Die neue Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Patricia Schlesinger, möchte in ihrer Amtszeit vor allem das rbb Fernsehen in Angriff nehmen. "Die Einschaltquote müssen wir verbessern. Wir möchten gesehen werden mit dem, was wir senden, aber nicht um jeden Preis, sondern mit gutem Programm", meint Schlesinger im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" und schränkt zugleich ein: "Ich will kein RTL-Fernsehen machen".
Schlesinger verweist etwa auf den Erfolg der Informationssendungen, weshalb auch über eine Verlängerung der abendlichen Nachrichtensendungen nachgedacht wird. "Aber das will ich zuerst mit den Direktoren, den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besprechen", erklärt Schlesinger in Bezug auf die "Abendschau" und "Brandenburg aktuell" gegenüber der "Märkischen Allgemeinen" und fügt hinzu, dass ihr auch die regionale Information am Morgen, die bislang nur in Form der Vorabendwiederholung stattfindet, wichtig sei.
Ihre Rundfunkanstalt will Schlesinger in alle Richtungen hin öffnen und bemüht dabei immer wieder das Bild des guten Freundes. "Ich möchte, dass der RBB wie ein guter Freund ist, nicht nur wie ein zufälliger Nachbar. Einen Freund suche ich mir aus, ich bin gern bei ihm", sagt Schlesinger etwa im "Tagesspiegel". Jeder in der Region solle beim rbb finden, was er sucht. "Nachrichten, Unterhaltung oder Sport – das Publikum muss wissen: Der rbb liefert, was der Zuschauer braucht".
Schlesinger wünscht sich zudem mehr identitätsstiftende Programme, wie dies ihrem bisherigen Sender, dem NDR, etwa mit "Inas Nacht" und "Neues aus Büttenwarder" gelungen sei. "Idealerweise müsste der Zuschauer, ohne oben auf das kleine Logo schauen zu müssen, 90 Sekunden nach dem Einschalten wissen: Ich bin beim rbb", äußerte sie sich gegenüber der "SZ" und erklärt das bisherige Fehlen solcher Sendungen mit der Finanzlage, die sich nun aber etwas verbessert habe. "Wir kommen finanziell jetzt auf ein Niveau, auf dem andere Sender seit Jahren sind. Dieses Geld muss ins Programm fließen, da gehört es hin. Dann müssen wir mutig überlegen, was an Formaten fehlt". Einer klassischen Talkshow erteilt sie aber schon jetzt eine Absage. "Brauchen wir wirklich noch eine politische Talkshow? Vielleicht können wir uns etwas anderes überlegen als eine Sendung, in der fünf Gäste auf Stühlen um einen Moderator sitzen", reagiert Schlesinger auf einen Vorschlag des "Tagesspiegels".
Auch wenn Schlesinger die Einschaltquote verbessern will: Allein um die Quote gehe es ihr nicht, betont sie im "Tagesspiegel". "Ich komme aus einem eher ernsten Metier, für mich ist der Hauptpunkt Relevanz, das heißt zugleich Intelligenz. Auch intelligente regionale Unterhaltung kann relevant sein", meint Schlesinger. "Für mich heißt es nicht Qualität oder Quote, sondern Qualität und Quote. Ich halte es mit Jürgen Flimm: Das schönste Theater ist ein volles Theater", so Schlesinger.