Wer am Kiosk nach dem gedruckten „Handelsblatt“ sucht, um sich die erste Ausgabe von Deutschlands Wirtschafts- und Finanzzeitung in neuer Optik ganz klassisch zu Gemüte zu führen, der wird unter Umständen etwas länger suchen als bisher: Die naheliegendste Unterscheidung von allen anderen Tageszeitungen - der orangefarbene Header - entfällt als Orientierung am Point of Sale. „Handelsblatt“ steht jetzt in orange auf weiß auf der Titelseite - und geht beinahe unter. Blau-rote Themenkästen stehlen dem einst markanten Aufmacher und Titel der Publikation die Show.
Warum macht man bloß diesen Relaunch? „Ob Zeitungen modern sind, ist nicht nur eine Frage des Inhalts, sondern auch der Optik“, erklärt „Handelsblatt“-Chefredakteur Sven Afhüppe in seinem Editorial zum neuen Design auf Seite 3. Die Reduzierung der hauseigenen Farbe, sie nennt sich im Designer-Deutsch dann „gezielte Farbakzente“. Während Logo und Kopfzeile des neuen „Handelsblatt“ also auf Anhieb nicht überzeugen können, finden sich bei der Lektüre klügere Verbesserungen im Detail. In den Worten von Chefredakteur Afhüppe: Eine klarerere Typografie und aufgeräumtere Optik sollen „die relevanten Leitthemen des Tages hervorrheben“.
Die Änderungen sind allerdings weniger auffälliger als auf der Titelseite und dürften Gelegenheitslesern nicht direkt ins Auge fallen. „Wir setzen noch stärker auf thematische Schwerpunkte - inhaltlliche Präzision trifft auf optische Eleganz“, schreibt Chefredakteur Sven Afhüppe in seinem Editorial. Helfen soll dabei auch in der Zeitungsmitte eine Infografik-Doppelseite, die wie zuvor der Einstieg in die Zeitung mehr an eine ausgeruhte Wochenzeitung als Tagesaktualität erinnert. Die Ressort-Aufmacher sollen künftig zu Schwerpunktseiten werden, die jeweils ein Thema intensiv behandelt und analysiert wird. Inhaltlich neu ist eine feste Doppelseite über deutsche Familienunternehmen.
Verantwortlich für die neue Optik der Wirtschaftszeitung ist Melanie Petersen, Creative Director beim Handelsblatt und Anja Horn, Geschäftsführerin der Berliner Agentur Einhorn Solutions. Für Horn steht der Relaunch ganz unter dem Motto „Entschlackung und Pointierung“. Petersen betont: Mit der Übernahme von Gestaltungselementen aus der digitalen Welt will man komplexe Themen künftig besser vermitteln. Zunächst einmal aber muss der Leser bzw. die Leserin das „Handelsblatt“ aber am Kiosk finden.