nicht besser, wenn man nur auf Bewährtes setze.

Zudem verweist Beckmann auch mehrfach auf die guten Quoten der "Sportschule" - insbesondere auch beim jüngeren Publikum. Die bislang neun Ausgaben der "Sportschule" fuhren in der Tat übrigens stets beim jungen Publikum höhere Marktanteile ein als beim Gesamtpublikum ein - anders als zum Beispiel Lanz an seinen beiden Nach-EM-Abenden. Die Sendung hat also tatsächlich einen gewissen Verjüngungseffekt fürs Erste. Die Marktanteile schwankten zwsichen 17 und 34 Prozent und lagen der Kritik zum Trotz stets klar im Grünen Bereich.

Marktanteils-Trend: Beckmanns Sportschule
Beckmanns Sportschule

Beckmann äußert sich unterdessen auch kritisch zur allgemeinen Berichterstattung, die er seitens der Medien als so euphorisch wie nie empfindet. "Wenn der Bundestrainer und seine Spieler die Abschlusschwäche gegen Nordirland kritischer sehen als die Journalisten, und wenn sie für ihren Realitätssinn dann noch gescholten werden, dann ist doch etwas verrückt", so Beckmann. Weil Spieler abgeschirmt und gebrieft würden, habe es zudem inzwischen eine "irre Bedeutungshoheit bekommen, an- und abfahrende Busse zu zeigen. Am Hotel, am Stadion. Ich mein' Busse!" Zudem kämen ihm selbst die wenigen Interviewrituale wie "vorgedacht" vor. "Wenn Löw vor dem Italien-Spiel sagt: 'Die Vergangenheit ist kalter Kaffee. Ein frischer Espresso ist uns lieber', dann klingt das wie aus einer geheimen Gag-Manufaktur." Die "Sportschule" sieht er gewissermaßen als Gegenstück zum "regulierten Hochglanzprodukt", das der Fußball heute darstelle. Diesem wolle man "mit dem Unerwarteten entgegensenden".

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