Das ZDF will am Donnerstag beim Fußball-EM-Spiel zwischen Deutschland und Polen auch live über mögliche Ausschreitungen im Stadion berichten und hat die Kamera-Einsatzpläne entsprechend optimiert. "Am kommenden Donnerstag werden wir das Spiel Deutschland - Polen mit zehn eigenen Live-Kameras begleiten, einige davon sind auch für ergänzende Bilder vom Spiel vorgesehen", bestätigte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem "Handelsblatt". "Sollten aus unserer Sicht journalistisch relevante Situationen im Weltbild nicht angeboten werden, können wir mit diesen Kameras je nach Lage reagieren."
Der Mainzer Sender reagiert damit auf die umstrittene Bild-Politik der Uefa, die beim Spiel zwischen England und Russland keine Live-Bilder der tretenden Hooligans zur Verfügung gestellt hatte. Der Fußballverband begründete seine Entscheidung damit, keine Gewaltszenen im Fernsehen zeigen zu wollen, stieß damit aber auf Unverständnis bei ARD und ZDF. Gruschwitz hatte bereits erklärt, man habe "deutlich angemerkt", dass man mit dem Bildangebot nach Abpfiff des Spiels nicht zufrieden gewesen sei. Ähnlich äußerte sich ARD-Teamchef Jörg Schönenborn: "Wir haben die Uefa aufgefordert, uns solche Bilder kurzfristig zur Verfügung zu stellen."
Zugleich kündigte er an, derartige Vorfälle wie am vergangenen Wochenende mit eigenen Teams und Kameras dokumentieren zu wollen. Bislang waren dem "Handelsblatt"-Bericht zufolge bei EM-Spielen ohne deutsche Beteiligung meist nur wenige EB-Teams im Stadion, die jedoch keine Live-Bilder liefern können, weil ihre Bildmaterial eigentlich für die Nachberichterstattung gedacht ist. Noch ist unklar, ob die Uefa nach der Kritik von ARD und ZDF ihre Bildzensur lockern wird. "Mit der Uefa sind wir weiter in einem konstruktiven Dialog über das notwendige Bildangebot", ließ ZDF-Sportchef Gruschwitz wissen - was auch immer das am Ende konkret bedeuten wird.