Als ProSieben Ende des vergangenen Jahres darüber informierte, wie man den Abgang von Stefan Raab zu kompensieren gedenkt, da wurden neben Shows und US-Serien auch Reportagen und Magazine als eine wichtige Säule genannt. Das ist vermutlich keine allzu schlechte Idee, schließlich ist es längst nicht nur die Unterhaltung, die dem Sender gute Quoten beschert. "Galileo" und "taff" sind schließlich derzeit so erfolgreich wie lange nicht mehr (DWDL.de berichtete) und wenn Stefan Gödde für ProSieben in der Vergangenheit nach Tschernobyl oder Nordkorea reiste, dann konnten sich die dort entstandenen Reportagen stets sehen lassen.

Genau daran möchte ProSieben anknüpfen - und um noch einmal zu unterstreichen, wie ernst man es mit der Information meint, lud der Sender am Dienstagabend eigens nach Hamburg ein, um der versammelten Presse einen Eindruck davon zu vermitteln, was genau man für die kommenden Monate in diesem Bereich plant. Mit dabei sind gleich drei neue Wissenssendungen, die im Laufe des Jahres neu ins Program genommen werden sollen. "So viele neue Wissens-TV-Programme sind bei ProSieben noch nie in so kurzem Abstand gestartet", sagte Senderchef Daniel Rosemann.

Los geht es bereits am 11. Juli mit der Reportage-Reihe "Uncovered", für die der Journalist Thilo Mischke - cool, aber nicht aufgesetzt - vor der Kamera steht. Mischke nimmt die Zuschauer darin in Schattenwelten mit, darunter die bisweilen äußerst erschreckende Welt der japanischen Mafia Yakuza. Die in Hamburg gezeigten Ausschnitte lassen hoffen, dass dem Sender hiermit ein sehenswertes Format gelungen ist - auch weil Mischke mit einer erstaunlichen Portion Mut an seine Begegnungen herangeht. "Mein Studio ist die Welt", sagt der junge Mann und erweckt dabei den Eindruck, es durchaus ernst zu meinen mit seiner Neugier. Geplant ist die Ausstrahlung von "Uncovered" für die Schiene am späten Montagabend.

Im weiteren Verlauf des Jahres startet dann auch "Inside mit Stefan Gödde", quasi eine Auskopplung seiner erfolgreichen "Galileo"-Reisen. Der Moderator will sich Ländern nähern, von denen durch Propaganda nur ein sehr starres Bild verbreitet ist, und damit also streng genommen dort weitermachen, wo er zuletzt aufhörte. Ein Film über den Iran sollte eigentlich längst im Kasten sein, doch strengere Einreisegenehmigungen machten die Pläne des Senders erst mal zunichte. In den kommenden Wochen will Gödde zusammen mit seinem Team jedoch einen weiteren Anlauf wagen, um doch noch die Menschen im Iran und ihr Alltagsleben vorzustellen zu können.

Stefan Gödde© ProSieben/Jens Koch

Darüber hinaus zieht es ihn für "Inside" noch nach China, Russland und Fukushima. "Ich habe sehr viele Zeitzonen kennengelernt und sehr wenig geschlafen", fasst Stefan Gödde die bisherigen Dreharbeiten zusammen. Zeit zum Verschnaufen wird jedoch kaum bleiben, sollte der Iran-Trip im zweiten Anlauf nun doch noch in die Tat umgesetzt werden. Und dann ist da auch noch ein neues Reportermagazin namens "Follow Us", für das ProSieben nichts weniger verspricht als "eine neue Form des Storytellings". Die Sendung sei ans Internet angelehnt und soll "schnell, unmittelbar und authentisch" werden, wie es heißt. Auf den Wahrheitsgehalt lässt sich das allerdings noch nicht überprüfen, weil hiervon aktuell noch keine Bilder vorliegen, doch ProSieben lässt zumindest durchscheinen, dass die Macher des Magazins verstärkt auf "Selfie-Optik" setzen wollen, was zunächst durchaus ungewöhnlich, ein Stück weit auch  klingt.

Doch bei aller Euphorie um die Neustarts gilt es, "Galileo" nicht zu vernachlässigen. Deutlich aktueller sei die Sendung zuletzt geworden, sagen die Verantwortlichen und blicken zufrieden auf die gestiegenen Quoten der letzten Monate. Aufmerksamkeit verspricht sich die Redaktion, wenn sich "Galileo" vom 18. Juli an eine Woche lang an Virtual Reality. Das könnte tatsächlich ganz spannend werden, weil es jeden Tag Beiträge geben soll, die zwar linear funktionieren, gleichzeitig aber in einer VR-Version fürs Smartphone über die App zur Sendung ein dreidimensionales Miterleben ermöglichen. Und wer will, kann "Galileo" während der Aktionswoche sogar aus der Perspektive von Moderator Aiman Abdallah persönlich im Studio erleben.

Es mag eine Spielerei sein, doch faszinierend ist diese Art von Fernsehen allemal - vorausgesetzt, sie wird richtig eingesetzt. Zusammen mit dem Vorhaben, neue Formate mit einer gewissen Relevanz an den Start bringen zu wollen, bleibt also zunächst einmal ein positiver Eindruck von der ProSieben-Präsentation in der Hansestadt. Jetzt gilt abzuwarten, ob sich auch die Zuschauer mit dieser etwas veränderten Programmausrichtung anfreunden können, hinter der zwar kein völliger Kurswechsel steht, aber doch zumindest der Versuch, an manchen Stellen den Klamauk zu reduzieren. Grundsätzlich kann etwas Abwechslung zwischen all der Unterhaltung im Programm ganz sicher nicht schaden.

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